Rheinische Post: Bloß eine Stilfrage
Düsseldorf (ots)
Von Reinhold Michels
Eine Portion Missgunst bestimmt manche Kommentare zum fixen 
beruflichen Wechsel von Kanzler a.D. Gerhard Schröder auf einen - 
nach allem, was man verlässlich hört - sehr lukrativen Posten in der 
schweizerischen Verlagsbranche. Wer immer gelb vor Neid dem 
Altkanzler vorhält, er habe sich sehr schnell und sehr teuer 
verkauft, sollte redlich sein, und er sollte sich selbstkritisch 
fragen: Hättest du denn eine derart attraktive Offerte wie die aus 
Zürich ausgeschlagen? "Cosi fan tutte" - "So machen es alle" kann 
jedoch in dem Fall nicht der alles Menschliche verzeihende Maßstab 
sein. Schröder ist nicht Herr Jedermann, er war bis bis vor kurzem 
Bundeskanzler und damit Verfassungsorgan. Auch hatte er sich für vier
Jahre in den Bundestag wählen lassen. Sein Wechsel hat etwas sehr 
Fliegendes. Stilsicherheit war Schröders Stärke noch nie. Er schmeißt
hin und langt zu, dazwischen liegt oft nicht mal eine Woche. Zu 
seiner Entlastung ist zu sagen, dass der robuste Aufsteigertyp 
Schröder privat-beruflich das, was er "auf seine Art" ("I did it my 
way") machte, öffentlich tat und nicht stiekum. Amtsvorgänger Kohls 
Beratervertrag mit der Mediengruppe Kirch kam hingegen ungewollt ans 
Licht.Rückfragen bitte an:
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