Vogelküken gefunden - helfen oder nicht?
Wer zwischen Ästlingen und Nestlingen unterscheiden kann, weiß, wann Hilfe nötig ist.
Hamburg (ots)
Im Juni schlüpfen viele Vogeljunge: Amseln, Stare und Sperlinge brüten zum zweiten Mal im Jahr. Umso häufiger begegnet man jetzt scheinbar hilflosen Küken. Dann stellt sich schnell die Frage: Muss man dem kleinen Vogel helfen? "Nicht unbedingt", sagt Lea-Carina Hinrichs von der Deutschen Wildtier Stiftung. "Ob ein Jungvogel wirklich Hilfe braucht, hängt häufig davon ab, ob es sich um einen Nestling oder einen Ästling handelt." Genaues Hinschauen genügt, um richtig zu entscheiden, was Sie tun können - und vor allem was Sie lassen sollten. Denn Jungvögel werden sehr häufig unnötig aus ihrem Lebensraum gerissen. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es sogar verboten, wildlebende Tiere ohne vernünftigen Grund der Natur zu entnehmen (§ 39 BNatSchG - Bundesnaturschutzgesetz).
Ästlinge - neugierig unterwegs
Amsel, Drossel, Sperling, Meise, Rotkehlchen, Rotschwanz - viele Singvögel, aber auch Greifvögel und Eulen verlassen ihr Nest, kurz bevor sie richtig fliegen können. Die Ästlinge hüpfen in Nestnähe herum, schlagen mit den Flügeln, piepen und unternehmen erste Flugversuche - auch auf dem Boden zu ihren Füßen. "Das ist ganz normal und kein Grund zur Sorge", sagt Hinrichs. "Lassen Sie den jungen Vogel in Ruhe lernen. Seine Eltern sind in der Regel ohnehin in der Nähe und kümmern sich." Nur in Ausnahmefällen ist Eingreifen nötig - zum Beispiel, wenn der Ästling gefährlich nah an einer Straße sitzt oder eine Katze in der Nähe herumstreift. Dann gilt: Den Ästling vorsichtig aufnehmen und entweder in das Nest zurück oder in Fundortnähe in eine dichte Hecke setzen. Dort ist er besser geschützt - und die Eltern finden ihn.
Nestlinge - schnell zurück ins Nest!
Nestlinge sind dagegen viel jünger. Man erkennt sie daran, dass sie noch kaum befiedert sind und die Augen möglicherweise noch geschlossen haben. Sie können nicht allein außerhalb des Nests überleben. Wer so ein Küken findet, sollte schnell handeln. "Der Glaube, dass Vogeleltern ihre Jungen nach menschlichem Kontakt verstoßen, ist längst widerlegt. Setzen Sie das Küken also behutsam zurück ins Nest", sagt Hinrichs. Manchmal werfen Vogeleltern allerdings ein krankes oder schwaches Küken gezielt aus dem Nest. "Das ist für uns Menschen oft schwer zu verstehen, ist aber ein natürliches Verhalten, das die Evolution hervorgebracht hat, um den langfristigen Fortpflanzungserfolg der Elterntiere zu sichern", sagt Hinrichs. In diesen Fällen hat auch der Mensch meist keine Chance mehr, das Tier zu retten.
Wichtig für das Überleben eines jeden Jungvogels ist auch, Gefahrenquellen zu entschärfen. Ein Risiko sind beispielsweise offene Regentonnen. Die unerfahrenen Vögel fliegen zum Trinken heran, fallen hinein und kommen an den glatten Wänden nicht mehr hoch. Dann ertrinken sie. Daher der Appell: Regentonnen unbedingt abdecken, und auch bei Gartenteichen daran denken, eine Ausstiegshilfe, etwa ein langes Brett oder einen Stock, in das Wasser zu legen. Hauskatzen sollten möglichst bis Ende Juni im Haus gehalten werden, damit sie keine Jungvögel erbeuten.
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