Nahverkehrs-Ranking 2025: Münster, Potsdam und Schwerin sind top - Berlin, Lübeck und Dresden dagegen Flop
Berlin (ots)
Nahverkehrs-Ranking 2025: Münster, Potsdam und Schwerin sind top - Berlin, Lübeck und Dresden dagegen Flop
- Vergleichsportal Testberichte.de hat zum vierten Mal die ÖPNV-Preise von über 40 Städten verglichen
- Hamburg ist Aufsteiger des Jahres, Rostock rutscht am stärksten ab
- Preise für Einzeltickets seit 2021 um 24 Prozent gestiegen, Schüler-Monatstickets 11 Prozent günstiger
Berlin hat den teuersten Nahverkehr Deutschlands, Münster den günstigsten. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von Testberichte.de. Das Vergleichsportal hat zum vierten Mal die Angebote der Verkehrsbetriebe aller Landeshauptstädte und aller Städte mit über 200.000 Einwohnern verglichen. Herausgekommen ist Deutschlands umfassendstes Nahverkehrs-Ranking, alles auf einen Blick in einer übersichtlichen Tabelle und einer interaktiven Karte: https://www.testberichte.de/tb/nahverkehr-ranking-2025.html
Einzelfahrscheine: Schwerin, Kiel und Potsdam günstig - München, Augsburg und Hamburg teuer
Nur 2,50 Euro zahlt ein Erwachsener für eine Einzelfahrkarte zur Hauptverkehrszeit in Schwerin, gefolgt von Kiel (2,70 Euro) und Potsdam (2,80 Euro). Am teuersten ist die einfache Fahrt dagegen in den bayerischen Städten München (4,10 Euro), Augsburg (4 Euro) und Nürnberg (3,90); Hamburg liegt mit Nürnberg gleichauf. Im Durchschnitt kostet sie 3,47 Euro und damit 24 Prozent mehr als vor vier Jahren (2,80 Euro). Am stärksten stieg der Preis in Chemnitz: um 39 Prozent auf 3,20 Euro (von 2,30 Euro).
Tageskarten: Berlin, Nürnberg und Leipzig erstmals zweistellig
Auch bei Tageskarten ist Schwerin mit 5 Euro der Preissieger, gefolgt von Potsdam (5,90 Euro) und Saarbrücken (6 Euro). Berlin langt mit 10,60 am kräftigsten zu, knapp dahinter liegen Nürnberg (10,30 Euro) und Leipzig (10,20 Euro). Alle drei verlangen erstmalig einen zweistelligen Euro-Betrag. Im Durchschnitt kostet eine Tageskarte 8,17 Euro, das sind 19 Prozent mehr als vor vier Jahren (2021: 6,88 Euro). Auch hier stieg der Preis mit 39 Prozent am stärksten in Chemnitz - auf 6,40 Euro (2021: 4,60 Euro)
Günstig, aber kompliziert: Viele Städte bieten mittlerweile Luftlinientarife an
In Aachen, Bielefeld, Bonn, Freiburg, Köln, Mannheim und Münster werden neben dem pauschalen Kurzstreckenticket auch Luftlinientarife angeboten. Dabei wird nach gefahrenen Kilometern abgerechnet, ab einem Kilometer. In den Städten des VRR (Rhein-Ruhr Verkehrsverbund) haben Luftlinientarife sogar das frühere Kurzstreckenticket vollständig abgelöst. Es profitieren digital-affine Fahrgäste, die sich bei Fahrtbeginn mit ihrem Handy ein- und am Ende wieder auschecken. Zu viel bezahlt man mit so einem Tarif nicht, die Kosten sind beim Betrag einer Einzelfahrt gedeckelt. Bei mehreren Fahrten am selben Tag zahlen Fahrgäste maximal den Preis eines Tagestickets. Besonders fair und praktisch: In den meisten Städten in NRW gibt es auch einen Monatsdeckel. Er liegt mit derzeit 58 Euro beim Preis des Deutschland-Tickets (das allerdings, anders als der Luftlinien-Tarif, deutschlandweit gilt).
Freiburg hat die günstigste Kurzstrecke, Berlin die teuerste, Erfurt gar keine
Am wenigsten bezahlt man für die kürzestmögliche Strecke in Freiburg: 1,69 Euro (1,37 Euro Pauschale plus 0,32 Euro pro Kilometer). Am teuersten ist die Kurzstrecke in Berlin mit pauschal 2,60 Euro. In Lübeck wird die Kurzstrecke Montag bis Freitag vor 9 Uhr nicht angeboten, in Kiel nur im Bus. In Dresden und Chemnitz gibt es sie ausschließlich als 4er-Karte, in Erfurt gar nicht.
