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Adidas verlässt Tarifbindung: „Grob unsportlich und unsolidarisch“

Adidas verlässt Tarifbindung:

„Grob unsportlich und unsolidarisch dem eigenen Team gegenüber“

Der Sportartikel-Konzern Adidas schert aus der Tarifbindung aus: Der Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L) hat die IGBCE darüber informiert, dass Adidas seine Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband zum 1. September von einer ordentlichen zu einer Mitgliedschaft ohne Tarifbindung umwandeln wird. Das bedeutet, dass ab dem 1. September für die 8000 Beschäftigten des Konzerns keine neuen Tarifabschlüsse mehr gelten. Für alle ab dem 1. September neu eingestellten Beschäftigten gelten gar keine Tarifverträge mehr.

„Mit dem Austritt aus der Tarifgemeinschaft verlässt Adidas den Pfad von Sozialpartnerschaft und Fairplay”, kritisiert die stellvertretende Vorsitzende der IGBCE, Birgit Biermann. „Die Beschäftigten sind bei der Entwicklung ihrer Löhne und Arbeitsbedingungen künftig komplett dem Willen ihres Managements ausgesetzt. Das werden wir nicht akzeptieren.“

Dass einer der großen Namen der deutschen Wirtschaft aus der Tarifbindung ausscheren wolle, während Politik und Gesellschaft gerade alle Anstrengungen unternehmen, wieder mehr Menschen unter den Schutz von Tarifverträgen zu bringen, zeige die Unbedachtheit des Vorgehens, so Biermann. Gerade gestern erst hat die Bundesregierung das Tariftreuegesetz auf den Weg gebracht.

Die stellvertretende IGBCE-Vorsitzende machte deutlich, dass Adidas unter den 40 Dax-Konzernen „nun zu einer kleinen Minderheit von Tarifflüchtigen“ gehöre. „Dieser Schritt ist nicht nur grob unsportlich und unsolidarisch dem eigenen Team gegenüber, Adidas schadet sich damit auch selbst.” In Zeiten wachsenden Fachkräftemangels reiche es nicht aus, allein auf die Zugkraft einer Marke zu setzen. „Dieses Unternehmen wird durch die Belegschaft getragen, und die Beschäftigten verlangen Sicherheit, Gerechtigkeit und Verlässlichkeit bei Entgelt, Arbeitszeiten und -bedingungen – und die gibt es nur mit Tarifvertrag.“

Adidas begründet den Austritt aus der Tarifbindung in einem Schreiben an die Belegschaft mit der aktuellen Tarifforderung der IGBCE. Die Multibranchengewerkschaft will für die Beschäftigten im Flächentarifvertrag der Sportartikel- und Schuhindustrie, unter den bislang auch die Adidas-Beschäftigten fielen, neben einer Erhöhung der Entgelte um 7 Prozent einen spürbaren Vorteil für Mitglieder der IGBCE durchsetzen. Außerdem will sie mehr Entgeltgruppen in Tarifbindung bringen und damit eine realistische und gerechte Eingruppierung auch für Hochqualifizierte schaffen. Dagegen wehrt sich der Konzern.

„Es ist kompletter Unsinn zu behaupten, die von der IGBCE geforderte Ausweitung des Tarifvertrags auf höhere Entgeltgruppen würde den bislang außertariflich Beschäftigten erhebliche Nachteile bringen“, stellt Biermann klar. Das genaue Gegenteil sei der Fall: „Ihre Arbeitszeit wäre sauber geregelt, Überstunden müssten auch bezahlt werden, Entgeltstrukturen würden transparenter.“

Auch die IGBCE-Forderung nach einem exklusiven Tarifvorteil für Gewerkschaftsmitglieder führt die Adidas-Spitze als Argument für den Austritt aus der Tarifgemeinschaft an. Diese Entscheidung kurz vor Beginn der ersten Verhandlung am 11. September sei ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, sagt Oliver Heinrich, Tarifvorstand der IGBCE und unterstreicht: „Unsere Tarifforderung gibt diese Reaktion nicht her. Sie gehört in die tarifpolitische Realität unserer Branchen und passt in die Zeit. Wir haben in der IGBCE bereits für mehr als 300.000 unserer Mitglieder Vorteile vereinbart, und für keinen Arbeitgeber war das bislang ein Grund zur Flucht aus dem Tarif.“ Die Entscheidung des Adidas-Vorstands sei weltfremd und provokant. Heinrich betont: „Diese Instinktlosigkeit werden wir nicht honorieren und berechtigte Interessen konsequent zur Sprache bringen - am besten am Verhandlungstisch.“

Beim Dax-Konzern Adidas arbeiten deutschlandweit rund 8000 Beschäftigte, rund 3500 davon in der Zentrale in Herzogenaurach, die weiteren 5500 Beschäftigten in den großen Logistikzentren in Bayern in Uffenheim und in Scheinfeld sowie im niedersächsischen Rieste - und in den Adidas-Stores.

Für Rückfragen: Isabel Niesmann, +49 171 33 89 767, isabel.niesmann@igbce.de

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Über uns
Die IGBCE ist mit rund 570.000 Mitgliedern die zweitgrößte Industriegewerkschaft Deutschlands. Sie gestaltet die Arbeitsverhältnisse für gut 1,1 Millionen Beschäftigte in mehr als einem Dutzend Branchen, darunter Chemie/Pharma/Biotech, Energie/Rohstoffe/Bergbau, Kunststoff/Kautschuk, Papier, Keramik oder Glas. Vorsitzender der Multibranchengewerkschaft ist seit 2009 Michael Vassiliadis. Hervorgegangen ist die IGBCE 1997 aus einer Fusion der IG Chemie-Papier-Keramik, der IG Bergbau und Energie und der Gewerkschaft Leder.  
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