LKA-HE: Hessische Strafverfolgungsbehörden im Einsatz gegen mutmaßliche Enkeltrick-Betrüger, Schockanrufer und falsche Polizeibeamte: 4 Festnahmen
Wiesbaden (ots)
Gemeinsame Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und des Hessischen Landeskriminalamts
In enger Zusammenarbeit sind hessische Ermittlungsbehörden zwischen Dienstag und Donnerstag, 1. bis 3. Juli, in einer konzentrierten Aktion gegen kriminelle Banden vorgegangen, die es auf ältere Menschen abgesehen haben: Hessenweit kam es während des Einsatzes zu drei Festnahmen und drei Wohnungsdurchsuchungen. Eine weitere Festnahme erfolgte in Baden-Württemberg. Koordiniert wurde die Schwerpunktmaßnahme im Auftrag der Eingreifreserve der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main vom Hessischen Landeskriminalamt (HLKA). An dem Einsatz beteiligten sich mehrere Einsatzkräfte des HLKA und der sieben hessischen Polizeipräsidien.
Straftaten zum Nachteil älterer Menschen sind ein bundesweit verbreitetes Phänomen. Die Täter setzen insbesondere auf Schockanrufe, Enkeltrick-Betrügereien oder geben sich als falsche Polizeibeamte aus. Immer wieder gelingt es ihnen, ihre Opfer um hohe Geldbeträge oder Wertgegenstände zu bringen. Im Rahmen des konzentrierten Einsatzes haben die hessischen Ermittlungsbehörden durch intensive Ermittlungsarbeit mehrere schwere Straftaten aufgeklärt und Schäden verhindert. Für die Einsatzmaßnahmen standen zusätzliche Einsatzkräfte zur Verfügung, um Ermittlungen und technische Maßnahmen im großen Umfang zu tätigen. Neben der Prävention und Strafverfolgung legt die hessische Polizei auch in diesem Phänomenbereich ein besonderes Augenmerk auf den Opferschutz, denn der Betrug um die Lebensgrundlage kann gravierende Auswirkungen auf die Psyche haben. Daher wird Geschädigten unter anderem die polizeiliche Opferbetreuung zur Verfügung gestellt.
Während der Einsatztage konnte festgestellt werden, dass die kriminellen Banden in 50 Fällen Kontakt zu potentiellen Geschädigten aufgenommen haben, um diese um ihr Vermögen zu bringen. Hierdurch wäre ein Gesamtschaden in Höhe von über 600.000 Euro entstanden. In fünf Fällen standen die Opfer bereits am Übergabeort. Diese Betrugstaten konnten durch umgehendes Einschreiten der Polizei verhindert werden.
In den meisten Fällen während der Einsatztage konnten international organisierte Tätergruppen festgestellt werden, die sich auf die Durchführung sogenannter "Schockanrufe" spezialisiert haben. Es kam aber auch zu Anrufen, bei denen sich die Anrufer als falsche Polizeibeamte ausgaben. In einem Fall in Frankfurt am Main wurden drei Täter kurz vor einer geplanten Geldabholung festgenommen. Zwei der drei Beschuldigten befinden sich nach richterlicher Anordnung derzeit in Untersuchungshaft. In einem anderen Fall in Baden-Württemberg hatte ein Geschädigter bereits sein Schließfach bei der Bank geleert und wollte 30.000 Euro sowie Wertgegenstände (zwei Kilogramm Gold, mehrere hochwertige Uhren) an die Tatverdächtigen übergeben, um die vermeintliche Festnahme seiner Tochter durch Ermittlungsbehörden zu verhindern. Auch diese Betrugstat konnte durch das rechtzeitige Einschreiten der Polizei verhindert werden.
Die festgenommenen Beschuldigten sind Männer im Alter von 17 bis 23 Jahren. Die Einsätze fanden in den Städten Frankfurt am Main, Halle, und im Landkreis Reutlingen statt.
"Straftaten zum Nachteil lebensälterer Menschen sind besonders perfide, da sie gezielt das Vertrauen und die Schutzbedürftigkeit älterer Personen ausnutzen. Die Maßnahmen der Eingreifreserve in enger Zusammenarbeit mit der hessischen Polizei sind ein klares Signal an die Tätergruppen: Der Schutz älterer Menschen vor solchen Betrugstaten hat für uns höchste Priorität.", erklärte der hessische Generalstaatsanwalt Torsten Kunze anlässlich der konzentrierten Maßnahmen.
