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Bundesagentur für Arbeit (BA)

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im September 2000 sowie in den alten und in den neuen Ländern seit der Wiedervereinigung
Knapp 100.000 Arbeitslose weniger - Teil 6/11

Nürnberg (ots)

Der enorme Anstieg der Erwerbstätigkeit wurde im
Wesentlichen aus einem ungewöhnlich starken Zuwachs des
Erwerbspersonenpotenzials gespeist. Ausschlaggebend dafür waren
Zuwanderungen, und zwar sowohl von Deutschen wie von Ausländern: So
sind nach Öffnung der Mauer bis Ende 1992 rd. 1 Mio Menschen aus dem
Osten in den Westen Deutschlands gezogen, was nur zum kleinen Teil
durch Wanderungen in die umgekehrte Richtung kompensiert wurde.
Außerdem hat sich ein Saldo an Ost-West-Pendlern von rd. 350.000
aufgebaut. Darüber hinaus sind in den Jahren 1989 bis 1992 rd. 1,2
Mio Spätaussiedler in die Bundesrepublik gekommen. Schließlich war
auch die Zuwanderung von Ausländern anhaltend größer als die
entsprechenden Abwanderungen, und zwar vor allem wegen der
Asylwanderung. So haben in den Jahren 1989 bis 1992 rd. 1,0 Mio
Asylbewerber in der Bundesrepublik Deutschland Aufnahme gefunden.
Demografische Entwicklung und Veränderungen im Erwerbsverhalten
hatten dagegen zusammengenommen in diesen Jahren vergleichsweise
geringe Auswirkungen auf das Kräfteangebot.
Statistische Anmerkungen zur Entwicklung der Arbeitsmärkte in den
alten und neuen Ländern seit der Wiedervereinigung
Ein Rückblick auf die Entwicklung der Arbeitsmärkte in den alten
und neuen Ländern seit der Wiedervereinigung begegnet gravierenden
statistischen Problemen. Insbesondere gibt es seit den
Neuberechnungen der Erwerbstätigenzahlen durch das Statistische
Bundesamt (April 1999, August 2000) keine amtlichen Zahlen zur
Beschäftigung getrennt nach altem und neuem Teil des Bundesgebietes
mehr. Diese Revisionen erfolgten vor allem mit Rücksicht auf eine
vollständige Erfassung der geringfügig Beschäftigten. Darüber hinaus
sind die neuen Zahlen nur bis 1991 zurückgerechnet worden.
Um gleichwohl die grundlegend unterschiedlichen Entwicklungen in
West und Ost darstellen zu können, verwendet der vorliegende Text
Erwerbstätigenzahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB), die - zumal wegen der Aktualität der Revision
von August 2000 - nachdrücklich als erste vorläufige Schätzungen
qualifiziert werden müssen. Dasselbe gilt insbesondere für die
Angaben zu dem noch nicht abgeschlossenen Jahr 2000. Schätzungen des
Erwerbspersonenpotenzials bzw. der Stillen Reserve, die nicht
unabhängig von den revidierten Erwerbstätigenzahlen sind, konnte das
IAB kurzfristig nicht bereitstellen.
Bei den Angaben zur Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit und zu den
arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen handelt es sich durchweg um
jahresdurchschnittliche Bestandsgrößen oder deren Veränderungen;
monatliche Zahlen zur Erwerbstätigkeit liegen nicht vor. Die
Unterscheidung verschiedener Phasen der Entwicklungen (z.B. vom
Minimum einer Zeitreihe bis zu ihrem Maximum) kann anhand von
Jahresdurchschnittswerten naturgemäß nur annähernd gelingen. Angaben
zu Wanderungen von Deutschen und Ausländern sind dagegen Jahres- oder
Mehrjahressummen von Personen (Bevölkerung), die mit
jahresdurchschnittlichen Bestandsveränderungen, etwa des
Erwerbspersonenpotenzials, nur bedingt in Beziehung gesetzt werden
können.
Trotz des wanderungsbedingt außergewöhnlich starken Anstiegs des
Kräfteangebots hat sich von 1989 bis 1992 das unbeschäftigte
Erwerbspersonenpotenzial verringert. Jedenfalls ist die Zahl der
Arbeitslosen in diesem Zeitraum um 230.000 auf rd. 1,81 Mio gesunken;
dabei hatte sie sich von 1991 auf 1992 bereits um rd. 119.000 erhöht.
Dies belegt die Stärke des "Wiedervereinigungsbooms" auf dem
Arbeitsmarkt.
Rezession und anhaltende Wachstumsschwäche (1993 bis 1997)
Während die westdeutsche Wirtschaft von der vereinigungsbedingten
Sonderkonjunktur profitierte, erlebte das Ausland eine Rezession.
Nachdem der Wiedervereinigungsboom diese Einflüsse zunächst
überlagert hatte, wurden die monetären, haushalts- und
außenwirtschaftlichen Restriktionen dominant und Westdeutschland
geriet verspätet unter den Einfluss der weltweiten Rezession. Diese
ging in eine mehrjährige Phase schwacher Investitionen und
unbefriedigenden Wachstums über, die Anzeichen einer strukturellen
Standortkrise trug.
All dies wirkte sich negativ auf die Beschäftigung aus. So
verringerte sich die Zahl der Erwerbstätigen von 1992 bis 1994 um
knapp 0,6 Mio auf 30,88 Mio. Besonders ausgeprägt war der Rückgang
1992/93 mit rd. 350.000. In den Jahren darauf änderte sich die
Beschäftigung kaum; so gab es 1997 mit 30,81 Mio Erwerbstätigen rd.
70.000 weniger als 1994.
Besonders starke Einbußen der Erwerbstätigkeit verzeichneten -
abgesehen von den anhaltenden Schrumpfungsprozessen in der Land- und
Forstwirtschaft sowie im Bergbau - praktisch alle Zweige des
Verarbeitenden Gewerbes. Die Beschäftigung im Bau expandierte noch
bis Mitte der 90er Jahre leicht und brach anschließend ein. Im
Dienstleistungssektor wiesen praktisch nur noch die unternehmensnahen
Dienstleistungen, die Organisationen ohne Erwerbscharakter sowie das
Gastgewerbe Zunahmen auf.
- Es folgt Teil 7 -

Original-Content von: Bundesagentur für Arbeit (BA), übermittelt durch news aktuell

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