Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Juni 2000 - Teil 9/10
Die Abgänge aus Arbeitslosigkeit waren wie schon im Mai - aber anders als in den Monaten davor - etwas größer als im Vorjahr. Seit Januar beendeten 1,21 Mio Personen ihre Arbeitslosigkeit, 63.800 oder 5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Mehr als die Hälfte davon entfällt auf weniger Abgänge in Erwerbstätigkeit (-39.500 oder -6 Prozent auf 607.600); allerdings haben sich in den letzten beiden Monaten mehr Arbeitslose in Arbeit abgemeldet als im Vorjahr. Der Rückgang in der ersten Jahreshälfte beruht vor allem auf weniger Arbeitsvermittlungen (-24.800 auf 432.100), und zwar insbesondere auf weniger Aufnahmen regulärer Beschäftigung mit finanziellen Hilfen der Arbeitsämter (ohne Überbrückungsgeld: -49.600 auf 67.500), aber auch auf weniger Beschäftigungsaufnahmen am zweiten Arbeitsmarkt (ABM: -12.200 auf 95.700; traditionelle SAM: -2.000 auf 21.700). Vermittlungen ohne arbeitsmarktpolitische Hilfen haben dagegen deutlich zugenommen. Ausschlaggebend für den geringeren Abgang in Nichterwerbstätigkeit (-33.100 oder -7 Prozent auf 431.400) war, dass - im Zusammenhang mit der Aufhebung entsprechender Meldepflichten - erheblich weniger Personen wegen Nichterneuerung der Meldung ihre Arbeitslosigkeit beendet haben (-45.200 auf 86.000).
Die gemeldete Kräftenachfrage war im Juni wieder deutlich schwächer als vor einem Jahr. Seit Jahresbeginn wurden den Arbeitsämtern 534.200 Stellen gemeldet, 58.200 oder 10 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Zum Teil geht dieser Rückgang auf weniger ABM-Stellen zurück (-17.600 auf 117.000), auch weniger SAM OfW-Angebote spielen eine Rolle (-65.800 auf 24.900).
Die Stellenzugänge aus dem Verarbeitenden Gewerbe lagen mit 53.900 lediglich um 4 Prozent unter denen des Vorjahreszeitraumes. Mehr Angebote als im ersten Halbjahr 1999 meldeten insbesondere die Gummi- und Kunststoffindustrie (+27 Prozent auf 2.800), die Chemische Industrie (+20 Prozent auf 1.700) sowie die Medizin-, Mess-, Steuer-, Regeltechnik und Optik (+19 Prozent auf 2.400). Deutlich geringer waren hingegen die Meldungen der Recyclingwirtschaft, der Möbelindustrie sowie des Ernähungsgewerbes. Aus dem Dienstleistungsbereich gingen 345.900 Stellenangebote ein, 8 Prozent weniger als in der ersten Jahreshälfte 1999. Stark steigende Nachfrage war allerdings aus dem Bereich Datenverarbeitung und Datenbanken zu verzeichnen (+63 Prozent auf 3.700). Die Angebote von unternehmensnahen Dienstleistungen lagen (mit 67.600) in der Größenordnung des Vorjahreszeitraumes; jedoch haben die Stellenzugänge der stark expandierenden gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung kräftig zugenommen (+20 Prozent auf 29.800). Dagegen verringerten sich die Meldungen aus Handel und Kfz-Reparatur sowie dem Kredit- und Versicherungsgewerbe deutlich (-17 Prozent auf 51.500 bzw. -26 Prozent auf 4.000). Die Anpassungs- und Schrumpfungsprozesse der Bauwirtschaft schlagen sich auch in einem drastischen Rückgang der Stellenzugänge nieder; seit Januar gingen 85.500 Angebote ein, 22 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zum Teil dürfte dieser Rückgang aber auch die Folge des relativ milden Winters 1999/2000 sein.
Infolge der rückläufigen Stellenmeldungen gab es auch zuletzt deutlich weniger Arbeitsvermittlungen. So bahnten die Arbeitsämter von Januar bis Juni 439.400 Beschäftigungsverhältnisse über sieben Tage Dauer an, 55.000 oder 11 Prozent weniger als vor einem Jahr. Dies beruht ebenfalls auf weniger geförderten Beschäftigungsaufnahmen. Einschließlich jener in kurzfristige Tätigkeiten (-7.000 auf 38.700) wurden 478.100 Personen vermittelt, dies entspricht einer Abnahme von 62.100 oder 11 Prozent. Darüber hinaus fanden 17.100 Stellensuchende mit anderweitiger Unterstützung der Arbeitsämter eine Beschäftigung, nämlich: 14.300 mit Hilfe des SIS, 1.700 durch den AIS, 350 durch Zusammenarbeit mit Dritten und 700 durch Anbahnung einer selbständigen Tätigkeit. Insgesamt konnten durch Mitwirkung der Arbeitsämter von Januar bis Juni 495.200 Personen eine Erwerbstätigkeit aufnehmen.
Im Juni waren den Arbeitsämtern 68.600 Stellen gemeldet, 4.400 oder 6 Prozent weniger als vor einem Jahr (Mai: -8.200; April: -14.400). Dass der Stellenbestand - wenngleich immer weniger - unter dem des Vorjahres liegt, beruht auch auf weniger BSM.
Die Zahl der Kurzarbeiter ist wiederum leicht gesunken; sie war im Juni mit 25.700 um 3.500 kleiner als im Mai. Zur Abnahme trugen praktisch alle größeren Wirtschaftszweige bei, insbesondere der Bau (-1.800 auf 10.600). Den Vorjahresstand unterschritt sie mit -2.900 stärker als im Vormonat (-700). Im Durchschnitt wurde die Arbeitszeit praktisch unverändert um 51 Prozent reduziert (Vorjahr: 44 Prozent). Mehr als die Hälfte der Arbeitszeit fiel für 42 Prozent der Kurzarbeiter aus (Vormonat: 40 Prozent; Vorjahr: 30 Prozent).
Es folgt Teil 10
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