"Ich freue mich sehr über die aktuellen Ermittlungserfolge und bedanke mich bei allen eingesetzten Kräften für ihr Engagement", sagte Andreas Röhrig, Präsident des Hessischen Landeskriminalamts (HLKA). Neben repressiven Maßnahmen setzt die hessische Polizei seit vielen Jahren auf eine umfassende Seniorenpräventionsarbeit, klärt intensiv darüber auf, welche Betrugsmaschen es gibt und wie man sich schützen kann. Andreas Röhrig appellierte: "Werden Sie misstrauisch, wenn jemand telefonisch von Ihnen Geld oder Wertsachen fordert. Auch wenn es im Schockmoment schwerfällt: Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und besprechen Sie sich mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahestehenden Menschen."
Die Eingreifreserve leitet in engem Austausch mit der hessischen Polizei die Ermittlungen gegen diese international agierenden Tätergruppierungen aus dem Bereich der organisierten Kriminalität, die Straftaten zum Nachteil lebensälterer Menschen begehen. In den bisherigen Ermittlungskomplexen wurde gegen insgesamt 10 Tatverdächtige die Untersuchungshaft angeordnet. Mehrere Tatverdächtigte wurden bereits durch hessische Gerichte nach erfolgten Anklagen zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.
Hinweise der Polizei:
Folgende Hinweise ergehen seitens der Polizei:
- Die Polizei ruft niemals mit der Notrufnummer 110 oder ähnlichen Nummern an. - Gibt sich der Anrufer als Polizeibeamtin oder Polizeibeamter aus, beenden Sie das Telefonat und wählen Sie den Notruf 110. - Seien Sie misstrauisch, wenn sich jemand am Telefon nicht selbst mit Namen vorstellt oder als Bekannter oder Verwandter ausgibt, den Sie als solchen nicht erkennen. - Vergewissern Sie sich, ob der Anrufer wirklich ein Verwandter ist. Rufen Sie die jeweilige Person unter der bisher bekannten und benutzten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen. - Sprechen Sie am Telefon niemals über Ihre persönlichen oder finanziellen Verhältnisse. - Legen Sie sofort auf, wenn Sie sich nicht sicher sind, wer Sie anruft oder der Anrufer Sie unter Druck setzt. - Sprechen Sie mit Ihrer Familie oder einer anderen Vertrauensperson über den Anruf. - Übergeben Sie unbekannten Personen niemals Geld oder Wertsachen, auch nicht angeblichen Polizeibeamtinnen und -beamten. - Wenn Sie glauben Opfer eines Betruges geworden zu sein, wenden Sie sich sofort an die Polizei und erstatten Sie Anzeige. - Weitere wichtige und hilfreiche Tipps finden Sie auf der Homepage der Hessischen Polizei (www.polizei.hessen.de) und der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (www.polizei-beratung.de).
Wer von einem aktuellen Betrug erfährt (etwa via Hessenwarn oder über das Radio), sollte umgehend Angehörige informieren, die Betrugsmasche schildern und darüber aufklären, wie man verhindert, Opfer zu werden. Angehörigen sollte deutlich gemacht werden, dass PIN-Nummern und Passwörter nicht preisgegeben werden sollten. Auch hat sich ein Zettel mit den wichtigsten Verhaltenstipps, platziert neben dem Telefon, bewährt. Wichtig ist, dass man in jeder Situation Ruhe bewahrt. Betrüger arbeiten immer mit dem Zeitdruck, um ihr Opfer unter Stress zu setzen. Machen Sie ihre Angehörigen darauf aufmerksam, dass es gerade bei angeblichen Notfällen wichtig ist, ruhig zu handeln.
Informationen zur Eingreifreserve:
Die im April 2000 gegründete Eingreifreserve besteht aus einem Leitenden Oberstaatsanwalt (Abteilungsleiter), drei Oberstaatsanwältinnen/Oberstaatsanwälten, sieben Staatsanwältinnen/Staatsanwälten und einem Sekretariat. Sie ist organisatorisch eine eigenständige Abteilung der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main.
Die Eingreifreserve unterstützt die landgerichtlichen Staatsanwaltschaften verfahrensbezogen. Über den Einsatz der Eingreifreserve entscheidet der Generalstaatsanwalt durch Zuweisung von Ermittlungsverfahren nach § 145 Abs. 1 GVG.
Schwerpunkte der Arbeit der Eingreifreserve sind Verfahren aus folgenden Deliktsbereichen:
- organisierte und bandenmäßige Steuerstraftaten - sonstige Wirtschaftskriminalität - organisierte Kriminalität - ermittlungsintensive Kapitaldelikte und Cold Cases - Sammelverfahren und umfangreichere Verfahren aus dem Bereich der Allgemeinkriminalität - Verfahrenskomplexe mit regional übergreifenden örtlichen Zuständigkeitsschwerpunkten
Rückfragen bitte an:
Hessisches Landeskriminalamt
Elionor Weber
Telefon: 0611/83-8310
E-Mail: kommunikation.hlka@polizei.hessen.de
http://www.polizei.hessen.de
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