Herbst der Reformen: Zahl der Pflegebegutachtungen steigt deutlich – Medizinischer Dienst Bayern fordert Mut zu Veränderungen
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München, 13. Oktober 2025
Herbst der Reformen: Zahl der Pflegebegutachtungen steigt deutlich – Medizinischer Dienst Bayern fordert Mut zu Veränderungen
Die Zahl der Pflegebegutachtungen in Bayern steigt seit Jahren spürbar. Im Jahr 2024 führten Gutachterinnen und Gutachter des Medizinischen Dienstes Bayern knapp 370.000 Begutachtungen in der Pflege durch. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Anstieg von über 12 Prozent. Seit 2014 hat sich die Zahl der Begutachtungen damit nahezu verdoppelt. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des ersten bayernweiten Reports Pflegebedürftigkeit.
Besonders auffällig: Sieben von zehn begutachteten Personen erhielten die Empfehlung für Pflegegrad 2 oder höher und wiesen damit erhebliche Einschränkungen in ihrer Selbstständigkeit auf. Bei den Erstbegutachtungen wurde in knapp der Hälfte der Fälle ein Pflegegrad 2 oder höher, und bei weiteren 30 Prozent Pflegegrad 1 empfohlen.
"In der öffentlichen Debatte sprechen viele mit Blick auf die anstehenden Reformen in den Sozialsystemen vom sogenannten heißen Herbst. In der Pflege erleben wir diesen schon seit Jahren – mit deutlich steigenden Begutachtungszahlen und wachsendem Unterstützungsbedarf bei den Versicherten in Bayern", erklärt Prof. Dr. Claudia Wöhler, Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bayern. "Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung wird sich dieser Trend weiter fortsetzen. Die gute Nachricht: Pflegebedürftigkeit ist kein unveränderbarer Zustand. Durch passgenaue Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen kann der Verlauf einer Pflegebedürftigkeit verlangsamt oder gar unterbrochen werden. Und genau hier müssen wir ansetzen."
Der Medizinische Dienst ist für viele Betroffene der erste professionelle Ansprechpartner, wenn es um die Pflege geht. Neben der Einstufung in Pflegegrade können die Gutachterinnen und Gutachter frühzeitig auf Präventions- und Entlastungsangebote hinweisen. Das Ziel: Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich hinauszögern und die Selbstständigkeit im eigenen Zuhause erhalten. Im Jahr 2024 wurde laut bayerischem Pflegereport bei 60 Prozent der begutachteten Personen mindestens eine Empfehlung ausgesprochen, beispielsweise für Heil- oder Hilfsmittel oder wohnumfeldverbessernde Maßnahmen. Innerhalb der Erstbegutachtungen erhielten sogar 78 Prozent der Begutachteten eine Empfehlung.
"Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, Prävention weiterhin stiefmütterlich zu behandeln. Vielmehr ist die Vorsorge eine zentrale Investition in die Zukunftsfähigkeit unseres Gesundheitssystems", appelliert Wöhler. "Die Kompetenz unserer Gutachterinnen und Gutachter in diesem Bereich muss deswegen endlich im Sinne einer ganzheitlichen Begleitung ausgeschöpft werden. Das bedeutet konkret: Der Medizinische Dienst Bayern übernimmt eine Lotsenfunktion im Versorgungssystem. Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf erhalten neben der Beratung auch eine Begleitung und Hilfestellung, um die Leistungen, die ihnen auf dem Papier zustehen, auch wirklich zu erhalten. Denn viele Menschen können Informationen ohne zusätzliche Unterstützung kaum eigenständig koordinieren und umsetzen."
Durch eine enge Verzahnung von Pflegeberatung, Pflegekursen und Begutachtung wird so laut der Vorstandsvorsitzenden ein ganzheitlicher Ansatz geschaffen, der sich an den individuellen Bedarfen der Menschen vor Ort richtet. Indem gesundheitliche Ressourcen frühzeitig gestärkt, informelle Pflege stabilisiert und bestehende Versorgungslücken geschlossen werden, können Pflegebedarfe reduziert und die häusliche Pflege gestärkt werden. Auch teure Fehlsteuerungen in der Pflege können durch das Bündeln der Ressourcen und Informationen vermieden werden.
Die Zahlen des Pflegereports Bayern aus dem Jahr 2024 verdeutlichen: Die Pflege benötigt schon lange einen Herbst der Reformen. Diese müssen zusammen mit der Erfahrung der zentralen Akteure aus der Pflege mutig gestaltet werden.
Anbei finden Sie:
- Report Pflegebedürftigkeit 2025
- Pressefoto Prof. Dr. Claudia Wöhler
Der Medizinische Dienst Bayern – Begutachter, Wegweiser, Berater
Der Medizinische Dienst Bayern steht für eine kompetente, unabhängige und faire Begutachtung und Beratung. Mit seinen 1.700 Mitarbeitern (überwiegend Ärzte und Pflegekräfte) übernimmt er wichtige Aufgaben bei der Begutachtung zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit sowie in der Qualitätssicherung.
Der Medizinische Dienst Bayern prüft im Auftrag der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen. Mit seiner hohen Fachkompetenz und objektiven, fundierten Begutachtungen trägt er zur Weiterentwicklung einer qualitativen Gesundheitsversorgung bei. Als Begutachter, Wegweiser und Berater leistet der Medizinische Dienst Bayern mit seinen 24 Beratungs- und Begutachtungszentren einen unschätzbaren Beitrag im Gesundheitsbereich.
Er ist verlässlicher Ansprechpartner und Experte in Gesundheitsfragen und steht den Versicherten nicht nur in Notfällen zur Verfügung, sondern berät auch präventiv. Im Auftrag der Versicherten bietet er Unterstützung in Form von Veranstaltungen wie "MD im Dialog" an, bei denen er darüber informiert, wie Pflegebedürftigkeit vermieden werden kann, wann ein Pflegeantrag sinnvoll ist und welche Informationen dafür benötigt werden. Die Experten des Medizinischen Dienstes Bayern verstehen, dass medizinische Angelegenheiten oft komplex und verwirrend sein können. Sie sind daher speziell geschult, um mit den Versicherten klar und verständlich zu kommunizieren.
Mehr Infos unter www.md-bayern.de
Daniela Busse Referentin Kommunikation
Medizinischer Dienst Bayern Hauptverwaltung
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