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HDP-RP: In der Polizeigeschichte geforscht /Absolventen der Hochschule der Polizei stellten ihre polizeigeschichtlichen Forschungsarbeiten am Campus Hahn vor.

HDP-RP: In der Polizeigeschichte geforscht
/Absolventen der Hochschule der Polizei stellten ihre polizeigeschichtlichen Forschungsarbeiten am Campus Hahn vor.
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Büchenbeuren (ots)

Die Präsentation von Bachelorarbeiten an der Hochschule der Polizei über die Polizeigeschichte stieß auf große Resonanz. Neben Vertretern der Polizei sowie der Uni Trier lauschten auch Dr. Beate Welter, Leiterin der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert sowie Bürgerinnen und Bürger aus den Gemeinden Guntersblum, Marienborn und Zornheim den Vorträgen.

Welche Rolle hatte die Polizei während der NS-Diktatur und welche Schlüsse ziehen junge Polizeikommissaranwärter daraus für das heutige Verhältnis von Rechtsstaatlichkeit, Macht und Moral, von Unrecht und Gewissen? Diesen Fragen gingen acht Absolventen und eine Absolventin des 7. Bachelorstudienganges Polizeidienst an der Hochschule der Polizei nach. Am Donnerstag stellten sie die Ergebnisse einem interessierten Publikum vor. Ermöglicht wurde der Blick in die nationalsozialistische Vergangenheit durch eine Kooperation der Hochschule mit dem Landesarchiv Speyer. Deren Leiter, Dr. Walter Rummel, ermöglichte die Erforschung von Original-Akten, beispielsweise zu Fällen über das Machtinstrument der "Schutzhaft". Diese Unterlagen über die Geschichte der Polizei in der NS-Zeit auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz standen zur erstmaligen Auswertung zur Verfügung. Dabei handelte es sich um Akten der Ordnungspolizei im Landkreis Mainz, der Geheimen Staatspolizei Neustadt aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg sowie Unterlagen über die "Entnazifizierung" aus der Nachkriegszeit. Der Leiter der Hochschule der Polizei, Friedel Durben, sprach von einem beachtenswerten Kooperationsprojekt der Hochschule mit dem Landesarchiv Speyer. "Ich freue mich, dass Sie sich auf das Wagnis eingelassen haben, sich mit historischen Akten zu befassen und eine Thesis verfasst haben, die historischen Ansprüchen genügt", dankte Durben den Absolventen sowie Polizeirat Thomas Wimmer und Dr. Walter Rummel, die die jungen Geschichtsforscher während ihrer Arbeit begleiteten. Ziel des Projektes "Polizeigeschichte" im Rahmen des Bachelorstudienganges Polizeidienst sei, dass die Studierenden schon sehr früh anhand der gewonnenen Erkenntnisse ein polizeiliches Rollenverständnis entwickeln, das den Schutz der Grund- und Menschenrechte in den Vordergrund stellt. "Sie sollen an dem abschreckenden historischen Beispiel erkennen, dass sich polizeiliches Handeln stets an rechtsstaatlich-demokratischen Grundsätzen messen und an ethischen Maßstäben orientierten muss", so Dozent Wimmer. Dr. Walter Rummel erläuterte den interessierten Zuhörern die Grundlagen und Inhalte der Kooperation und zeigte den Weg von der ersten Kontaktaufnahme in den Archivräumen in Speyer über die Durchführung von Workshops bis hin zum Verfassen der Arbeit und zum Kolloquium, der Vorstellung und Verteidigung der Thesis-Arbeiten an der Hochschule der Polizei, auf. Während sich die Studierenden damals den Fragen der Gutachter stellen mussten, standen sie nun vor allem den Bürgerinnen und Bürgern aus den Gemeinden Guntersblum, Mainz-Marienborn und Zornheim Rede und Antwort. Zahlreiche Akten über Vorfälle aus diesen Gemeinden standen den jungen "Forschern" für ihre Auswertung zur Verfügung. Mit seinen Mitarbeiterinnen folgte auch Dr. Grotum von der Uni Trier vor dem Hintergrund eigener Forschung zur neueren und neuesten Geschichte den Fachvorträgen der jungen Polizeiforscher.

Polizeikommissar Schmitt untersuchte die Verwendung der Schutzhaft in der NS-Zeit als "Instrument zur Beseitigung von Regimegegnern". Die Polizeikommissare Müller und Hinck nahmen in ihrer gemeinsamen Arbeit die Schutzhaft im Dritten Reich in den Fokus. Inwieweit es dabei feste Strukturen gab, versuchten sie in ihren Recherchen herauszufinden. Polizeikommissar Junker untersuchte die Gewaltmaßnahmen im rheinhessischen Guntersblum im Rahmen der Novemberpogrome 1938. Er analysierte und bewertete polizeiliche Vernehmungen, die aufgrund des Verdachtes von Plünderungen, die offiziell streng verboten waren, geführt wurden. Dabei ging er konkret der Frage nach, inwieweit sich einzelne Vernehmungen widersprachen und wie intensiv bzw. halbherzig sich diese befohlene Aufklärung, die unter anderem gegen Polizisten und NSDAP- bzw. SA-Angehörige geführt wurden, gestaltete. Polizeikommissar Thiehove erforschte das Schicksal des polnischen Zwangsarbeiters Josef Krajewski während der NS-Diktatur. Die Polizeikommissare Simon und Vollmar beschrieben die "Sonderbehandlung", ein euphemistischer Begriff für Ermordung, und Exekution von NS-Zwangsarbeitern am Beispiel der polnischen Kriegsgefangenen Blazej Grabowski und Wladislaw Krenglicki. Dabei setzte sich die Arbeit insbesondere auch mit der Rolle der Institution der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) auseinander. Polizeikommissar Vorherr untersuchte das Entnazifizierungsverfahren des ehemaligen Kriminalsekretärs Otto Wilhelm Hemrich. Auf Grundlage der Entnazifizierungsakte wurden Tätigkeiten respektive Aufgaben des Gestapo-Beamten aufgezeigt und Plausibilitätsprüfungen unternommen. Diese erstreckten sich sowohl auf Zeugenaussagen als auch auf die Angaben und Rechtfertigungen von Hemrich selbst bezüglich seiner Aufgaben. Polizeikommissarin Wey untersuchte am Fallbeispiel des Entnazifizierungsverfahrens des "Hilfspolizisten" Johannes Roth aus Ludwigshafen, welche Maßnahmen und Strategien er anwandte, um die Schwere des gegen ihn erhobenen Vorwurfs, seine Handlungen im NS-Staat betreffend, zu mindern.

Nach den Vorträgen erhielt jeder der ehemaligen Studierenden einen Reader, in denen der empirische Teil der Arbeiten zusammengefasst wurde. Die Nachfrage nach diesem schriftlichen Ergebnis durch die Zuhörer war so groß, dass ein Nachdruck erforderlich wurde. Erfreut zeigten sich die Vertreter aus den Gemeinden auch über das Angebot des Leiters der Hochschule, die Ergebnisse der Polizeiforschung auch vor Ort zu präsentieren. In seinen Schlussworten dankte der Leitende Polizeidirektor Friedel Durben allen Beteiligten für die beachtenswerten Forschungsergebnisse. "Die Grundlage für die Fortführung des Projektes und die Erstellung zukünftiger Bachelorarbeiten auf dem Gebiet der polizeigeschichtlichen Forschung sei nun gelegt", sagte Durben mit Blick auf einige Studierende des 9. Bachelorstudiengangs, die in Kürze mit dem Forschen beginnen werden.

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