Polizeipräsidium Mittelfranken
POL-MFR: (604) Junge wurde 1976 ermordet - Tat nach 28 Jahren aufgeklärt
Nürnberg (ots)
Das akribische Nachforschen in einem bisher nicht geklärten Mordfall durch die Kripo Nürnberg führte dazu, dass nach 28 Jahren der Fall geklärt werden konnte.
Am 08.05.1976 wurde der 9-jährige Schüler Harald aus Stein, Landkreis Fürth, in einem Waldstück bei Stein sexuell missbraucht und danach getötet. Als Tatverdächtiger für dieses Verbrechen konnte jetzt der damals 23-jährige Nürnberger Erwin T. ermittelt werden, der im Jahr 2000 verstorben ist.
Harald war am 08.05.1976 Zuschauer bei der damaligen Metz-Rallye und war abends nicht nach Hause gekommen. Die skelettierte Leiche des vermisst Gemeldeten wurde erst am 30.07.1976 bei Erntearbeiten in einem Getreidefeld nahe des o.g. Waldstückes gefunden.
Jahrelange intensive Ermittlungen der Nürnberger Mordkommission führten zu keinem Ergebnis, obwohl von der Sonderkommission 1239 Einzelspuren bearbeitet wurden, die 30 Aktenordner füllten. Erst im Sommer 2003 ergab sich ein neuer Ermittlungsansatz. Eine Frau aus Baden-Württemberg erstattete gegen einen Angehörigen Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs ihrer Tochter. Bei dieser Gelegenheit berichtete sie von einem weiteren ihr bekannt gewordenen Sexualdelikt mit Tötung eines Jungen. Ihren Angaben zufolge unterhielt sie Anfang der 90er Jahre eine Beziehung zu Erwin T. aus Nürnberg. Dieser erzählte, dass er in seiner Heimat einen 8-10-jährigen Jungen sexuell missbraucht und als dieser "Hilfe" rief, ihn mundtot gemacht habe.
Bei der Überprüfung dieses Hinweises stellte sich heraus, dass vom Tatverdächtigen keinerlei eventuellen Sachbeweise mehr vorhanden waren und etliche damals befragte Zeugen bereits verstorben sind.
Nachweislich und überprüfbar konnten folgende wesentlichen Fakten festgestellt werden:
- Erwin T. war pädophil, mit einem Hang zu Knaben veranlagt - Er bestellte sich immer wieder trotz Missbilligung seiner Eltern Knaben nach Hause, um diesen angeblich Nachhilfeunterricht zu erteilen - Zur Tatzeit war er bei seinen Eltern in der Nürnberger Südstadt wohnhaft - Er hatte ein Auto zur Verfügung - Im Mai 1976 bat er während seines Philosophiestudiums seine Mutter vertraulich, ihm 20.000 DM zu geben, weil er ins Ausland müsse. Eine Begründung hierfür nannte er nicht - Er brach sein Studium ab und schrieb sich im Herbst 1976 an einer anderen Uni ein.
Erwin T. soll etwa zur Tatzeit unangemeldet eine Ein-Zimmer-Wohnung in Stein bewohnt haben. Außerdem war am Tatabend nahe des Tatortes in einem Lokal ein junger Mann aufgefallen, der sehr nervös war, viel Kaffee trank und an seinen Fingernägeln kaute - alles Umstände, die auf T. zutreffen. Die damals abgegebene Personenbeschreibung und jetzt durchgeführte Lichtbildvorlagen in diesem Lokal sprechen dafür, dass es sich bei dem unbekannten Gast um T. handelte. Auch ein Polizeipsychologe kam zu dem Schluss, dass T. aufgrund seiner festgestellten Persönlichkeit und seines Verhaltensmusters ein potentieller und klassischer Täter ist, der für den Jungenmord sicherlich in Frage kommt. T. war außerdem in dem Mordfall noch nie überprüft worden.
Die Ermittler versuchten von Anfang an auch Anhaltspunkte dafür zu finden, die ggf. gegen eine Täterschaft des Erwin T. sprechen würden. Es konnte diesbezüglich nicht der geringste Hinweis gefunden werden.
Der Mord an dem 9-jährigen Harald ist aus Sicht der Krimimalpolizei Nürnberg geklärt. Der Tatverdächtige heißt Erwin T. und er ist im Alter von 47 Jahren eines natürlichen Todes verstorben. Das Ermittlungsergebnis wurde der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Nürnberg-Fürth zugeleitet. Auch die Staatsanwaltschaft kommt zu dem Ergebnis, dass Erwin T. der einzig Tatverdächtige in diesem Mordfall ist.
ots-Originaltext: Polizeipräsidium Mittelfranken
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