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Globale Urbanisierungsprozesse: DFG-Forschungsgruppe zu „Sustainable Rurbanity – Nachhaltige Rurbanität“

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Globale Urbanisierungsprozesse: DFG-Forschungsgruppe zu „Sustainable Rurbanity – Nachhaltige Rurbanität

Globale Urbanisierungsprozesse sind zusammen mit dem Klimawandel und der Übernutzung planetarer Ressourcen eine zentrale Herausforderung unserer Zeit. Ein neues, international und interdisziplinär angelegtes Projekt, koordiniert von Prof. Dr. Andreas Bürkert an der Universität Kassel und Prof. Dr. Nikolaus Schareika an der Universität Göttingen, widmet sich den vielfältigen Phänomenen, die durch die wechselseitige Durchdringung urbaner und ruraler Räume entstehen und zu ganz eigenen Logiken und Dynamiken des Wandels führen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Forschungsgruppe (FOR5903) „Sustainable Rurbanity - Resources, Society, and Regulatory Systems“ nun für eine erste Phase von vier Jahren, wie sie heute (2. Juli 2025) bekannt gab, und zwar mit insgesamt 7,4 Mio. Euro.

Als einen „großartigen Erfolg“ bezeichnete Prof. Dr. Ute Clement, Präsidentin der Universität Kassel, die Bewilligung: „Dies belegt erneut, dass die Universität Kassel auch in der interdisziplinären Grundlagenforschung zu hochrelevanten Themen weltweit sichtbare Beiträge leisten kann, auch und gerade im Verbund mit nationalen und internationalen Partnern. Die Wissenschaft weist hier Wege, wie unsere Gesellschaften die Herausforderungen unserer Zeit bestehen können. Es ist wichtiger denn je, dass für derartige Forschung ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden.“ Neben den Universitäten Kassel und Göttingen sind weitere sechs nationale Forschungsinstitutionen und 15 Partnerinstitutionen in Indien, Ghana und Marokko an dem Verbund beteiligt.

Urbanisierungsprozesse entfalten sich im Wechselspiel menschlichen Handelns, historisch gewachsener Raumstrukturen und öko-systemischer Prozesse. Sie sind mit gesellschaftlicher Transformation verwoben und gestalten dabei immer neue Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. Das Verständnis solch komplexer Systeme erfordert neue Forschungsansätze, die Systemgrenzen, räumliche Skalen und disziplinäre Denkweisen aufbrechen und innovative Erkenntniswege aufzeigen. Die Dichotomie von Stadt und Land, die jahrzehntelang sowohl die politische Planung als auch die Erforschung von Urbanisierungsprozessen geprägt hat, wird in der bewilligten Forschungsgruppe vom neuen Konzept der „Rurbanität“ abgelöst. In diesem Konzept verbinden sich das Rurale und das Urbane in einer begrifflich neu gefassten Einheit, die dynamisch auf sich ändernde Bedingungen reagiert bzw. diese schafft und die sich in diesem Prozess stetig neu erfindet.

Die zehn natur- und sozialwissenschaftlichen Teilprojekte nutzen Fallstudien zu peri-urbanen Räumen von Großstädten in Indien, Westafrika und Marokko, um Wirkmechanismen, Folgen und Steuerungsprozesse von Rurbanität beispielhaft zu untersuchen. Die geplante Feldforschung erstreckt sich von agrarökologischen Fragestellungen wie rurbanen Agroforstsystemen über Kreisläufe von Nähr- und Abfallstoffen bis hin zu den spezifischen Lebensstilen, die in rurbanen Räumen entworfen werden.

„Wir sehen bereits heute, dass Urbanität ohne die Berücksichtigung wesentlicher Bezüge zur Natur ebenso wenig nachhaltig ist wie ländliche Idylle losgelöst von urbaner Kaufkraft und Kultur“, erklärt Prof. Dr. Andreas Bürkert, Leiter des Fachgebiets Ökologischer Pflanzenbau und Agrarökosystemforschung in den Tropen und Subtropen, der in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Nikolaus Schareika und Dr. Ellen Hoffmann das Projekt im Team leitet. „Urbanisierung ist ein jahrtausendealtes Menschheitsphänomen, und sowohl Wohlbefinden als auch nachhaltige, effektive Ressourcennutzung entstehen aus immer wieder neuen Verflechtungen von Einflussfaktoren, die sich in unterschiedlichen Formen von Rurbanität zeigen. Weltweit sind Metropolregionen Experimentierräume, in denen rurale und urbane Strukturen und Praktiken weitgehend unvorhersagbar aufeinander treffen, ausprobiert und wieder aufgegeben werden.“ Diese Rurbanitäts-Phänomene zu verstehen, ihre Wirkmechanismen und Treiber zu analysieren und sie hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu bewerten, ist Gegenstand des nun bewilligten Forschungsprogramms. Ziel ist es dabei, die Transformationspfade und die Gestaltungsmöglichkeiten zu erkennen, die in eine länder- und kulturübergreifend nachhaltigere, rurbane Zukunft führen.

Neben Andreas Bürkert sind seitens der Universität Kassel als verantwortliche Wissenschaftler Prof. Dr. Uwe Altrock, Prof. Dr. Andreas Christian Braun, Prof. Dr. Matthias Gaßmann, Prof. Dr. Christoph Gornott, Prof. Dr. Christine Wachendorf, Prof. Dr. Eva Schlecht, Prof. Dr. Tobias Plieninger, Prof. Dr. Michael Wachendorf, Prof. Dr. Tobi Weber sowie Dr. Jayan Wijesingha beteiligt. An der Universität Göttingen beteiligen sich neben Prof. Dr. Nikolaus Schareika, Prof. Dr. Christoph Dittrich, Prof. Dr. Carola Paul, und Prof. Dr. Stefan Siebert. Dazu kommen Kolleginnen und Kollegen der Leibniz Universität Hannover, der Universität Vechta, der Universität Leipzig, der Freien Universität Berlin, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, und dem Deutschen Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft GmbH.

Hintergrund:

Eine DFG-Forschungsgruppe ist ein Arbeitsbündnis herausragender Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die gemeinsam eine Forschungsaufgabe bearbeiten. Die maximale Förderdauer beträgt grundsätzlich acht Jahre. Die erste Förderperiode beträgt üblicherweise vier Jahre. Über eine Weiterförderung wird aufgrund in Fortsetzungsanträgen vorgelegten erzielten Ergebnisse, Methoden und Fragestellungen entschieden.

Kontakt:

Prof. Dr. Andreas Bürkert

Universität Kassel

Fachgebiet Ökologischer Pflanzenbau und Agrarökosystemforschung in den Tropen und Subtropen

Tel: +49 5542 98-1229

E-Mail: for5903@uni-kassel.de

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Ihr Ansprechpartner in der Pressestelle der Universität Kassel:
Sebastian Mense
Universität Kassel
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Tel.: +49 561 804-1961
E-Mail:  presse@uni-kassel.de
 www.uni-kassel.de

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Die Universität Kassel hat rund 21.000 Studierende (Wintersemester). Sie versteht sich als eine Universität, an der Offenheit, Initiative, fächerübergreifendes und unkonventionelles Denken gewünscht und gefördert werden. Mehr als 300 Professuren sind in elf Fachbereichen organisiert. Zahlreiche neue Studiengänge entstehen derzeit, u.a. im Bereich der Nachhaltigen Transformationen.
 
Nachhaltigkeitsstudiengänge:  www.uni-kassel.de/go/unikassel360grad
Alle Studiengänge:  www.uni-kassel.de/go/studium
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