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Interview: Bobsport-Legende Sandra Kiriasis über ihr Projekt „Golden Underdogs“

Interview: Bobsport-Legende Sandra Kiriasis über ihr Projekt „Golden Underdogs“
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Interview: Bobsport-Legende Sandra Kiriasis über ihr Projekt „Golden Underdogs“, finanzielle Engpässe, logistische Herausforderungen und den olympischen Traum kleiner Nationen

Der weite Weg von Nigeria nach Mailand: „Keine offizielle Unterstützung, aber enormes sportliches Talent – wir kämpfen weiter für das große Ziel“

Die deutsche Bobsport-Legende Sandra Kiriasis (50) unterstützt mit ihrem Projekt „Golden Underdogs“ Athleten aus Nationen, die aufgrund fehlender Wintersport-Tradition nur Außenseiter sind, aber dennoch ihren olympischen Traum leben. Derzeit trainieren die Nigerianerinnen Simidele Adeagbo (44) und Kewe King (28) bei ihr im Westerwald. Finanziell und logistisch ist das Projekt eine große Herausforderung, doch Sandra Kiriasis weiß, wie man olympische Athleten formt. Im Interview spricht sie über den harten Weg nach Mailand/Cortina 2026.

Sandra, wie läuft die Olympia-Vorbereitung mit den Golden Underdogs?

Das Trainingslager im August in Hachenburg war ein voller Erfolg. Die Mädels haben enorme Fortschritte beim Start-Anschub gemacht – das war unser Hauptziel. Diese Grundlagen werden sie im Winter deutlich stärker machen. Besonders schön ist, dass sie überhaupt gemeinsam trainieren konnten. Das ist keine Selbstverständlichkeit und hat sie als Team enorm zusammengeschweißt. Genau solche Erfahrungen sind Gold wert.

Wann siehst du Simi und Kewe wieder und wie sieht der weitere Olympia-Fahrplan aus?

Am 6. Oktober sind die beiden wieder in München angekommen. Dort haben sie von einem unserer Partner den Transporter für die Saison übernommenen und ihr Material abgeholt. Unser nächstes gemeinsames Training findet dann in Oberhof statt, wo wir den Anschub auf Eis üben.

Ab Mitte Oktober geht es für die ersten Fahrlehrgänge nach Lillehammer (NOR) und Sigulda (LET), um wichtige „Eiskilometer“ zu sammeln. Anfang November steht die neue Olympiabahn in Cortina im Fokus – erst die internationale Trainingswoche, dann der erste Weltcup und gleichzeitig der Testwettkampf für Olympia.

Bis zum 18. Januar müssen wir in verschiedenen Rennserien (Weltcup, Europacup, Nordamerikacup) die nötigen Qualifikationspunkte sammeln. Das wird eine intensive, aber spannende Zeit.

Wie unterscheidet sich der Aufwand für Sportler aus Ländern wie Nigeria von den Möglichkeiten etwa deutscher Athleten?

Die Unterschiede sind enorm. In Deutschland gibt es ein sehr starkes Fördersystem, viele Trainer, viel Erfahrung und ein eingespieltes Netzwerk. In Nigeria dagegen steckt der Bobsport praktisch noch in den Kinderschuhen. Es gibt kaum Strukturen, keine staatliche Förderung, wenig Know-how über Material oder spezielles Training. Genau hier wollen wir mit den Golden Underdogs ansetzen: Die Lücke schließen, Wissen teilen, Strukturen aufbauen und den Athleten die Chance geben, auf Augenhöhe anzutreten.

Für die Golden Underdogs werden Sponsoren benötigt. Welche Partner habt ihr bereits und wo benötigt ihr noch Unterstützung?

Wir sind sehr dankbar für die Partner, die schon an unserer Seite stehen: Seven Rental Car stellt uns einen Transporter für die Saison, Autowelt Ebert hat ein weiteres Teamfahrzeug bereitgestellt, und ein Partner hat einen Zweierbob gekauft – auch wenn der schon 13 Jahre alt ist. Das sind für uns riesige Schritte.

Die größten Herausforderungen liegen aber bei den Unterkunfts- und Reisekosten und dem Personal. Wir sind in der Wintersaison rund 100 Tage unterwegs. Da müssen wir noch einiges stemmen. Jede Unterstützung, die wir bekommen, entlastet Simi direkt – denn aktuell trägt sie die Kosten fast allein, da von Seiten des nigerianischen Verbandes kaum Unterstützung kommt.

