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Umfrage: Eine deutliche Mehrheit der sozialen Vermieter hält Vorziehen von Klimaneutralität in Hamburg für nicht umsetzbar

VNW-Direktor Andreas Breitner: „Es drohen unbezahlbare Kosten, die Mieter überlasten und so populistischen Kräften Vorschub leisten.“

40/2025

Hamburg. Eine deutliche Mehrheit der am Gemeinwohl orientierten Hamburger Wohnungsunternehmen halten ein Vorziehen von Klimaneutralität nicht für umsetzbar.

Das ergab eine Umfrage unter den VNW-Mitgliedern in der vergangenen Woche. Demnach lehnen 79 Prozent die Idee, Klimaneutralität bereits 2040 zu erreichen, ab. Drei Prozent halten die Auswirkungen für ihr Unternehmen für „schwer einzuschätzen“. Zwei Prozent hätten kein Problem mit dem Vorziehen.

Hintergrund ist der für den Herbst dieses Jahres geplante Volksentscheid, bei dem Hamburgerinnen und Hamburger darüber abstimmen können, ob die Hansestadt Klimaneutralität bereits 2040, also fünf Jahre früher als bislang geplant, erreichen soll. Zudem haben rund 150 europäische Unternehmen und Investoren in einem Brief an die Europäische Union gefordert, die Treibhausgasemissionen in der EU bis zum Jahr 2040 um mindestens 90 Prozent zu senken. Zu den Unterzeichnern gehöre die Hamburger Otto-Gruppe, berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.

Unbezahlbare Kosten

„Ein Vorziehen der Klimaneutralität Hamburgs um fünf Jahre ist eine ‚Operation am offenen Herzen‘ und verursacht unbezahlbare Kosten“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). „Dieser Schritt wird am Ende zu deutlich höheren Mieten führen, dem Klimaschutz aber nicht wirklich dienen.“

Um den Gebäudebestand der Hansestadt klimaneutral zu machen, müssten wissenschaftlichen Studien zufolge mindestens 40 Milliarden Euro investiert werden. Bei rund 900.000 Wohnungen bedeute das im Durchschnitt eine Investition von rund 45.000 Euro pro Wohnung. „Wir gehen davon aus, dass die Mieten dadurch pro Quadratmeter um ein bis zwei Euro zusätzlich angehoben werden müssten“, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner.

Ehrlicher Kassensturz nötig

„Niemand kann heute sagen, ob es am Ende funktioniert, Klimaneutralität früher zu erreichen und ob das wirklich dazu führt, klimaschädliche Emissionen nennenswert zu reduzieren“, so der VNW-Direktor. „Sicher ist nur: Es wird teuer, und am Ende werden es die Mieterinnen und Mieter bezahlen müssen. Wir fordern deshalb einen ehrlichen Kassensturz. Die Menschen müssen wissen, dass es sie am Ende viel Geld kosten wird.“

Mit Blick auf die Hamburger OTTO Group, die sich einer Initiative europäischer Großkonzerne angeschlossen und diese Woche die EU zu ehrgeizigeren Klimazielen aufgefordert hat, verweist VNW-Direktor Andreas Breitner darauf, „dass es für ein Handels- und Dienstleistungsunternehmen einfacher sei, sein Geschäft auf Klimaneutralität umzustellen."

"Die Wohnungswirtschaft verkauft Ihre Produkte nicht auf nimmer Wiedersehen, sonst hegt und pflegt diese als sogenannte Bestandshalter über Jahrzehnte. Unsere vor sechzig Jahren erbauten Wohnungen sind noch da und weiter in unserem Eigentum. Diese müssen jetzt genauso wie Neubauten dekarbonisiert werden.“

„Insofern sollte ein Handelskonzern wie OTTO lieber nicht von sich auf andere schließen. Schön, dass OTTO schneller klimaneutral werden kann. Wir können es nur bei drastisch steigenden Mieten. Bevor OTTO nach schärferen staatlichen Vorgaben ruft, sollte es die ganze Stadt in den Blick nehmen und auch an die sozialen Folgen denken“, erklärte Andreas Breitner.

Wohnungsunternehmen brauchen mehr Zeit

Am Gemeinwohl orientierte Wohnungsunternehmen seien Bestandshalter, so der VNW-Direktor. „Sie bauen Wohnungen und bieten diese über Jahrzehnte zu bezahlbaren Mieten an. Das bedeutet, dass sie nicht so schnell alle ihre Wohnungen auf Klimaneutralität trimmen können. Vor allem nicht, weil sie bezahlbare Mieten garantieren.“

Wissenschaftler haben den sozialen Vermietern der Hansestadt in mehreren vom Hamburger Senat in Auftrag gegebenen Studien bescheinigt, dass sie bei der energetischen Sanierung ihrer Wohnungsbestände schneller vorankommen als die privaten Vermieter. „Die Sanierungstiefe liegt bei VNW-Unternehmen bei mehr als zwei Prozent, der Durchschnitt der Branche bei einem Prozent“, so der Direktor.

Überforderung der Mieter verhindern

„VNW-Mitgliedsunternehmen sind sich seit vielen Jahren ihrer Verantwortung für den Schutz des Klimas bewusst, indem sie Schritt für Schritt ihre Bestände energetisch sanieren. Dabei achten sie aber darauf, dass die Mieterinnen und Mieter nicht überfordert werden. Denn zur Ehrlichkeit gehört: Sanierung ist teuer und Mieten sind neben einer (begrenzten) öffentlichen Förderung die einzigen ‚Einkommensquellen‘ der sozialen Vermieter.“

Unternehmen, die ein Vorziehen von Klimaneutralität auf das Jahr 2040 forderten, handelten „blauäugig“, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Sie schließen von sich auf andere, blenden aber im Falle von Wohnungsunternehmen aus, dass schärfere Klimaschutzziele die Mieterinnen und Mieter über Gebühr belasten und der Schritt nicht nachhaltig ist. Ich fürchte zudem, dass dadurch populistische Kräfte befeuert werden, die den menschengemachten Einfluss auf den Klimawandel für eine Erfindung halten.“

29-05-2025

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 464 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund zwei Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,59 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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