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Schwäbische Zeitung: Christian Wulff und die Würde des Amtes - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Der Mann beweist am Ende doch noch Mut. Christian Wulff lässt es drauf ankommen. Er schlägt das Angebot der Staatsanwaltschaft Hannover aus, das Verfahren gegen eine Geldbuße einzustellen. Denn eine Einstellung käme keiner vollständigen Entlastung gleich.

Sein Amt, seine Familie, seine Würde hat er bereits verloren, jetzt geht es ihm um seine weiße Weste. Es ist leider wahr, dass im Fall Wulff bisher alle Beteiligten keine gute Figur gemacht haben. Weder der Ex-Bundespräsident selbst, noch die Justiz, noch die Medien. Die Medien haben den Fall Wulff hochgespielt, als ob er sich schwerer Straftaten schuldig gemacht hätte. Die Justiz hat derart kleinteilige Ermittlungen geführt, dass viele sie als blamabel einschätzten. Überdies drang so viel an die Öffentlichkeit, dass auch das Ansehen der Ermittler Schaden nahm.

Am Anfang aber stand Christian Wulff selbst, der die sehr hohen Anforderungen nicht erfüllte. Erst hat er geschwiegen, dann geleugnet, dann gedroht. Bei alldem hat er nicht erkannt, dass das Amt Schaden nimmt mit einem Präsidenten, der im Landtag - vorsichtig gesagt - bei einer Antwort trickste. Der die Nähe von Wirtschaft und schillernden Geschäftsleuten vielleicht zu sehr suchte. Seine Anwälte meinen pathetisch, sie kämpften für die Würde des Bundespräsidenten a.D.. Doch was ist mit der Würde des Amtes?

Deutschland hat jahrzehntelang Bundespräsidenten gehabt, die beliebt und geachtet waren. Und über jeden Zweifel erhaben. Vielleicht gelingt es Wulff am Ende, seine weiße Weste zurückzugewinnen. Gut möglich, dass der Tatverdacht nicht hinreicht, überhaupt das Verfahren gegen Wulff zu eröffnen. Doch die Eignung für das höchste Amt im Staat, die ist und bleibt eine andere Sache. Sich legal zu verhalten, ist eine Voraussetzung für den obersten Mann im Staat, aber keine hinreichende Eignung. Auf diesem Posten ist und bleibt eine Vorbildfunktion gefragt.

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