Wenn wir schon von Geld sprechen: Welcher Betrag fehlt euch noch?

Es ist immer schwierig, eine genaue Summe zu nennen, weil wir gelernt haben, an allen Ecken und Enden zu sparen. Wenn ich eine Wunschsaison mit allen Vorstellungen ansetzen würde, bräuchten wir rund 500.000 Euro. Kurz vor Saisonstart wäre es ein Traum, wenn wir noch etwa 100.000 Euro zusammenbekommen, um die wichtigsten Kosten abzusichern.

Du bist eine erfolgreiche deutsche Sportlerin und Bobsport-Legende. Was treibt dich persönlich an, hier so viel Energie zu investieren?

Für mich ist es pure Leidenschaft. Der Bobsport hat mein Leben geprägt. Und es macht mir große Freude, meine Erfahrungen weiterzugeben. Es wäre für mich ein absoluter Traum, wenn Simi und ihr Team nicht nur die Olympia-Qualifikation schaffen, sondern dort eine Top-Ten-Platzierung erreichen. Ich bin überzeugt, dass es möglich ist. Simi bringt eine enorme Athletik mit, wir haben gutes Material, und mit meiner Erfahrung können wir die Bahnen schnell erarbeiten. Klar, am Ende braucht man auch ein bisschen Glück – aber die Voraussetzungen sind da.

Dazu kommt für mich noch ein sehr persönlicher Gedanke: Die Olympischen Spiele 2026 finden in Cortina statt – genau 20 Jahre nach meinem Olympiasieg in Turin, ebenfalls in Italien. Das hat etwas Magisches – fast so, als würde sich ein Kreis schließen.

Wann würdest du sagen, dass dein Projekt Golden Underdogs ein Erfolg war?

Für mich ist es eigentlich schon jetzt ein Erfolg. Die Begeisterung und das Feedback, das wir bekommen, zeigen mir, dass die Idee Menschen bewegt. Sportlich gesehen wäre es natürlich ein Traum, wenn irgendwann ein Golden Underdog bei Olympia oder einer WM eine Medaille holt.

Aber auch jetzt schon: Leona Klein, eine deutsche Athletin, die ich die letzten zwei Jahre betreut habe, ist im Januar Junioren-Weltmeisterin geworden. Das sind genau die Momente, die mich stolz machen und die Vision der Golden Underdogs lebendig werden lassen.

Interviewfragen: Ronald Battistini (Goldmund Kommunikation)

Abdruck des Interviews honorarfrei, Belegexemplar erbeten.

Über Sandra Kiriasis

Sandra Kiriasis (50) ist eine der erfolgreichsten deutschen Wintersportlerinnen. Die Bobpilotin gewann 2006 in Turin die olympische Goldmedaille, nachdem sie vier Jahre zuvor in Lake Placid schon Silber geholt hatte. Darüber hinaus ist sie je siebenfache Weltmeisterin, Europameisterin und Deutsche Meisterin und gewann neunmal in Folge den Gesamt-Weltcup im Zweierbob. Nach dem Ende ihrer sportlichen Karriere 2014 studierte sie Gesundheitssport und Prävention an der Fachhochschule für Sport und Management Potsdam und schloss 2017 das duale Bachelorstudium als Jahrgangsbeste ab. 2018 trainierte sie das Frauen-Bobteam Jamaika und half bei dessen Olympia-Qualifikation. Die Förderung von Athleten kleinerer Nationen hat sie seither zu ihrem Herzensprojekt gemacht.

Über die Golden Underdogs

Die Idee zu den Golden Underdogs entstand während der Bob- und Skeleton Weltmeisterschaften im Februar 2024, als Sandra Kiriasis die Herausforderungen kleinerer Nationen erneut hautnah beobachten konnte. Viele Athleten haben Potenzial, werden jedoch oft durch finanzielle Hürden und fehlende Ressourcen zurückgehalten. Die Golden Underdogs wollen diesen Athleten und gleichzeitig auch jungen Talenten aus Deutschland eine faire Chance auf Erfolg bieten.

www.golden-underdogs.com

Presse: https://www.presseportal.de/pm/180625/6103893

Kontakt:
Sandra Kiriasis
Telefon: +49 172 3545554
E-Mail:  sandra@golden-underdogs.com

Weitere Presse-Informationen, Interview-Anfragen, Fotos

Ronald Battistini
Goldmund Kommunikation
Telefon: +49 170 271 30 76
 presse@goldmund-kommunikation.de
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