Lausitzer Rundschau: Bemerkenswerter Erfolg Energie geht mit neuer Philosophie in die Zweitliga-Saison
Cottbus (ots)
Manchmal möchte man sich kneifen, zu unwirklich
erscheint das, was da zurzeit bei Energie Cottbus vor sich geht. Da
sitzt doch am Freitag bei der Pressekonferenz ein bestens gelaunter
Trainer Claus-Dieter Wollitz und erklärt mit klaren Sätzen, dass er
Gerhard Tremmel gegenüber Lars Hirschfeld für den besseren Torhüter
hält. Kein Federlesen, kein Rumgedruckse, sondern einfache ehrliche
Worte, die man in diesem Rahmen lange vermisst und zwischenzeitlich
für unmöglich gehalten hatte.
Doch inzwischen ist fast alles möglich beim FCE. Da werden Spieler
wie Radeljic, Cvitanovic oder Pavicevic - die Inbegriffe für die
herz- und trostlose Vorsaison - gnadenlos aussortiert. Da wirkt eine
Mannschaft, die als untrainierbar galt, plötzlich hochmotiviert. Da
haben selbst die wechselwilligen Profis wie Angelov, Mitreski oder
jetzt Tremmel wieder Lust darauf, bei Energie Fußball zu spielen. Und
da stehen in der Startelf auf einmal Jungs aus dem eigenen Nachwuchs.
Jene Bittroffs, Petersens oder Miatkes, von denen es noch vor drei
Monaten hieß, dass sie nicht reif für den Profifußball wären, sind
plötzlich wichtige Akteure für die beginnende Zweitliga-Saison.
Diese Veränderungen stehen und fallen mit "Pele" Wollitz. Der packt
alle Probleme, die unter Trainer Petrik Sander schon angedeutet zu
ahnen und unter Bojan Prasnikar offen sichtbar geworden waren, mit
einer unbekümmerten Selbstverständlichkeit an. So kritisiert er
sensationell offen die Transferpolitik des Vereins. Der Fall des
bemitleidenswerten Valeriy Sokolenko ("Das ist nicht der Fußball, den
ich mir vorstelle.") ist beispielhaft. Und so fordert er genauso
unwiderstehlich immer wieder einen zentralen Mittelfeldspieler und
einen Linksverteidiger.
Der ehemalige Osnabrücker hat mehr als nur frischen Wind nach Cottbus
gebracht. Er legt eine unglaublich optimistische Berufsauffassung an
den Tag und hat zudem ein gut funktionierendes Netzwerk innerhalb der
Fußballbranche zur Hand. Zwei Faktoren, die Energie Cottbus in den
vergangenen Jahren extrem gefehlt haben. Erst unter Wollitz hat der
Verein nun ernsthaft die Chance, das so heiß ersehnte Image des
sympathisch-fröhlichen Ostklubs aufzubauen. Und erst jetzt ist
Energie offensichtlich in der Lage, das Potenzial der ortsansässigen
Eliteschule des Fußballs auszunutzen. "Pele" Wollitz geht mit seiner
unverblümten Art allerdings auch ein hohes persönliches Risiko ein -
im Misserfolgsfall könnten ihm seine offenherzigen Äußerungen auf die
Füße fallen. Doch dieses Risiko tut Energie so gut. Die Zeiten von
verklemmtem Selbstmitleid und verschlossener Zaghaftigkeit sind
vorbei. Ein bemerkenswerter Erfolg in einer Saison, die noch nicht
mal begonnen hat.Pressekontakt:
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