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Deutsche Umwelthilfe e.V.

Beschlossene Dieselrußförderung schafft Kaufanreize ausgerechnet für ungefilterte Neuwagen - Bundestag und Bundesrat müssen "Lex Smart" nachbessern

Berlin (ots)

Deutsche Umwelthilfe kritisiert einseitige
Ausrichtung der Partikelfilterregelung auf Altfahrzeuge - 
DaimlerChrysler nutzt fehlende Regelung für Diesel-Neufahrzeuge 
schamlos aus und präsentiert mit dem Dodge Caliber und dem Smart 
gleich zwei neue Pkw-Modelle ohne geregelten Partikelfilter - Schweiz
plant ab 2007 Zulassungsstopp für ungefilterte Diesel-Pkw
10. November 2006: Die von der Finanzministerkonferenz am 
9.11.2006 beschlossene Regelung für den Partikelfilter ist ein 
Lehrstück für das Zustandekommen von Gesetzen in Deutschland. Gegen 
die Interessen großer Konzerne kann und will die Politik 
offensichtlich nicht handeln. Wie Politiker die Bevölkerung hingegen 
wirkungsvoll vor Feinstaub schützen, macht uns die Schweiz vor: Hier 
können ab 2007 Diesel-Pkw und Kleinbusse, die den Euro 5 Partikelwert
von 5 mg/km nicht einhalten, nicht mehr zugelassen werden.
Der gestern als "Durchbruch" gefeierte Beschluss der deutschen 
Landesfinanzminister hingegen wird nur für Diesel-Altfahrzeuge eine 
positive Wirkung entfalten. Dieser Teil der Regelung ist ein Erfolg: 
Endlich ist die von der Deutschen Umwelthilfe erstmals vor vier 
Jahren eingeforderte Nachrüstförderung von Diesel-Pkw in greifbare 
Nähe gerückt: Für Diesel-Neufahrzeuge hingegen begünstigt der 
Beschluss zukünftig ausgerechnet schmutzige Diesel-Pkw. Wenn 
Bundestag und Bundesrat nicht nachbessern, werden zukünftig 
ungefilterte Diesel-Pkw absurderweise in der Anschaffung um einige 
hundert Euro billiger sein als gefilterte Diesel-Neuwagen.
Wie kam es zu dieser peinlichen Panne? Nach persönlicher 
Intervention von DaimlerChrysler Chef Dieter Zetsche Mitte Mai 2006 
gegen eine ursprünglich geplante Strafsteuer von 300 EUR bei der 
Erstzulassung von Dieselstinkern strichen die Landesumweltminister 
diese Passage. Vielleicht hielten auch manche Politiker eine solche 
Malus-Regelung nicht mehr für notwendig. Hatten nicht alle 
Autohersteller zugesagt, zukünftig sowieso nur noch saubere 
Diesel-Pkw zu verkaufen? So verkündete ein Vertreter des Verbandes 
der deutschen Automobilindustrie bei einer Anhörung von 
Staatssekretärin Astrid Klug im Deutschen Bundestag am 1. Juni 2006, 
die deutschen Automobilhersteller würden ab 2007 nur noch Diesel-Pkw 
mit Partikelfilter verkaufen.
Doch solche Zusagen werden gerade von Shareholder Value 
getriebenen Unternehmen selten eingehalten. Kaum war die einmalige 
Strafsteuer für Dieselstinker vom Tisch, brach DaimlerChrysler-Chef 
Zetsche die Zusage seines Vorgängers und entwickelte einen neuen 
Smart ForTwo ohne geregelten Partikelfilter. Kostenvorteil nach 
Berechnung der DUH: ganze 150 Euro. Negative Folge: Der gestern in 
Stuttgart vorgestellte "Dreckspatz von Mercedes" stößt mehr Feinstaub
aus als ein moderner Stadtbus.
Die DUH hofft nun auf eine Nachbesserung des Beschlusses im 
Gesetzgebungsverfahren: "Wir hoffen sehr, dass den 
Bundestagsabgeordneten die Gesundheit der Menschen und die 
Bewohnbarkeit unserer Städte mehr am Herzen liegen als das Interesse 
rückständiger Automobilhersteller. Das schamlos durch 
Daimler-Chrysler ausgenutzte Schlupfloch für Diesel-Neufahrzeuge muss
geschlossen und die ursprünglich geplante Strafsteuer für 
Dieselstinker eingeführt werden", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer 
Jürgen Resch. Die DUH rechnet mit Nachahmungstätern. Neben dem Smart 
präsentierte der Stuttgarter Autohersteller im Sommer bereits den 
Mittelklassewagen Dodge Caliber als Billigauto ohne geregelten 
Dieselpartikelfilter. Auch asiatische Automobilhersteller wollen 
offensichtlich diese Gesetzeslücke ausnützen und ungefilterte 
Kleinwagen in Deutschland verkaufen.
"Das Verschmutzungsprivileg für Diesel-Pkw muss endlich 
flächendeckend fallen", sagte Resch. "Wer heute noch neue Diesel-Pkw 
ohne geregelten Filter auf den Markt bringt, muss für diese 
demonstrative Ignoranz einen Preis zahlen". Die DUH fordert deshalb 
eine einmalige Strafsteuer für Neufahrzeuge ohne geregelten Filter in
Höhe von 300 Euro, wie sie von Umweltpolitikern des Bundes und der 
Länder vor der Intervention von DaimlerChrysler vorgesehen war. "Eine
solche Regelung würde sehr schnell dazu führen, dass rußende 
Diesel-Neufahrzeuge vollständig vom Markt verschwinden."
Von DaimlerChrysler verlangt die Deutsche Umwelthilfe, auf den 
Verkauf des "Schmutz-Smarts" solange zu verzichten, bis der nun für 
2008 angekündigte geregelte Partikelfilter serienmäßig eingebaut 
wird. "Ein Dreiliterauto mit schmutzigem Diesel wird in Deutschland 
nicht zu verkaufen sein. Darauf wird auch die DUH mit ihrer bereits 
angelaufenen Informationskampagne hinwirken. Selbst Mitarbeiter von 
Smart Autohäusern zeigen sich entsetzt, dass der neue Smart ein 
Schmutzfink bleiben soll."
Die DUH sieht die Politik unter extremem Handlungsdruck, weil 
Dieselruß vor allem in Ballungszentren hauptverantwortlich für das 
Feinstaubproblem ist. Nach Abschätzungen der 
Weltgesundheitsorganisation WHO sterben allein in Deutschland 
jährlich etwa 75.000 Menschen vorzeitig an Feinstaub. Die 
Lebenserwartung aller Menschen in Deutschland sinkt dadurch 
durchschnittlich um fast ein Jahr.

Pressekontakt:

Für Rückfragen:
Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe e. V. - Bundesgeschäftsführer,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: Mobil: 0171 3649170, Fax: 030
258986-19, E-Mail: resch@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e. V. - Leiter Politik,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 258986-0, Fax: 030
258986-19, Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de

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