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DIE ZEIT

Müntefering: "Die FDP war meine Zweitpartei"

Hamburg (ots)

Franz Müntefering hält eine sozialliberale
Koalition nach der nächsten Bundestagswahl für möglich. Die FDP sei 
in jungen Jahren seine "Zweitpartei" gewesen, erklärt der Vizekanzler
der ZEIT. "Ich finde, dass die FDP - wie die Grünen - im Bereich der 
Menschenrechte eine überzeugende Position einnimmt. Damit könnte ich 
arbeiten. Insofern gibt es Schnittmengen: gegen Diskriminierung, für 
Toleranz, gegen die Verhunzung liberaler Ideen. Dazu gehört auch der 
Abstand zu reaktionär-konservativem Gedankengut." Zu einer möglichen 
Koalition 2009 sagt der Vizekanzler: "Außer mit der PDS/ML, also: mit
Lafontaine, sind im Bund alle Bündnisse prinzipiell möglich."
Der Arbeits- und Sozialminister weiter: "Mit 20 war meine 
Zweitpartei nach der SPD die FDP. Ich habe sie als Partei empfunden, 
die etwas mit Aufklärung zu tun hat." 1969 sei die sozialliberale 
Koalition für ihn "eine natürliche Verbindung" gewesen. 1961 habe er 
die FDP sogar einmal kommunal gewählt, so Müntefering. Er selbst habe
sich im Alter zwischen 20 und 25 von der eigenen Sozialisation 
befreit: "Das hatte auch mit Kirche und mit einer falschen, 
reaktionären Moral zu tun, die, wie ich heute weiß, nicht zwingend 
mit Kirche verbunden sein muss. Freiheit ist mir seitdem das 
Wichtigste."
Müntefering räumt zugleich ein Versagen der SPD bei der deutschen 
Einheit ein: "Als die deutsche Einheit kam, hatte Willy Brandt Tränen
der Freude in den Augen. Auch Johannes Rau und Hans-Jochen Vogel. Auf
manche von uns Jüngeren traf das auch zu, aber andere standen 
ziemlich ratlos da. Nicht alle unsere Reaktionen waren spontan so 
sympathisch, wie man sich das heute wünschen würde. Da offenbarte 
sich Unfähigkeit, mit der Situation gut umzugehen.
Die selbstgerechte Freude von Konservativen, die die Niederlage 
des Kommunismus als eine moralische Rechtfertigung des Kapitalismus 
sahen, hat die Sache für uns erschwert. Aber das ist keine 
Entschuldigung. Mehr laute Freude, dass die, die unter den 
Kommunisten so gelitten hatten, eine Chance auf Freiheit bekamen, 
wäre angemessen gewesen. Da waren im Westen -nicht nur in der SPD - 
manche zu sehr taktisch und fiskalisch-rechnerisch unterwegs." Er 
frage sich manchmal, "was die ostdeutschen Freunde von uns in dieser 
Zeit gedacht haben", so Müntefering.
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 24 vom 6. Juni 2007 
senden wir Ihnen gerne zu.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Elke Bunse, DIE ZEIT Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 
(Tel.: 040/3280-217, Fax: 040/3280-558, E-Mail:  bunse@zeit.de)

Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell

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