Vom Deutschland-Ticket profitieren fast alle
Die für Fahrgäste erfreulichste Entwicklung liegt bei den Preisen für Abo-Monatskarten - eine Entwicklung, die vor allem der Einführung des Deutschland-Tickets vor zweieinhalb Jahren zu verdanken ist. Am stärksten profitieren Pendler in Hamburgs Stadtgebiet, die vor vier Jahren noch 92,40 Euro pro Monat bezahlen mussten. Obwohl das Deutschland-Ticket mittlerweile nicht mehr 49 Euro wie zu seiner Einführung, sondern 58 Euro kostet, sparen Hamburger verglichen mit dem Abo-Preis von 2021 immer noch 37 Prozent. Es gibt nur vier Städte, in denen eine günstigere Monatskarte angeboten wird und die sich für Menschen eignet, die den Nahverkehr selten oder gar nicht über ihre Stadtgrenze hinaus nutzen: Magdeburg (50 Euro), Schwerin (45,83), Potsdam (41 Euro) und Münster (mit sagenhaft günstigen 31 Euro).
Schüler-Monatskarten: Preise weiter im Sinkflug - viele erhalten vergünstigtes Deutschland-Ticket
Die Preise für Einzelfahrscheine für Kinder (meist von 6 bis 14 Jahren) reichen von 1 Euro in Schwerin (Preis seit 2021 stabil) bis zu 2,40 Euro in Berlin und Mannheim (Durchschnitt: 1,93 Euro, 18 Prozent mehr als 2021 mit 1,63 Euro).
Bei Schüler-Monatskarten gab es wie schon in früheren Jahren auch diesmal wieder Preissenkungen - von bis zu 100 Prozent. Denn mit Hamburg und Schwerin folgten zwei weitere Städte dem Beispiel von Berlin und Rostock mit einem kostenlosen ÖPNV-Angebot für Schüler. Dabei ist Hamburg besonders großzügig - hier bekommen Schüler das Deutschland-Ticket für lau - und Schwerin besonders unbürokratisch: Dort muss man lediglich den Schülerausweis vorzeigen - er gilt als Fahrausweis (allerdings erst ab der 5. Klasse). Auch in anderen Städten fahren Schüler günstiger als früher. In Magdeburg werden für eine Schüler-Monatskarte nur noch 9 Euro fällig (77 Prozent weniger als 2021), in Wiesbaden und Potsdam wurden die Preise ebenfalls gesenkt - auf 15 Euro. Soviel bezahlen Schüler auch in den sächsischen Städten Chemnitz, Dresden und Leipzig, wie schon 2021.
Am anderen Ende der Skala liegen die Preise der Monats-Tickets für Schüler in Baden-Württemberg (Freiburg, Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart) mit 39,42 Euro, Saarbrücken mit 39,40 Euro sowie in Schleswig-Holstein (Kiel, Lübeck), den Städten des Rhein-Ruhr Verkehrsverbunds (VRR) und Bielefeld und Köln mit 38 Euro. Von teuer kann hier jedoch nicht die Rede sein, denn die Schüler erhalten dafür ein vergünstigtes Deutschland-Ticket. In Erfurt müssen Schüler dafür nur 33 Euro bezahlen - und in Hamburg gibt es dies wie bereits erwähnt sogar kostenlos.
Hunde fahren häufig kostenlos, Fahrräder sind nicht immer willkommen
In der Hälfte der Städte fahren große Hunde kostenlos, andernorts werden zusätzlich 1 Euro (Schwerin) bis 2,40 Euro (Berlin, Dresden, Leipzig, Mannheim) verlangt. Fahrräder dürfen nur in Chemnitz, Frankfurt, Mainz und Wiesbaden ohne eigenes Ticket mitgenommen werden, sonst werden für sie zusätzlich 1 Euro (Schwerin) bis 4,40 Euro fällig (VRR). Häufig dürfen Fahrräder ohne zusätzliche Kosten mitgenommen werden, wenn bestimmte Zeit- oder Gruppenkarten vorhanden sind oder auch generell außerhalb des Berufsverkehrs (Freiburg, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Mannheim, Saarbrücken und Stuttgart).
Wer sicher sein möchte, sollte ins Kleingedruckte schauen. Dort steht in aller Regel auch, dass es keine Mitnahmegarantie für Fahrräder gibt, wenn Verkehrsmittel ausgelastet sind. In Hamburg, Hannover, Magdeburg und München sind Fahrräder zumindest während des Berufsverkehrs überhaupt nicht zugelassen. Pendler, die Teilstrecken mit dem ÖPNV zurücklegen möchten, haben hier Pech gehabt.
Hamburg ist Aufsteiger des Jahres - Rostock größter Verlierer
Hamburg hat seit 2021 seine Preise nur moderat angehoben oder sogar teilweise gesenkt (das Tagesticket von 8,10 Euro auf 7,80 Euro), die Schüler-Monatskarte ist mittlerweile kostenlos (statt 30 Euro). Dadurch sind die Hanseaten, in unseren früheren Nahverkehrs-Rankings stets auf den hinteren Plätzen zu finden, um 26 Plätze nach oben geklettert und liegen jetzt auf Platz 12. Das erstplatzierte Münster schob sich nicht zuletzt wegen seines unschlagbaren "Münster-Abos" von 31 Euro um 11 Plätze nach oben. Dort stand 2021noch Schwerin, das jetzt Dritter ist. Potsdam bleibt Zweiter. Die anderen Städte des Ostens sind dagegen wegen deutlicher Preiserhöhungen um bis zu 47 Prozent (einfache Fahrt Kind von 1,50 Euro auf 2,20 in Chemnitz) im Ranking abgestürzt: Rostock um 25 Plätze, Dresden um 24, Chemnitz um 23, Halle um 17, Magdeburg um 14 und Erfurt um 9 Plätze. Dresden ist damit jetzt Drittletzter. Der Vorletzte Lübeck, in unseren bisherigen Nahverkehrs-Rankings immer letzter, hat die rote Laterne abgegeben und den Platz mit Berlin getauscht, das nun Schlusslicht ist.
