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Gestrandete Wale nach Erdbeben in Kamtschatka, Fake News oder wahr? Seebeben können zu Wal-Strandungen führen!

Gestrandete Wale nach Erdbeben in Kamtschatka, Fake News oder wahr? Seebeben können zu Wal-Strandungen führen!
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In zahlreichen Medien wurde über die Strandung von fünf Belugas, als Vorbote für das Erdbeben in Kamtschatka berichtet. Die Meldung entpuppte sich als Fake News, denn die Video-Aufnahmen der gestrandeten Belugas vor Kamtschatka stammten aus 2023. Zusammenhänge zwischen Seebeben und Wal-Strandungen sind jedoch möglich.

Am 30. Juli 2025 ereignete sich ein schweres Seebeben mit einer Magnitude von 8,8 vor der russischen Halbinsel Kamtschatka und löste einen Tsunami aus. Im Zuge der Berichterstattung tauchte ein Video von gestrandeten Belugas auf und sorgte für zahlreiche Falschmeldungen und Hilfeaufrufe im Internet zur Rettung der Wale. In verschiedenen Nachrichtenmedien wurde spekuliert, ob es sich bei der Strandung um einen Vorboten für das Erdbeben handeln könnte. Nur wenige Tage später wurde jedoch aufgedeckt, dass das Videomaterial aus 2023 stammt und viele Meldungen zum Erdbeben aus dem richtigen Kontext gerissen wurden. Die fünf Belugas wurden damals erfolgreich gerettet.

Seebeben gelten als mögliche Ursache für Wal-Strandungen

Auch wenn es sich bei den Berichten über die gestrandeten Belugas vor Kamtschatka in Bezug auf das aktuelle Erdbeben um Fake News handelte, sind Erdbeben als Ursache für Wal-Strandungen nicht auszuschließen. In der Vergangenheit wurden schon öfter Seebeben und Wal-Strandungen zeitlich nah beieinander dokumentiert. Jedoch ist bisher nicht bewiesen, ob es sich hierbei um eine Kausalität oder Korrelation handelt – zumal es viele andere Gründe für Wal-Strandungen gibt (Krankheit, Unerfahrenheit, Desorientierung).

Unterscheiden muss man in jedem Fall zwischen Seebeben und Tsunamis als dessen Folge. Aufgrund eines Tsunamis gibt es bisher keine dokumentierten Fälle von Strandungen – die Riesenwellen spülten also bisher keine Meeressäuger an Land. Ein ozeanisches Erdbeben verursacht jedoch zum einen eine Veränderung des magnetischen Felds und zum anderen Unterwasserlärm. Beides kann eine Desorientierung bei Walen auslösen, wodurch es zu Strandungen kommen kann.

Besonders beim Unterwasserlärm – durch Erdbeben oder auch durch uns Menschen verursacht – kann es zur Verletzung des sensiblen Gehörs der Wale kommen. Dadurch wird die Navigation beeinträchtigt und Wal-Strandungen sind eine mögliche Folge. Es gibt zahlreiche Fälle, in denen Wale aufgrund militärischer Aktivitäten/Übungen und dem Einsatz von Sonar gestrandet sind. Für Erdbeben gibt es hingegen nur ein paar wenige Fälle von Wal-Strandungen, bei denen man sich aber nicht zu 100 Prozent über einen Zusammenhang sicher ist. Dennoch sind Seebeben als Ursache für Strandungen nicht auszuschließen.

  • 2011 gab es ein Erdbeben in Neuseeland, und 48 Stunden zuvor kam es zu einer Massenstrandung von Grindwalen. Es kann sein, dass diese durch das Erdbeben verursacht wurde, es kann aber auch andere Ursachen haben – zumal Massenstrandungen in der Gegend nicht selten sind.
  • 2011 gab es auch ein Erdbeben in Japan; sieben Tage zuvor kam es zu einer Massenstrandung von Breitschnabeldelfinen. In einer Studie wurde jedoch belegt, dass es keinen Zusammenhang gab
  • 2015 sind in Chile nach einem Erdbeben über 300 Seiwale gestrandet, wobei eine Algenblüte aufgrund des El-Niño-Jahres als wahrscheinlichster Grund gilt – sprich, die Strandung fand zufällig zeitlich nah zum Erdbebengeschehen statt.
  • 2023, nach seismischer Aktivität in Sri Lanka, strandeten vierzehn Grindwale; hier wird spekuliert, dass das Beben der Hauptgrund sein könnte.
  • Eine Studie, die sich auf die Küsten von Washington und Oregon fokussierte, zeigte, dass Erdbeben die Wahrscheinlichkeit von Wal-Strandungen nicht erhöhte: https://www.mdpi.com/2076-2615/8/2/18

„Es ist bewiesen, dass Wale ihr Verhalten aufgrund von Unterwasserlärm verändern und, vor allem durch Desorientierung bedingt, auch stranden können. Was die magnetischen Felder betrifft, ist es sehr schwer herauszufinden, wie wichtig diese für die Wale sind und wie sie sie zur Orientierung nutzen. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die magnetischen Felder vor allem auf den langen Wanderungen mancher Wal-Arten eine wichtige Rolle spielen.“ – Tamara Narganes Homfeldt, Meeresbiologin bei WDC

Auch wenn sich das Video-Material von den gestrandeten Belugas vor Kamtschatka als Falschmeldung erwiesen hat, könnten Ereignisse wie diese im Zusammenhang mit künftigen Seebeben auftreten.

Whale and Dolphin Conservation (WDC) ist die weltweit führende gemein­nützige Organi­sation, die sich ausschließlich dem Schutz von Walen und Delfinen widmet. Im Rahmen von Kampagnen, politischer Überzeugungsarbeit, Bildung, Beratung, Forschung, Rettungs- und Schutzprojekten sowie Mitmach-Aktionen verteidigt WDC Wale und Delfine gegen die zahlreichen Gefahren, denen sie heute ausgesetzt sind. Das kommt auch dem Klima zugute, da Wale unsere Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel sind und eine wichtige Rolle im Ökosystem Meer spielen. WDC-Expert:innen arbeiten in nationalen, europäischen und internationalen Arbeitsgruppen, sind in allen relevanten internationalen Foren vertreten und haben direkten Einfluss auf maßgebliche Entscheidungen zur Zukunft von Walen und Delfinen. Wir sind Ansprechpartner:innen für Medien, Öffentlichkeit und Entscheidungsträger:innen.

WDC arbeitet als gemeinnützig anerkannte Körperschaft politisch unabhängig und finanziert sich über Spenden und Stiftungsmittel.

Unsere Vision: Eine Welt, in der alle Wale und Delfine in Freiheit und Sicherheit leben.

www.whales.org

Bianca König
Leiterin Kommunikation
WDC Deutschland
Telefon: +49 179 6787 186 oder +49 89 6100 2393

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