Alle Storys
Folgen
Keine Story von Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) mehr verpassen.

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)

++ BUND-Analyse von über 200 Kilogramm gesammeltem Müll: Einwegverpackungen verschmutzen Städte und Natur I Zur europäischen Woche der Abfallvermeidung sind Politik und Handel in der Verantwortung ++

Pressemitteilung

18. November 2025 I 144

BUND-Pressestelle

Tel.: 030 - 27586 - 109

presse@bund.net

BUND-Analyse von über 200 Kilogramm gesammeltem Müll: Einwegverpackungen verschmutzen Städte und Natur

Zur europäischen Woche der Abfallvermeidung sind Politik und Handel in der Verantwortung

  • BUND findet vor allem Einwegverpackungen und Plastik
  • Lebensmitteleinzelhandel und To-Go-Bereich sind verantwortlich für Müllflut
  • Mehrweg muss im Verpackungsgesetz zum neuen Normal werden

Berlin. Viele der rund 2000 Orts- und Kreisgruppen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sammeln regelmäßig Müll. Dieses Jahr haben Ehrenamtliche insgesamt über 200 Kilogramm Müll in Städten und in der Natur gesammelt. Anlässlich der am 21. November startenden europäischen Woche der Abfallvermeidung veröffentlicht der BUND die Ergebnisse der Müllsammelaktionen: Die gefundenen Verpackungen waren zu 95 Prozent Einweg.

Am häufigsten wurden Plastik und Einwegglas gefunden. Vor allem der Lebensmitteleinzelhandel und der To-Go-Bereich sind für den gefundenen Verpackungsmüll verantwortlich. Im Müll wurden alle großen Marken und Hersteller gefunden: Aldi, August Stork, Bahlsen, Burger King, Capri Sun, Coca-Cola, Corny, Durstlöscher, Ferrero, Haribo, Rewe, Kaufland, KFC, Katjes, Lidl, Mars, McDonalds, Mondelez, Nestle, Penny, Pepsi, Red Bull, Rewe, Trolli, Ültje, Unilever, Vivil. Einen weiteren relevanten Teil des Mülls machten zudem Zigarettenstummel und Kronkorken aus.

Janine Korduan, BUND-Expertin für Kreislaufwirtschaft: „Unsere Stichproben bestätigen das, was wir alle täglich sehen: Einwegverpackungen, vor allem aus Plastik und Glas aus dem Lebensmitteleinzelhandel und der To-Go-Verzehr verschmutzen unsere Städte und Natur an Land und im Meer. Dabei könnte der Einzelhandel mit seinen Milliardenumsätzen etwas gegen die Vermüllung der Meere und für unser Stadtbild tun und eine Mehrweg-Infrastruktur aufbauen. Damit wäre Mehrweg und Unverpackt einfach und überall verfügbar.“

Die einst erfolgreiche deutsche Mehrweg- und Recyclingindustrie ist aktuell durch billiges Neuplastik und hohe Energiekosten bedroht. Auch Billig-Plastikimporte aus China haben ihren Anteil daran. Neuplastikproduzenten profitieren zudem vom niedrigen Ölpreis für die Herstellung ihrer Produkte. Der BUND kritisiert, dass Investitionen in Mehrweg und Recycling auch deshalb nicht getätigt werden, weil der Industrie Planungssicherheit fehlt. Die Bundesregierung muss dafür ein ambitioniertes Verpackungsgesetz beschließen.

Korduan: „Die Politik kann die deutsche Recycling- und Mehrwegindustrie und gleichzeitig die Umwelt an Land und im Meer schützen, indem sie die Plastiksteuer auf die Hersteller umlegt und ein ambitioniertes Verpackungsgesetz beschließt. Wenn der Handel endlich die nötige Infrastruktur aufbaut, würde Neuplastik endlich teurer und Mehrweg zum neuen Normal und für alle verfügbar."