Weitere Preiserhöhungen für 2026 stehen bereits fest
Das wird sich wohl nicht so schnell ändern, denn in Berlin stehen weitere Preiserhöhungen für 2026 bereits fest. Auch Bremen, Hamburg, München, Potsdam und der VRR haben schon höhere Preise für das kommende Jahr veröffentlicht. Und der Preis des Deutschland-Tickets steigt für alle - von 58 auf 63 Euro.
So haben wir ausgewertet
Ausgewertet wurden die Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) von 42 Städten (alle Städte über 200.000 Einwohner inklusive aller Landeshauptstädte, also auch Saarbrücken, Potsdam und Schwerin mit je unter 200.000 Einwohnern). Dabei wurden die Tarife für das jeweilige gesamte Stadtgebiet verglichen (z.B. 5000 in Frankfurt, AB in Hamburg, Preisstufe 2 in Lübeck).
Maßgebend waren die Konditionen, die werktags um 7:30 Uhr gelten. Betrachtet wurden die Preise von Einzelfahrscheinen (für Erwachsene, Kinder, Hunde und Fahrräder), die ohne Handy erwerbbar sind. Ausnahme Kurzstrecke: Wird hierfür ein Handy-Rabatt bzw. eine kilometergenaue Abrechnung per App angeboten (z.B eezy in NRW), wurde der niedrigstmögliche Preis gewählt (für 1 km Strecke). Auch dann, wenn es parallel einen pauschalen Kurzstrecken-Tarif gibt (dieser ist dann in der Spalte Bemerkungen zu finden). Andere Vorverkaufsrabatte (Braunschweig, Münster) wurden hingegen nicht berücksichtigt.
Bei Monatskarten für Erwachsene und Schüler wurde jeweils die günstigste für jeden erhältliche Abo-Version mit monatlicher Zahlweise gewählt (bei einer Laufzeit von höchstens 12 Monaten). Dies war für Erwachsene in den meisten Fällen das Deutschland-Ticket für 58 Euro. Bei Schüler-Monatskarten wurde im Zweifel das Modell für Schüler gewählt, die in der jeweiligen Stadt wohnen bzw. zur Schule gehen. Bei Rabattierung einzelner Monatsbeträge wie beispielsweise beim 365-Euro-Ticket.MVV in München wurde der Vergleichbarkeit halber als monatlicher Preis ein Zwölftel der Kosten für ein Jahr angenommen. Nicht berücksichtigt wurde, dass in einigen Städten die Kosten ganz oder teilweise erstattet werden, wenn Schüler mindestens 2 bis 5 Kilometer von ihrer Schule entfernt wohnen, einen gefährlichen Schulweg haben. Dies geschieht in der Regel nicht über die Verkehrsverbünde, sondern in teilweise komplizierten Antragsverfahren bei den Stadtverwaltungen oder Schulen.
Insgesamt wurden zu 10 Kriterien Einzel-Rankings erstellt (siehe Tabelle: alle Spalten, die das Wort "Platzierung" enthalten). Eines dieser Einzel-Rankings berücksichtigt die Kaufkraft (verfügbares Einkommen) in der jeweiligen Stadt, indem diese ins Verhältnis zum Preis für eine Erwachsenen-Einzelfahrkarte gesetzt wurde. Der Durchschnittswert aller Platzierungen bei diesen 10 Rankings ist maßgebend für die Platzierung einer Stadt in der Gesamtwertung.
Quellen:
- Internetseiten der jeweiligen Verkehrsbetriebe (Verlinkungen: siehe Tabelle, erste Spalte "Stadt") und telefonische Recherche. Erhebungszeitraum: 25.8. bis 29.10.2025.
- Einwohnerzahlen (2024): https://ots.de/mE1usa (abgerufen 25.08.2025)
- Verfügbares Einkommen: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Stand: 2022, Berechnungsstand: August 2023 (Blatt "2.4"): https://ots.de/erBgVt (abgerufen 25.08.2025)
Umgang mit Fehlern im Ranking
Wenn wir trotz unserer gründlichen Recherche einen Fehler gemacht haben, bitten wir um einen Hinweis an presse@testberichte.de. Wir werden die Tabelle dann umgehend anpassen.
Das Nahverkehrs-Ranking 2025
Was kostet der ÖPNV in meiner Stadt? Und wie steht sie im Vergleich zu andern Städten da? Hier geht es zum gesamten Ranking: www.testberichte.de/link/nahverkehr2025
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