Ist Deutschland noch ein Land der Dichter und Denker?
„Es ist das Schöne im Leben, dass es immer etwas gibt, auf das man sich freuen kann.“ Dieser Satz von Johanna Heidegger, der Mutter des Philosophen Martin gleichen Namens, drückt eine große Zuversicht und Lebensfreude aus. Diese Eigenschaften zeichnen die ganze Familie bis heute aus.
In meinem Roman „Heimlicher König im Reich des Denkens“ schildert sein Bruder Fritz das Leben des Philosophen und auch das seiner Familie.
Einige der bekannten Heideggers liegen auf dem Friedhof ihrer Heimatstadt Meßkirch begraben. Erst vor vier Jahren, 2021, ist ein Neffe von Martin Heidegger, der katholische Priester Heinrich einen Tag vor seinem dreiundneunzigsten Geburtstag im Krankenhaus in Sigmaringen gestorben. Der „Südkurier“, die örtliche Heimatzeitung der Gegend, erinnerte in einem langen Artikel an ihn mit der Überschrift: „Er war mehr als der Neffe des berühmten Philosophen.“ Das Blatt würdigt ihn mit den Worten: „Weit über Meßkirch hinaus war der Katholik geschätzt.“
Seine erste feierliche Messe hatte Heinrich Heidegger 1954 gefeiert. Zur Priesterweihe hatte es sein Onkel Martin nicht geschafft, zu kommen. Aber er besuchte ihn anschließend im Priesterseminar und schenkte ihm eine Ausgabe der lateinischen Predigten des Kirchenvaters Augustinus. Auch als Heinrich einmal im Krankenhaus lag, kam der Onkel zu ihm.
Heinrich Heidegger wirkte nach seiner Primiz als Seelsorger, davon zwanzig Jahre in St. Blasien. Dort war er für die Renovierung des klassizistischen Doms verantwortlich. Dies brachte „unzählige Diskussionen“ mit sich, wie der „Südkurier“ schreibt. 1991 nahm er von dort Abschied.
Auch im Ruhestand blieb Heinrich Heidegger aktiv. Er sprach beim Bildungswerk und bei Bibelabenden in Meßkirch. Der „Südkurier“ schreibt: „Regelmäßig suchte er das Heilig-Geist-Spital auf, um nach den Menschen zu sehen… Seine Krankenbesuche galten allen, er fragte nicht nach dem Gesangbuch, bevor er klopfte und das nächste Zimmer betrat.“ Und die Zeitung fährt fort: „Er war badisch liberal… Noch aufgewachsen in der Kirche eines Papst Pius XII., hatte er später das zweite Vatikanische Konzil erlebt und in seinen Pfarreien auch umgesetzt. Im Gespräch war er undogmatisch, gelegentlich kauzig. Ein Menschenfreund vor dem Herrn.“ So war Heinrich auch ohne den berühmten Nachnamen eine große Persönlichkeit. Der Südkurier fährt fort: „Seine Verwandtschaft mit dem Philosophen Martin Heidegger sah er als eine lebenslange Aufgabe, der er sich stellte mit der ihm eigenen Kampfeslust. Die Kontroversen um den legendären Onkel – einer der wichtigsten deutschen Denker des 20. Jahrhunderts – verfolgte er aufmerksam. Als Martin Heideggers private Tagebücher herauskamen (Schwarze Hefte), sprang ihm sein Neffe Heinrich zur Seite. `Der Onkel´, wie er ihn nannte, galt ihm als Autorität, die er auch in ihren Schwächen verteidigte.“
Heinrich Heidegger war der Sohn von Fritz, der im Zivilberuf bei der Sparkasse arbeitete. Der „Südkurier“ schreibt: „In seiner Freizeit las dieser die Entwürfe seines Bruders Korrektur. Er soll zu den wenigen Menschen gehört haben, die Martin Heidegger verstanden haben und seinem dunkel genialischen Stil folgen konnten. Es gibt Gelehrte, die Fritz Heidegger für genauso talentiert halten wie seinen Bruder.“ In dem Roman aus der Ich-Perspektive schildert er auch seine Rolle als Fastnachtsprediger in Meßkirch. Dies machte ihn weithin bekannt. Mit den Nationalsozialisten verstand er sich schlecht, wurde nach wenigen Monaten aus der Partei ausgeschlossen, weil er den Hitlergruß nur nachlässig vollzog. Eingetreten war er wegen seiner Söhne, aber auch dies erst 1942.
Der Priester Heinrich Heidegger genoss ein gutes Ansehen in seiner Familie. Der „Südkurier“ schreibt: „`Er hatte einen weiten Horizont´, sagt sein Neffe Karl im Gespräch. Er schildert ihn als zugewandt und liebevoll. Die geistige Kapazität des alten Herrn war bis ins hohe Alter enorm. Sein Gedächtnis ließ ihn selten im Stich. Seine frühen Jahre und die für ihn qualvollen Jahre in der Hitlerjugend arbeitete er auf.“
Viel zu sagen ist auch über den Vater von Martin Heidegger mit Vornamen Hermann. Er war Mesner in der Kirche St. Martin und auch handwerklich als Küfner tätig. Er hatte ein ruhiges Wesen und ging nur selten aus sich heraus. Einmal rezitierte er bei einem feierlichen Anlass Friedrich Schillers bekanntes langes Gedicht „Die Glocke“ auswendig zum Erstaunen der Zuhörer. Das Mesnerehepaar hatte auch noch eine Tochter namens Maria. Die beiden Buben Martin und Fritz waren Ministranten und durften auch die Glocke in der Kirche läuten. Durch diese ständige Präsenz im Gotteshaus erhielten sie eine gute Schulung im katholischen Glauben.
Eine wichtige Rolle spielten auch die Frauen der Familie in Martin Heideggers Leben. Die Mutter Johanna habe ich schon zitiert. Seine Gattin Elfride, geborene Petri, hatte er schon geheiratet, als er noch völlig unbekannt war. Sie war Protestantin, er Katholik. Sie heirateten nach den Riten beider Konfessionen. Elfride war eine moderne Frau, hatte Pädagogik und Nationalökonomie studiert und lernte den sechsundzwanzigjährigen jungen Dozenten 1915 in dessen Kant-Seminar kennen. Sie begeisterte sich nach dem Ersten Weltkrieg für die Wandervogelbewegung. Sie liebte das Leben in und mit der Natur und Martin teilte mit ihr diese Begeisterung. Elfride trieb auch den Bau der berühmten Hütte in Todtnauberg voran. 2006 hat die Enkelin Gertrude Heidegger die Briefe Martins an seine Ehefrau herausgegeben. Damit versucht die Nachfahrin, das Bild ihrer Großmutter als einer emanzipierten Frau zeichnen. Martin bat Elfride immer wieder auch um Verzeihung für seine Seitensprünge. Doch die Ehe hielt bis zum Ende. Martin Heidegger hat ihr auch seine Gesamtausgabe gewidmet. Sie ist 1992 gestorben, sechzehn Jahre nach ihrem Ehemann.
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Herzlichst Ihr
Markus Herrmann
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