Dafür fordert der BUND von Umweltminister Schneider im Verpackungsgesetz, Mehrwegquoten in allen Bereichen festzulegen und Verpflichtungen diese umzusetzen. Andere Länder wie Frankreich, Spanien oder Portugal haben sogar Einwegreduktionsziele von bis zu 100 Prozent. "Deutschland muss nachziehen. Jetzt ist die Zeit zu investieren: für Umwelt und Unabhängigkeit von Öl- und Gaslieferanten. Das lohnt sich finanziell besonders für mittelständische Unternehmen und auf lange Sicht auch für den Staat“, ergänzt Korduan.

Hintergrund:

Spanien hat die EU-Plastiksteuer schon umgelegt, Italien und die Niederland folgen bald. Auch Großbritannien hat eine solche Steuer eingeführt. Deutschland zahlt die Kosten in Höhe von 1,4 Milliarden für diese Abgabe aus dem Bundeshaushalt. Ziel der EU-Plastiksteuer ist es, Plastik zu vermeiden und Recycling zu fördern. Mit der Steuer würden Importeure und nationale Produzenten finanziell belastet, die Plastikverpackungen aus Öl und Gas herstellen, statt aus Recyclingmaterial oder Mehrweg.

Das Verpackungsgesetz wird aktuell vom Umweltministerium überarbeitet. Der BUND fordert, dass mindestens 70 Prozent aller Getränkeverpackungen Mehrweg sind. Dieses Ziel soll gesetzlich festgeschrieben werden. Außerdem sollen Mehrwegsysteme auch in anderen Bereichen eingeführt werden – etwa bei Lebensmitteln, Kosmetik oder im Online-Handel. Hersteller sollten verpflichtet werden, den Aufbau und die Finanzierung von Mehrwegsystemen zu übernehmen, zum Beispiel aus Einnahmen aus den Lizenzentgelten. Mehrwegverpackungen sollten günstiger oder zumindest genauso teuer sein wie Einwegverpackungen.

Der BUND fordert, dass Mehrweg zur Pflicht beim Verzehr vor Ort und außer Haus wird. Dafür braucht es einfache Rückgaberegeln. Pfandsysteme sollten dafür ausgeweitet werden. Zusätzlich braucht es eine bundesweite oder kommunale Einwegsteuer, wie sie in Tübingen erfolgreich eingeführt wurde. Sie trägt nachweislich zu saubereren Städten bei und stärkt Mehrweg. Laut einer BUND-Umfrage aus dem letzten Jahr würde die Mehrheit Mehrweg im To-Go-Bereich bevorzugen, wenn es einfach und günstig wäre. Im Lebensmitteleinzelhandel entfallen rund 75 Prozent des jährlichen Umsatzes von über 300 Milliarden Euro auf Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe und Aldi. Diese Unternehmen verfügen damit über eine erhebliche Marktmacht, um Mehrweg- und Unverpackt-Angebote zu etablieren. Wirtschaftlich profitieren vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, etwa Hersteller von Flaschenwaschanlagen oder Transportbetriebe. Für Abfüller ergeben sich keine höheren Kosten. Damit der Umstieg auf Mehrweg gelingt, braucht es politische Rahmenbedingungen und Planungssicherheit.

Hinweis:

Als Umweltverband ist der BUND ein früher Risikoanzeiger, wenn es um Verbraucher*innenthemen geht. Der Verband bearbeitet mit Fachleuten Themen, bei denen eine potentielle Umwelt- oder Gesundheitsgefahr entweder gesichert oder zumindest strittig ist. Über Tests und Stichproben macht der BUND auf kritische Entwicklungen aufmerksam, fordert die Politik zum Handeln auf und macht damit das Vorsorgeprinzip stark. Ganze Testprogramme kann der Verband nicht finanzieren. Diese sind zudem Aufgabe des Staates.

Mehr Informationen:

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist mit rund 674.000 Mitgliedern und Unterstützer*innen einer der größten Umweltverbände Deutschlands. Seit 50 Jahren engagiert er sich unter anderem für eine ökologische Landwirtschaft, den Klimaschutz, den Schutz bedrohter Arten, des Waldes und des Wassers. Finanziert durch Spenden und Mitgliedsbeiträge ist der BUND unabhängig von Politik und Wirtschaft.

Hrsg.: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V., Nicole Anton (v.i.S.d.P.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin

Weitere Storys: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Weitere Storys: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)