Arbeitgeberverband HessenChemie
HessenChemie fordert Mut zu Reformen
Auf der heutigen Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbands HessenChemie warnte der Vorstandsvorsitzende Oliver Coenenberg eindringlich: „Die Chemie- und Pharmaindustrie steckt im vierten Jahr in der Rezession fest. Die Produktion ist seit 2018 um 16 Prozent eingebrochen – das ist dramatisch.“ Der Verband fordert entschlossene politische Reformen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie wiederzugewinnen.
Wettbewerbsfähigkeit in Schieflage: HessenChemie fordert Mut zu Reformen
Erste politische Maßnahmen reichen nicht
Bundesweit liegt die Kapazitätsauslastung in der Chemie bei 78 %. In Hessen verlief der Start ins Jahr 2025 schleppend: Im ersten Quartal stieg die Produktion nur um 0,2 %, der Umsatz um 0,7 %. Lediglich die Pharmaindustrie sorgt derzeit für Stabilität.
Die neue Bundesregierung hat notwendige Reformen angestoßen – etwa bei Stromsteuer, Gasspeicherumlage, Investitionen und Digitalisierung. Die Senkung der Unternehmenssteuer kommt, jedoch sehr spät und auch nur schrittweise. Insgesamt reichen die vorgesehenen Maßnahmen nach Einschätzung der HessenChemie nicht aus. Mutige Strukturreformen bei Rente, Pflege und Gesundheit sind nicht in Sicht. Zu hohe Sozialabgaben belasten deshalb Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen und gefährden Arbeitsplätze.
In der letzten Chemie-Tarifrunde setzte die Branche noch auf ein Wiederanspringen der Konjunktur. „Die 4,85-prozentige Lohnerhöhung im April stellt angesichts der tatsächlichen Entwicklung nun einen massiven Kraftakt dar“, sagte Coenenberg. Viele Unternehmen hätten ihre wirtschaftlichen Spielräume damit bereits ausgeschöpft.
Sorgen macht dem Verband auch ein Angriff auf die Tarifautonomie. So werde mit dem von der SPD ausgerufenen Mindestlohnziel von 15 Euro in die Tarifautonomie eingegriffen. Das untergrabe die Sozialpartnerschaft, anstatt sie zu stärken.
Ausbildungsrekord und starke Weiterbildungsnachfrage
2024 war zumindest ein starkes Jahr für die Ausbildung: Bundesweit wurden erstmals über 10.000 Ausbildungsplätze in der Chemiebranche geschaffen – davon 1.708 in Hessen. Wirtschaftliche Unsicherheiten, Standortschließungen und Restrukturierungen könnten diese positive Entwicklung 2025 allerdings wieder gefährden. Als Vizepräsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) hat Coenenberg daher auch das neue „Bündnis Ausbildung“ mitunterzeichnet. Dieses soll die praxisnahe Berufsorientierung und eine zukunftsfeste duale Ausbildung fördern.
Hauptgeschäftsführer Dirk Meyer gab weitere Einblicke in die Verbandsarbeit. Weniger Regulierung und mehr Wettbewerbsfähigkeit – diese Ziele stehen auch bei den Gesprächen der HessenChemie zur EU-Sozialpolitik in Brüssel oben auf der Agenda, etwa durch Erleichterungen bei Entsendungen ins EU-Ausland oder der Vermeidung neuer Berichtspflichten für Arbeitgeber.
Zur Unterstützung der Mitglieder wurden im vergangenen Geschäftsjahr in der HessenChemie-Akademie mehr als 80 Seminarveranstaltungen mit über 2.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt. „Der effektive Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in all seinen Facetten ist hier momentan das Thema, das sich am schnellsten entwickelt, mit einer entsprechend hohen Nachfrage“, so Meyer abschließend.
Vorstandswahlen mit Kontinuität
In turbulenten Zeiten setzen die Mitglieder auf Kontinuität. Der Vorstand wurde weitgehend bestätigt. Neu gewählt wurde Christian Scheller, Group Managing Director bei Technoform, als Nachfolger für Pierre Schlosser, der aus beruflichen Gründen ausgeschieden ist. Der Vorstand von HessenChemie besteht aus zwölf ehrenamtlichen Unternehmensvertreterinnen und -vertretern, gewählt für jeweils zwei Jahre.
Vorstandsvorsitzender:
Oliver Coenenberg, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
1. Stellvertretende Vorsitzende:
Bettina Buschhoff, Procter & Gamble Service GmbH
Stellvertretender Vorsitzender:
Dr. Stefan Ruppert, B. Braun SE
Weitere Mitglieder:
Hans-Jörg Bergler, Merz Pharma GmbH & Co. KGaA
Matthias Bürk, Merck KGaA
Richard Mark Engelhard, Engelhard Arzneimittel GmbH & Co. KG
Kerstin Oberhaus, Evonik Operations GmbH
Dr. Thorsten Posner, Clariant Verwaltungsgesellschaft mbH
Jürgen Rings, Pensionskasse der Mitarbeiter der Hoechst-Gruppe VvaG
Christian Scheller, Technoform Caprano + Brunnhofer GmbH
Thorsten Stute, HEWI Heinrich Wilke GmbH
Dr. Alexander Wagner, Infraserv GmbH & Co. Höchst KG
Über HessenChemie
Im Arbeitgeberverband HessenChemie sind 310 Mitgliedsunternehmen mit 105.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen und kunststoffverarbeitenden Industrie sowie einiger industrienaher Serviceunternehmen zusammengeschlossen.
Roland Boros
Pressesprecher
Arbeitgeberverband Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e.V. (HessenChemie)
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