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PM: Die verlorene Bibliothek der Walkemühle bei Melsungen im zweifachen Fokus: Dirichlet-Nachlass online - Bundesarchiv restituiert verlorengeglaubten Band

PM: Die verlorene Bibliothek der Walkemühle bei Melsungen im zweifachen Fokus: Dirichlet-Nachlass online - Bundesarchiv restituiert verlorengeglaubten Band
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Die verlorene Bibliothek der Walkemühle bei Melsungen im zweifachen Fokus: Dirichlet-Nachlass online - Bundesarchiv restituiert verlorengeglaubten Band

Von 1922 bis März 1933 war das Landerziehungsheims Walkemühle bei Melsungen die zentrale Bildungsstätte des antifaschistischen Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK). Formaler Eigentümer war die „Philosophisch-Politische Akademie e.V.“ (PPA). Historisch bedeutsame Bestände aus der Bibliothek der Walkemühle stehen aktuell in der Universitätsbibliothek Kassel im Fokus:

So ist zum einen der bedeutende Briefnachlass der Rebecka Dirichlet, geb. Mendelssohn Bartholdy (1811-1858), der Schwester Felix Mendelssohn Bartholdys und Fanny Hensels, sowie von deren Ehemann, dem bedeutenden Mathematiker Gustav (Lejeune) Dirichlet (1805-1859), nun vollständig digitalisiert und über das das Onlinerepositorium ORKA zugänglich. Darüber hinaus wurden mehr als zwei Drittel der 1.100 Briefe, die teilweise außerordentlich schwer lesbar sind, von Dr. Andrea Linnebach-Wegener im Auftrag der Bibliothek auch transkribiert. Die Briefsammlung stammt aus dem Nachlass des Philosophen Leonard Nelson (1882-1927), eines Urenkels von Rebecka und Gustav Dirichlet, der seine Bibliothek und seinen weiteren Besitz der Philosophisch-Politischen Akademie vererbt hatte. Die Bibliothek und der Briefnachlass waren in der Zeit des nationalsozialistischen Unrechtsstaats in die Landesbibliothek Kassel überführt worden. Während die Bibliotheksbestände 1941 im Fridericianum verbrannten, blieb der Briefnachlass erhalten und wurde 2019 der Universitätsbibliothek von der PPA geschenkt.

Des Weiteren restituierte das Bundesarchiv in Berlin kürzlich einen Band aus der Bibliothek der o.g. Akademie: Das 16-seitige Typoskript mit dem verblassten Titel „Die Walkemühle“ enthält die programmatische Rede „Die Arbeit der Walkemühle“ von Hellmut Rauschenplat (1929) sowie sechs persönliche Erinnerungen der Lehrerin Anna Stein aus derselben Zeit. Rauschenplat nahm in der Emigration den Namen Fritz Eberhard an, war 1948/49 Mitglied im Parlamentarischen Rat und von 1949 bis 1958 Intendant des Süddeutschen Rundfunks. Die Bibliotheksbestände der PPA gelangten 1934 teils an die Landesbibliothek Kassel, teils wurden sie ab 1936 durch die Gestapo beschlagnahmt und nach Berlin verbracht. Die Zerstörung der Landesbibliothek im Fridericianum bei einem Brandbombenangriff 1941 vernichtete auch die dort aufbewahrten Bände aus der Bibliothek der Walkemühle. Der nun zurückgegebene Band gehörte demnach zu den nach Berlin verbrachten Beständen, die nach Kriegsende nach Moskau gelangten und über Potsdam schließlich im Bundesarchiv in Berlin aufgenommen wurden.

An beiden Ereignissen ist Dr. Ralf Schaper beteiligt. Er ist 1945 bis 1952 in der Walkemühle aufgewachsen. Der Kasseler Mathematiker beschäftigt sich seit einigen Jahren intensiv mit dem Briefnachlass Dirichlet und arbeitet an einem Buch über das Landerziehungsheim Walkemühle. Bei seinen intensiven Recherchen im Bundesarchiv Berlin stieß er auf den nun an die Universitätsbibliothek Kassel zurückgegebenen Band.

Kontakt

Dr. Brigitte Pfeil

Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel

Abteilung IV: Landesbibliothek / Standort Brüder-Grimm-Platz

Leitung Sondersammlungen

Tel.: +49 561 804-7344

E-Mail: pfeil@bibliothek.uni-kassel.de

Weiterführende Informationen:

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Ihr Ansprechpartner in der Pressestelle der Universität Kassel:
Sebastian Mense
Universität Kassel
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Tel.: +49 561 804-1961
E-Mail:  presse@uni-kassel.de
 www.uni-kassel.de

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