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"Panorama": "Das hätte ein Blutbad gegeben!" erstes Interview mit dem Kapitän des freigelassenen deutschen Frachters "Hansa Stavanger"

Hamburg (ots)

Der Kapitän der "Hansa Stavanger", Krzysztof
Kotiuk, hat sich erstmals zur Entführung seines Schiffes geäußert. In
einem Telefoninterview mit dem ARD-Magazin "Panorama" (Sendung: 
Donnerstag, 6. August, 21.45 Uhr, Das Erste) berichtet er von 
massivem psychischen Druck, den die Piraten auf seine Mannschaft und 
ihn ausgeübt hätten: "Non Stop waren schwere Maschinenpistolen auf 
unsere Köpfe gerichtet. Das war Psychoterror rund um die Uhr." Immer 
wieder sei es zu Scheinhinrichtungen gekommen. Ihm selbst wurde 
zweimal gesagt, dass er erschossen werden solle: "Die Männer zielten 
mit Gewehren auf mich und mir wurden die Augen verbunden. Ich war 
pitschnass vor Angst und stand kurz einem Herzinfarkt." Einer der 
Offiziere sei bei einer solchen Aktion zusammengebrochen.
Die Piraten seien besonders nervös und aggressiv gewesen, wenn 
Helikopter über dem Schiff kreisten. "Sie haben uns als menschliche 
Schutzschilde missbraucht." Auch von der kurzfristig abgesagten 
Befreiungsaktion der GSG 9 habe er an Bord gehört, die Piraten hätten
den geplatzte Einsatz über BBC Somalia mitbekommen. "Die 
Befreiungsaktion hätte keinen Erfolg gebracht, im Gegenteil, es hätte
ein Blutbad gegeben. Unsere ganze Mannschaft war ja auf der Brücke 
verteilt, es hätte viele Tote gegeben!"
Die Versorgung an Bord sei sehr schlecht gewesen. Seit Ende Mai 
hätten die Seeleute kein normales Essen mehr gehabt und von den 
Piraten Reis bekommen, den sie aus den geladenen Containern gestohlen
hätten. Hin und wieder hätten Somalis Ziegen auf das Schiff gebracht,
doch davon habe die Besatzung nur wenig abbekommen. "Das waren 
maximal zwei Kilo Fleisch und ein paar Knochen, für 24 Mann." Wasser 
habe es an Bord gegeben, allerdings von schlechter Qualität: "Wir 
haben das Schwitzwasser aus der Klimaanlage gesammelt." Das habe aber
nicht zum Duschen und Putzen gereicht. "Alles war sehr dreckig. Wir 
mussten uns mit 40 Personen eine Toilette teilen, die war ständig 
verstopft und wurde nie gesäubert."
Generell ginge es dem Kapitän und seiner Mannschaft dem Umständen 
entsprechend gut. "Wir sind alle sehr müde und froh, dass es vorbei 
ist. Das hat einfach zu lange gedauert."
Die "Hansa Stavanger" war am 4. April 2009 von Piraten gekapert 
worden. Vier Monate lang befand sich das Schiff in der Hand der 
Seeräuber. Am 3. August verließen die Piraten den Frachter, nachdem 
sich die Reederei und die Entführer auf eine Zahlung von angeblich 
zwei Millionen Euro Lösegeld verständigt hatten. Das Schiff ist nun -
begleitet von zwei Fregatten der Bundesmarine - auf dem Weg in die 
kenianische Hafenstadt Mombasa. Dort wird es nach 
"Panorama"-Informationen am Sonnabendvormittag erwartet.
6. August 2009

Pressekontakt:

NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2304
Fax: 040 / 4156 - 2199

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