Landeskriminalamt Niedersachsen
LKA-NI: Internationaler Tag der Gewaltlosigkeit
Hannover (ots)
Anlässlich des internationalen Tages der Gewaltlosigkeit (02.Oktober) nimmt das Landeskriminalamt Niedersachsen diesen Tag zum Anlass auf eine Form von Gewalt hinzuweisen, die oft unterschätzt wird - Hasskriminalität.
Was ist Hasskriminalität?
Bei Hasskriminalität handelt es sich um eine Teilmenge der Politisch motivierten Kriminalität. Der Begriff Hasskriminalität umfasst - kurz gesagt - alle Straftaten, die aufgrund der Nationalität, Religionszugehörigkeit, sozialen Status, physischer oder psychischer Beeinträchtigung, Geschlecht oder geschlechtliche Identität sowie der sexuellen Gesinnung getätigt werden. Diese Straftaten können sich gegen Menschen, Institutionen und Sachen richten. Exemplarisch für Hasskriminalität sind u.a. fremdenfeindliche, antisemitische, frauenfeindliche oder sich gegen die sexuelle Orientierung richtende Straftaten.
Die Fallzahlen sind in den vergangenen fünf Jahren um ca. 80 Prozent gestiegen. Auch im digitalen Raum nehmen die Straftaten zu: Beleidigungen, Bedrohungen oder Aufrufe zu Gewalt verbreiten sich in sozialen Netzwerken mit großer Reichweite und Dynamik. Täter fühlen sich sicher, da sie mutmaßlich im Internet anonym agieren können. Das Internet ist jedoch kein rechtsfreier Raum, sodass auch diese Hasskommentare strafrechtlich verfolgt werden.
Zwischen 2021 und 2024 führte das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen eine nicht repräsentative Studie "Hass in der Stadt" zu vorurteilsgeleiteten Straftaten / Hasskriminalität und Diskriminierungen durch. Zielgruppe der Befragung waren vulnerable Gruppen. Über 7.400 Personen nahmen an der Befragung teil und gaben Auskunft. Die Ergebnisse zeigen, dass bestimmte Gruppen besonders von solchen negativen Erfahrungen betroffen sind. Eine davon ist ist diejenige mit queerer Geschlechtsidentität. Ebenso zeigte die Studie, dass viele Betroffene Angst haben, Strafanzeige zu erstatten, weil sie befürchten, nicht genug Beweise zu haben oder sich vor den Tätern ängstigen und weiterer negative Konsequenzen befürchten. Daher wird vermutet, dass es in diesem Bereich ein großes Dunkelfeld gibt.
Dabei sind die Auswirkungen von Hasskriminalität auf die Betroffenen immens: Sie haben häufiger Angst, wieder Opfer einer Straftat zu werden und zeigen deutlich mehr Vermeidungsverhalten: Für Opfer kann das Erleben traumatisch sein, sodass neben Angst und Scham auch Einschränkungen des sozialen Lebens stattfindet. So werden beispielsweise Situationen und Orte gemieden, um nicht noch einmal Opfer zu werden. Dies kann soweit führen, dass Betroffene sogar ihren Wohnort verlassen.
Besonders schwerwiegend ist es, dass diese Straftaten nicht nur Auswirkungen auf die betroffene Person hat, sondern auch auf die gesamte soziale Gruppe. Meist geschehen die Straftaten ohne Vorgeschichte und eigenes Verschulden. Da sich die Merkmale, aufgrund der man bestimmten sozialen Gruppen zugeordnet wird, z.B. Name, Hauptfarbe oder sexuelle Identität, nicht einfach ändern oder wechseln lassen, können Betroffene wiederholt Opfer von Hasskriminalität werden.
Das Landeskriminalamt Niedersachsen arbeitet eng mit den Polizeidienststellen des Landes und Bundes, beispielsweise bei Joint-Action-Days, der Justiz und den Beratungsstellen für Betroffene zusammen. Ziel des Landeskriminalamtes ist es, diese Form von Gewalt konsequent zu verfolgen und die Opfer zu schützen, sowie die Demokratie zu stärken.
Prävention und Hilfe - was Bürgerinnen und Bürger tun können
- Straftaten anzeigen: Wer Hasskommentare oder Bedrohungen erlebt, sollte dies bei der nächsten Polizeidienststelle, über die Onlinewache Niedersachsen unter https://portal.onlinewache.polizei.de oder direkt über www.hassanzeigen.de anzeigen
- Unterstützung finden: Betroffene können sich an spezialisierte Beratungsstellen wenden, z. B. an die Beratungsstellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Niedersachsen, REspect! oder an das Opferhilfebüro des WEISSEN RINGS. Eine Übersicht findet sich unter https://www.lka.polizei-nd s.de/startseite/pravention/politisch_motivierte_kriminalitat/polit isch-motivierte-kriminalitaet-115441.html, Opfer von digitaler Gewalt können sich an die Organisation HateAid wenden
- Zivilcourage zeigen: Jede und jeder kann dazu beitragen, dass Hassbotschaften keine Normalität werden - durch respektvolles Verhalten im Alltag und im Netz
- Medienkompetenz stärken: Eltern, Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie Vereine können Jugendliche dabei unterstützen, Hassinhalte -auch online- zu erkennen und richtig darauf zu reagieren
Rückfragen bitte an:
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