Bretagne: Neue Museen für Paul Gauguin und Paul Sérusier
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Bretagne: Neue Museen für Paul Gauguin und Paul Sérusier
Leuchtende Farben, betonte Konturen und bretonische Landschaften prägen die Gemälde der Schule von Pont-Aven, eine Gruppe von Malern, die sich ab 1886 von dem idyllischen Hafenstädtchen im Südwesten der Bretagne und seinem beschaulichen Nachbarort Le Pouldu inspirieren ließ. Den beiden berühmtesten unter ihnen, Paul Gauguin und seinem Schüler Paul Sérusier, werden in diesem Jahr zwei neue Museen gewidmet.
Paul Gauguins bunte Welten in Le Pouldu
Am 6. Juli eröffnet in Clohars-Carnoët, zu dem Le Pouldu gehört, das Interpretationszentrum „Gauguin, l’atelier du Pouldu“. Drei Jahre besuchte Gauguin den kleinen Hafenort in der Bretagne regelmäßig und lebte dabei immer in der Herberge Buvette de la Plage, die bereits 1989 in ein erstes Museum umgewandelt wurde. Ab Juli können Interessierte hier im neuen, immersiven Interpretationszentrum in die Welt von Paul Gauguin eintauchen. Sein Werk entfaltet sich auf sieben Etappen, die das Leben des Künstlers in der Bretagne und die Entstehung der von ihm geprägten Stilrichtung des Synthetismus nachzeichnen. Die Besucherinnen und Besucher sind hautnah mit dabei: im Zug von Paris nach Le Pouldu, in windgepeitschten Landschaften oder in Alltagsszenen des Dorflebens. Als Höhepunkt des Zentrums vereint ein Ausstellungsraum virtuell alle Werke von Gauguin, die dieser in Le Pouldu schuf, sowie auch die vieler seiner Künstlerkollegen wie Charles Filiger, Jacob Meijer de Haan und Paul Sérusier.
Auf den Spuren von Paul und Marguerite Sérusier in Châteauneuf-du-Faou
Letzterer verbrachte nicht nur in Le Pouldu, sondern auch in Châteauneuf-du-Faou im Landesinneren der Bretagne viel Zeit, die er ganz und gar dem Malen widmete. Aus diesem Grund eröffnet am 21. Juni im Zentrum des kleinen Ortes nordöstlich von Quimper das Musée Paul Sérusier. In zwei Häusern aus dem 19. Jahrhundert zeigt die Dauerausstellung über 100 Werke des Künstlers und seiner Frau Marguerite.
Sérusier, der 1888 erstmals nach Pont-Aven und Le Pouldu reiste, gründete noch im selben Jahr die Künstlergruppe Nabis, die wie auch die Schule von Pont-Aven dem Post-Impressionismus zugeordnet wird. Ihre Arbeiten zeichneten sich nicht nur durch innovative Bildkompositionen, sondern auch durch eine Vielzahl unterschiedlicher Medien aus: Über die Malerei und die Bildhauerei hinaus zählen dazu Textilien, Möbel, diversen Drucktechniken und Buchillustrationen.
1893 entdeckte Sérusier Châteauneuf-du-Faou und fand in dem Ort und den ihn umgebenden hügeligen, mystischen Landschaften sofort Inspiration. Von diesem Zeitpunkt an verbrachte er jeden Sommer hier, bis er sich schließlich 1906 endgültig in der Bretagne niederließ. Nach ihrer Hochzeit 1912 zog seine Frau Marguerite zu ihm. Das Leben und Schaffen des Künstlerpaars in Châteauneuf-du-Faou, Pauls Anfänge als Künstler und sein Werk als Vorsteher der Nabis zeigt die multimediale Ausstellung des neuen Museums in Gemälden, Skizzen und Dokumenten.
40 Jahre Musée de Pont-Aven
Viele bekannte Werke sowohl von Paul Gauguin als auch von Paul Sérusier sind außerdem im Musée de Pont-Aven zu finden, das in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert. Zu diesem Anlass präsentiert das Museum eine Ausstellung, die eine Vielzahl großer Namen aus der Kunstwelt vereint: Gemälde von Künstlern wie Van Gogh, Bernard und natürlich auch Gauguin, die alle in der Bretagne entstanden sind. Die Werke sind Leihgaben renommierter Museen wie des Musée d’Orsay in Paris oder der Galleria d’Arte Moderna in Mailand.
Das Musée de Pont-Aven wurde 1985 mit dem Ziel gegründet, die Schule von Pont-Aven Gästen wie Einheimischen am Ort des damaligen Geschehens näherzubringen. Schnell machte sich das Haus mit der Qualität seiner Ausstellungen und der Dokumentation über das Leben von Künstlerinnen und Künstlern einen Namen. Alle Informationen zum Museum finden sich unter https://museepontaven.fr/en/.
Die Schule von Pont-Aven – ein neuer Blick auf die Welt
Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich Pont-Aven und Le Pouldu zu einem Magneten für Künstler aus Frankreich, Europa und Amerika. Angezogen von der wilden Schönheit der bretonischen Küste und der Mystik der keltischen Kultur bezogen ab 1888 viele heute berühmte Künstler Herbergen in den kleinen, malerischen Fischerdörfern und bildeten rasch eine Gruppe rund um ihren bekanntesten Vertreter, Paul Gauguin. Dieser nahm dabei nicht die traditionelle Rolle eines Meisters mit Schülern ein – die Schule von Pont-Aven war vielmehr eine Gruppe von Künstlern, die am Rande der akademischen Kunstwelt persönliche Ideen sowie Ästhetiken teilten. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine Abkehr von der originalgetreuen Nachahmung der Natur und der Verwendung vereinfachter und häufig umrissener Formen aus. Zudem spielte die künstlerische Subjektivität eine wichtigere Rolle als in vorherigen Kunststilen.
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