Alle Storys
Folgen
Keine Story von Schwäbische Zeitung mehr verpassen.

Schwäbische Zeitung

Schwäbische Zeitung: Aus der Zeit gefallen

Ravensburg (ots)

Sechs Worte von Ferdinand Piëch genügten, um Volkswagen in eine Krise zu stürzen. Mit dem lapidaren Satz "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn" entzog Piëch dem VW-Vorstandchef vor einer Woche das Vertrauen.

Gab sich Winterkorn zunächst noch kämpferisch, so ist sein Abgang wohl nur noch eine Frage der Zeit. Ein Vorstandsvorsitzender ist kaum zu halten gegen den Willen eines Aufsichtsratschefs, der überdies einer der größten Aktionäre ist.

Gemessen an seinen Erfolgen widerfährt Winterkorn Unrecht. Er hat diesen kaum regierbaren Koloss mit 600000 Mitarbeitern und 118 Werken saniert und an die Weltspitze geführt. Seitdem Winterkorn im Amt ist, stieg der Kurs der VW-Aktie um 350 Prozent. Mit beträchtlichem Geschick beschwichtigte er den mächtigen Betriebsrat, der bei Volkwagen traditionell ein Staat im Staate ist und sich als parallele Geschäftsführung versteht. Er bekam die niedersächsische Landesregierung mit ihrem eigentümlichen Vetorecht in den Griff. Und er arrangierte sich mit den Familien Porsche und Piëch, gegen die niemand in Wolfsburg regieren kann.

Nun hat ihn sein früherer Förderer Ferdinand Piëch fallen lassen. Der Aufsichtsratschef entschied sich dafür, Winterkorn öffentlich zu demütigen. Über seine Motive kann nur spekuliert werden. Kleine Makel der Marke VW genügen nicht, um die Entmachtung Winterkorns zu rechtfertigen. Manche vermuten hinter Piëchs Winkelzügen ein egoistisches Ziel: Der 77-Jährige wolle verhindern, dass Winterkorn ihn an der Spitze des Aufsichtsrats beerbt.

Der Leistung Piëchs gebührt Respekt, der undurchsichtige Mann mit dem verschmitzten Lächeln taugt als Romanheld. Doch als Manager ist Piëch aus der Zeit gefallen. Für eigensinnige Wirtschaftskapitäne ist kein Platz mehr in der globalisierten Wirtschaftswelt. Weltkonzerne wie VW müssen von Profis gelenkt werden, die sich an Zahlen, Fakten und Spielregeln halten. Das Schicksal eines Topmanagers darf nicht mit Halbsätzen besiegelt werden, geschweige denn vom Gutdünken eines greisen Milliardärs abhängen.

Pressekontakt:

Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
  • 16.04.2015 – 14:34

    Schwäbische Zeitung: Zeugin beobachtete Raubüberfall auf Ravensburger Juwelier

    Ravensburg (ots) - Auf einen Juwelier in der Ravensburger Innenstadt hat es am Mittwochnachmittag, gegen 15.40 Uhr, einen Raubüberfall gegeben. Vier bislang unbekannte Täter haben Uhren im Wert von mehreren zehntausend Euro erbeutet. Die beiden Angestellten, die zum Tatzeitpunkt im Laden waren, haben sie mit Tränengas besprüht. Eine Augenzeugin hat der ...

  • 15.04.2015 – 21:21

    Schwäbische Zeitung: Angst auf Vorrat

    Ravensburg (ots) - Die FDP will vors Bundesverfassungsgericht ziehen, Linke und Grüne geben sich empört: Die Aufregung um den jetzt erzielten Kompromiss bei der Vorratsdatenspeicherung ist beachtlich. Aber sie wirkt auch ritualisiert und ein wenig künstlich. Wer als Bürger die Befürchtungen der Opposition teilt, der möge ganz genau hinschauen, was da beschlossen werden soll und dann entscheiden, ob er noch immer ...

  • 15.04.2015 – 20:05

    Schwäbische Zeitung: Kauder entdeckt die Flüchtlinge

    Ravensburg (ots) - Das sind ungewohnte Töne von einem Mann, der doch eigentlich für Härte und Durchgreifen steht. Volker Kauder will noch viel mehr Flüchtlinge aufnehmen. Dafür könnte er sich in den nächsten Tagen viele Prügel von den Rechten holen. Die Grünen verärgert es, dass er gleichzeitig für die konsequente Abschiebung abgelehnter Asylbewerber plädiert. Vielleicht haben die heftigen Reaktionen auf ...