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Universität Kassel

Breite Mehrheit der Bevölkerung unterstützt strengere Lieferkettengesetze

Breite Mehrheit der Bevölkerung unterstützt strengere Lieferkettengesetze

Eine aktuelle Studie von Forschenden der Universität Kassel zeigt, dass eine breite Mehrheit der deutschen Bevölkerung eine Verschärfung des Lieferkettengesetzes befürwortet, und das unabhängig von der politischen Orientierung. Die Untersuchung wurde im Rahmen eines von der Universität Kassel finanzierten interdisziplinären Forschungsprojekts durchgeführt.

Die Ergebnisse stehen im Kontrast zur derzeitigen politischen Debatte, in der führende Vertreter insbesondere konservativer und liberaler Parteien strengere gesetzliche Regelungen ablehnen.

Laut der Studie stimmen im Durchschnitt 68 Prozent der Befragten einer Ausweitung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) auf alle Unternehmen, die in Deutschland Produkte verkaufen, zu. Noch höher ist die Zustimmung mit 72 Prozent für die Einführung verpflichtender präventiver Maßnahmen entlang der gesamten Lieferkette und mit 78 Prozent für die Möglichkeit zivilrechtlicher Schadensersatzansprüche. Es gibt zudem keinerlei Hinweise darauf, dass Menschen mit konservativer oder liberaler politischer Selbsteinordnung strengeren gesetzlichen Regelungen im Durchschnitt weniger stark zustimmen. Dennoch lehnen insbesondere konservative und liberale Parteien in Deutschland strengere Lieferkettengesetze oder sogar generell Lieferkettengesetze ab. Die Studienergebnisse deuten nun darauf hin, dass diese Ablehnung nicht mit den Einstellungen ihrer eigenen potenziellen Wählerschaft übereinstimmt.

Die Datenbasis für die Studie bildet eine bundesweite Befragung im Juli und August 2023, in der 507 repräsentativ ausgewählte Personen an einem sogenannten Stated-Choice-Experiment teilgenommen haben. Dabei mussten die Teilnehmenden jeweils sechsmal zwischen zwei Gesetzesvarianten wählen: dem Status quo des LkSG und einer hypothetischen, verschärften Variante.

„Die Unterstützung für soziale und ökologische Standards in globalen Lieferketten ist, zumindest bezogen auf den Zeitpunkt der Erhebung 2023, deutlich breiter verankert, als es die politische Debatte derzeit vermuten lässt“, betont Prof. Dr. Andreas Ziegler vom Institut für Volkswirtschaftslehre an der Universität Kassel. „Unsere Ergebnisse deuten somit auf einen Widerspruch zwischen Parteikurs und Wählerwillen hin – das sollte in der politischen Entscheidungsfindung stärker berücksichtigt werden“, so Ziegler.

Zum Lieferkettengesetz:

Das geltende LkSG verpflichtet Unternehmen, ihre Lieferketten aktiv auf die Einhaltung von Arbeitsrechtsstandards, Menschenrechten und Umweltauflagen zu überprüfen und die Ergebnisse entsprechend zu dokumentieren. In Deutschland gilt das Gesetz seit dem 1. Januar 2023 für Unternehmen mit mindestens 3.000 Mitarbeitenden und seit dem 1. Januar 2024 für Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitenden. Im Jahr 2024 verabschiedete auch die Europäische Union ein Lieferkettengesetz; der ursprünglich für Anfang 2025 geplante Stichtag wurde aber auf den 26. Juni 2028 verschoben. Im Deutschen Bundestag wird derzeit kontrovers über eine mögliche Abschaffung des LkSG diskutiert.

Das vollständige Diskussionspapier ist online abrufbar: https://www.uni-marburg.de/en/fb02/research-groups/economics/macroeconomics/research/magks-joint-discussion-papers-in-economics/papers/2025-papers/09-2025.pdf

Bildvorschlag an die Redaktionen: Zur Bebilderung eignet sich ein Symbolbild eines Containerterminals oder Frachthafens.

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Ihr Ansprechpartner in der Pressestelle der Universität Kassel:
Sebastian Mense
Universität Kassel
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Tel.: +49 561 804-1961
E-Mail:  presse@uni-kassel.de
 www.uni-kassel.de

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