Alle Storys
Folgen
Keine Story von Universität Kassel mehr verpassen.

Universität Kassel

Nachlass von Künstler Kay Heinrich Nebel entdeckt

Nachlass von Künstler Kay Heinrich Nebel entdeckt
  • Bild-Infos
  • Download

Nachlass von Künstler Kay Heinrich Nebel entdeckt

Nach langjähriger Recherche hat Prof. Dr. Kai-Uwe Hemken von der Kunsthochschule Kassel im Januar 2025 in Washington D.C. und Maryland den bislang unbekannten Nachlass des Künstlers Kay Heinrich Nebel entdeckt. Nun folgt die wissenschaftliche Sichtung und Dokumentation des Bestands unter Hemkens Leitung. Nebel, ein bedeutender Vertreter der Neuen Sachlichkeit, prägte die Kunsthochschule Kassel über Jahrzehnte hinweg. Der Fund belegt Nebels Gegnerschaft zum Nationalsozialismus.

Der künstlerische Nachlass umfasst 857 Arbeiten auf Papier und 56 Werke auf Leinwand beziehungsweise Holz. Dabei handelt es sich um Werke aus allen Schaffensperioden Nebels. Zusätzlich wurden zahlreiche Briefe gefunden, die Rückschlüsse darauf geben, welche Situation an der Kunsthochschule Kassel in den 1920er-Jahren herrschte. Die Werke und Dokumente wurden bisher von der jüngsten Tochter des Künstlers aufbewahrt. Hemken konnte sie im Rahmen zweier Dienstreisen gemeinsam mit einer Hilfskraft sichten und nach professionellen musealen Standards erfassen.

Hemken forscht mit seinem Team zur Geschichte der Kunsthochschule Kassel im Zeitraum von 1900 bis 1960 und hat etwa zwei Jahre intensiv zu Nebel geforscht: „Kay Heinrich Nebel war immer ein Mysterium – es gab kaum mehr als ein paar historische Publikationen und vereinzelte Archivalien. Niemand wusste, was mit seinem Werk oder seinen Briefen geschehen war“, erklärt Hemken. Durch einen privaten Kontakt in Kassel kam der entscheidende Hinweis und schließlich der Zugang zu der Familie Nebel in den USA.

Nebel, der 1925 in der legendären Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ an der Kunsthalle Mannheim prominent vertreten war, zählt zu den prägenden Persönlichkeiten der Kunsthochschule Kassel. Seit den frühen 1920er-Jahren bis in die 1950er war er Professor an der damaligen Werkakademie, zeitweise auch ihr Direktor. Über drei Jahrzehnte hinweg gestaltete er die Ausrichtung der Kunsthochschule maßgeblich mit und das konzeptionell, künstlerisch sowie pädagogisch. Bereits in der Weimarer Republik galt die Hochschule dank seines Einflusses als eine der fortschrittlichsten ihrer Zeit. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich diese Entwicklung fort.

Erst durch die Sichtung seines schriftlichen Nachlasses wird sein Streben als Künstler der Neuen Sachlichkeit deutlich. Die Kunstrichtung entstand nach dem Ersten Weltkrieg und steht für die Besinnung zurück auf das Sichtbare und Konkrete. Während des Nationalsozialismus nahm Nebel an zehn großen Ausstellungen der Reichskammer der bildenden Künste teil und beantragte 1937 die Aufnahme in die NSDAP, allerdings wurden seine Werke in der Sammlung der Neuen Galerie als ‚entartet‘ diffamiert und entfernt. „Die Briefe zeigen: Nebel war ein überzeugter Gegner des Nationalsozialismus sowie dessen Kunst und Ideologie,“ so Hemken. Für die Kunsthochschule Kassel und die Stadt Kassel hat sein Nachlass daher eine besondere Bedeutung. Er dokumentiert nicht nur ein beeindruckendes künstlerisches Werk, sondern auch die Geschichte einer Institution, die Nebel entscheidend mitgeprägt hat.

Unterstützt wird das Projekt durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landesmuseum Kassel, der Neuen Galerie, dem Stadtmuseum, dem Stadtarchiv, dem Universitätsarchiv sowie zahlreichen Museen und Archiven deutschlandweit. Eine besondere Präsentation seines Nachlasses ist im Rahmen einer Ausstellung anlässlich des 250-jährigen Jubiläums der Kunsthochschule 2027 geplant. Im Anschluss ist eine gemeinsame Ausstellung mit dem Hessischen Landesmuseum bzw. der Neuen Galerie vorgesehen.

Die Wurzeln der Kunsthochschule liegen in der 1777 gegründeten „L'Académie de Peinture et de Sculpture de Cassel“. Im Laufe der Jahre wurde die Kunsthochschule Kassel immer wieder durch die Strömungen der Zeit geprägt. Die heutige Ausrichtung geht auf die Zusammenführung der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste mit der Werkkunstschule in den 1970er-Jahren zurück. Am 2. August 1971 wurde die Institution schließlich in die neugegründete Gesamthochschule Kassel integriert.

Das Projekt wird von der Universität Kassel (7.000 Euro) und der Gerda-Henkel-Stiftung (10.000 Euro) finanziell gefördert.

------------------------------------
Ihr Ansprechpartner in der Pressestelle der Universität Kassel:
Sebastian Mense
Universität Kassel
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Tel.: +49 561 804-1961
E-Mail:  presse@uni-kassel.de
 www.uni-kassel.de

------------------------------------

Die Universität Kassel hat rund 21.000 Studierende (Wintersemester). Sie versteht sich als eine Universität, an der Offenheit, Initiative, fächerübergreifendes und unkonventionelles Denken gewünscht und gefördert werden. Mehr als 300 Professuren sind in elf Fachbereichen (inkl. Kunsthochschule) organisiert. Zahlreiche neue Studiengänge entstehen derzeit, u.a. im Bereich der Nachhaltigen Transformationen.
 
Nachhaltigkeitsstudiengänge:  www.uni-kassel.de/go/unikassel360grad
Alle Studiengänge:  www.uni-kassel.de/go/studium
Weitere Storys: Universität Kassel
Weitere Storys: Universität Kassel