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Bayerisches Fernsehen
"Wir wissen schon, dass es ein Leben außerhalb Bayerns gibt..."
Interview mit Josef Thalmaier
Montag, 24. April 2000, 21.30 Uhr

München (ots)

Thalmaiers Reisen - Weißblaue Notizen aus dem Chiemgau
   Montag, 24. April 2000, 21.30 Uhr, Bayerisches Fernsehen
Am Ostermontag geht Josef Thalmaier erstmals auf Reisen. Zum
Auftakt erkundet er den Chiemgau und begegnet mit bayerisch
humorvoller Art Menschen aus dieser Region (siehe auch Pressedienst
Bayerisches Fernsehen, Programmergänzung Woche 17/00; Redaktion:
Stefan Gundel).
Josef Thalmaier ist ein bayerisches Urgestein aus der Holledau.
Und "a Hund" wie er selbst sagt, was im Bajuwarischen so viel heißt
wie: Er ist einer, der sich nicht über den Tisch ziehen lässt. Mit 17
ist der gelernte Konditor aus dem Hopfenparadies nach München
gekommen, hat erst im Kolpingshaus gewohnt und dann seine Heimat im
Schlachthofviertel gefunden, in dem er auch heute noch, mehr als 40
Jahre später, mit seinem engsten Freundeskreis regelmäßig am
Stammtisch zusammenhockt. Die Schauspielerei hat ihn schon immer
fasziniert und so war es zwingend, dass er Torten Torten sein ließ
und auf die Bretter ging, die die Welt bedeuten. Zuerst nur auf
bayerische, denn "wenn ich vor 40 Jahren irgendwo vorgesprochen habe,
dann haben die gemeint, was spricht denn der da für a Sprach', als
Schauspieler spricht man Goethe-Deutsch. "Als bayerisch später "in"
wurde, kamen auch die überregionalen Rollen. So spielte Josef
Thalmaier mit Uschi Glas in den SAT-1-Serien "Anna Maria - eine Frau
geht ihren Weg" und "Silvia - eine Klasse für sich", sowie mit
Christine Neubauer in den BR-Filmen "Die unerwünschte Zeugin", "Mali"
und mit Francis Fulton-Smith in "Der Schandfleck" oder mit Hans
Clarin und Helmut Fischer in der RTL-Serie "Peter und Paul". Jetzt
hat der Thalmaier Sepp seine erste eigene Sendung: "Thalmaiers
Reisen", in der er in seiner augenzwinkernden Art sein Bayern und
"b'sondere Leit" mit all ihren Eigenheiten und Skurrilitäten
vorstellt.
Sind Sie eigentlich ein Grantler?
Thalmaier: Das kann man so nicht sagen. Ich bin eigentlich lustig.
Grantler sind ja Leute, die immer alles negativ sehen. Man kann über
einem Teller Suppe solange den Kopf schütteln, bis ein Haar in der
Suppe ist. Das bin ich nicht.
In "Thalmaiers Reisen" gehen Sie humorvoll an die Geschichten ran,
lehnen aber das kitschige Postkarten-Bayern ab. Was wollen Sie genau?
Thalmaier: Ich will das ehrliche, das echte Bayern zeigen,
Geschichten, die man so nicht kennt. Beispiel: Wir haben das Grab vom
Jennerwein, dem Wilderer, gesucht. Der war ja kein Theologiestudent,
sondern a richtiger Bazi. Also hat der Pfarrer gesagt, der kommt
nicht auf den Gottesacker. Viermal ist der umgebettet worden. Keiner
weiß, wo er jetzt wirklich liegt. Was ich suche, sind Typen, a guade
Haut, wie man in Bayern sagt Leute mit Eigenheiten, Leute über die es
sich lohnt, Geschichten zu erzählen.
Und die findet man nur in Bayern?
Thalmaier: Wir wissen schon, dass es ein Leben außerhalb Bayerns
gibt. Dass die auch den aufrechten Gang haben. Preiß'n halt. Aber
Bayern ist meine Heimat. Da kenne ich die Gepflogenheiten, die
Sprache. Ich bin verwurzelt in der Kultur. Außerdem habe ich durch
das Vorstellen der Städte bei den "Bayern Champions" viel gesehen und
kann das jetzt detailliert bearbeiten. Jede Stadt hat ihre Unikate
und ihre eigenen Geschichten. Die beste Bühne ist das wirkliche
Leben.
Können Sie sich vorstellen, außerhalb Bayerns zu leben?
Thalmaier: Eigentlich nicht. Ich hatte mal einen Spezi in der
Schulzeit, der wollte unbedingt zur Marine nach Kiel. Unvorstellbar
für mich. Sogar Dreharbeiten wären problematisch. Mir würde ganz
einfach die Sprache fehlen.
Sie sind, als Sie nach München kamen, quasi im Schlachthofviertel
"aufgewachsen". Was reizt sie an dieser Umgebung?
Thalmaier: Hier gab es meinen ersten Freundeskreis. Die Söhne der
Metzger, die heute alle die Geschäfte ihrer Väter übernommen haben.
Nicht, dass ich meine Weißwürste geschenkt bekomme. Aber der
Freundeskreis hat sich über Jahrzehnte gehalten. Auch wenn ich jetzt
mit meiner Frau in Laim wohne, komme ich regelmäßig zum Stammtisch.
Es sind grundehrliche Leute mit einer manchmal derben Sprache, aber
es gefällt mir. Und sie haben eine Art Understatement, das ich mag.
Auch wenn Millionengeschäfte gemacht werden, heißt das nur: "I hab'
halt a bisserl a G'schäft g'macht". Man will schon was haben, aber
man zeigt's nicht. Und einen etwas eigenartigen Humor haben sie auch.
Vor kurzem waren ein paar Freunde in einem Bistro. Also in einer
Umgebung, in der ihnen nix, aber auch gar nix gefiel. Und der Tisch
wackelte auch noch. Da hat einer eine Rolle Tausender
zusammengefaltet und unter ein Tischbein gelegt, damit wenigstens
etwas stimmte, nämlich der gerade Tisch ...
Sehen Sie ihre Spezln eigentlich im Fernsehen?
Thalmaier: Eher nicht. Wenn die um drei Uhr morgens auf dem
Schlachthof arbeiten müssen, können sie abends nicht fernsehen. Aber
die Frauen, die stehen auf mich. Und dann kommt schon mal so eine
Bemerkung wie: "Mei Frau hat die scho wieder g'seng, Sepp, musst a
guade Haut sei"...
Das kann man so stehen lassen ...
Das Interview führte Jürgen Berens.

Pressekontakt:

Josy Henkel, Telefon 089/5900-2108

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