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Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)

Prädikat "besonders wertvoll" für kleine und große, ehrbare und zwielichtige Helden/Kinostarts für LOLA AUF DER ERBSE, MR. MAY, A MOST WANTED MAN und MIT GANZER KRAFT mit höchstem Prädikat

Wiesbaden (ots)

Wiesbaden, 2. September. Ob origineller Kinderfilm, berührende Dramen oder spannende Agententhriller - die FBW-Kinotipps der Woche empfehlen für jeden Geschmack, jedes Alter und jede Zielgruppe die besten Filme in ihrem Genre.

Wichtige Themen für Kinder auf eine lockere und leichte Art zu vermitteln, dazu noch eine Hauptfigur, mit der sich das Kinderpublikum direkt identifizieren kann - das sind die Zutaten zum gelungen Kinderkino, welche Regisseur Thomas Heinemann auf beste Weise miteinander verbindet. LOLA AUF DER ERBSE (Start: 4. September) ist die farbenfrohe und charmante Umsetzung des gleichnamigen erfolgreichen Kinderbuches und erzählt von der 9jährigen Lola und ihren Abenteuern auf dem Hausboot. "Obgleich dieser Film mit seinen sehr unterschiedlichen und durchweg überzeugend besetzten Charakteren in erster Linie spannende und lustige Unterhaltung bietet, werden seine realistischen Probleme nicht unter den Teppich gekehrt." Für diesen gelungenen Balance-Akt vergab die FBW-Jury das höchste Prädikat "besonders wertvoll".

Mit dem berührenden Drama MR. MAY UND DAS FLÜSTERN DER EWIGKEIT (Start: 4. September) ist dem italienischen Regisseur Uberto Pasolini laut der fünfköpfigen Jury "ein wahres Filmjuwel" gelungen, in dessen Hauptrolle Eddie Marsan brilliert. Er spielt Mr. May, der sich als bei der Stadt Angestellter um anonyme Bestattungen kümmert. Neben dem expliziten Lob für Marsan sprach die Jury unter anderem auch der Ausstattung, dem Kostüm und der Kamera ein großes Lob aus und hob zusätzlich das "wunderbare" Drehbuch hervor. Das Prädikat "besonders wertvoll" vergab sie in ihrer Abstimmung einstimmig.

In MIT GANZER KRAFT (Start: 28. August) widmet sich der französische Regisseur und Drehbuchautor Nils Tavernier dem Thema Inklusion auf eindrucksvolle und berührende Weise. Der Film erzählt von dem Jugendlichen Julien, der mit seinen 17 Jahren an einen Rollstuhl gefesselt ist, aber dennoch einen Traum hat: Die Teilnahme am französischen Iron-Man-Marathon. Nur mit Hilfe seines Vaters kann dieser Traum Wirklichkeit werden. Und gleichzeitig das Band zwischen Vater und Sohn stärken. "Beeindruckend, dass es trotz aller Dramatik dieses schwierigen Themas den Machern gelungen ist, so leichtfüßig zu erzählen." So urteilte die unabhängige Jury, die den Film mit dem höchsten Prädikat "besonders wertvoll" auszeichnete.

Mit A MOST WANTED MAN (Start: 11. September) zeigt Philip Seymour Hoffman dem Publikum noch ein letztes Mal sein einzigartiges Ausnahmetalent als Schauspieler. In ihrem Gutachten beschreibt die Jury den gelungenen Genremix aus Drama, Thrill und Kriminalfilm: "Ein kluger Agententhriller aus dem klassischen Repertoire John le Carrés, der die Geheimdienstarbeit entmystifiziert und moralische Grundsätze ausbalanciert, der aber vor allem von der ersten bis zur letzten Minute packend unterhält." So lobte die unabhängige Jury den Film, dem sie das höchste Prädikat "besonders wertvoll" verlieh.

Weitere Informationen zu den FBW-Kinotipps der Woche gibt es auf der Homepage unter www.fbw-filmbewertung.com.

Prädikatsfilme vom 4. bis 11. September 2014

Lola auf der Erbse

Spielfilm, Kinderfilm. Deutschland 2014 Filmstart : 04.09.2014

Zusammen mit ihrer Mutter wohnt die 9-jährige Lola auf einem Hausboot, das auf den Namen "Erbse" getauft wurde. Eigentlich ist das Leben der beiden perfekt. Doch Lola vermisst ihren Vater, der eines Tages einfach verschwand. Immer noch hofft sie, er würde plötzlich wieder an Deck stehen und alles wäre so, wie es vorher war. Kein Wunder, dass Lola stinkwütend ist, als ihre Mutter plötzlich einen neuen Freund hat. Und so tut sie alles, um den unerwünschten "Eindringling" wieder zu vertreiben. Thomas Heinemanns Verfilmung der gleichnamigen Buchvorlage zeigt die Welt aus Sicht von Lola. Dabei spart der Film nicht an fantasievollen kleinen Einfällen, die den träumerischen Einfallsreichtum heranwachsender Kinder spielerisch wiedergeben. Lola selbst spricht immer wieder zwischendurch direkt mit dem Zuschauer, erklärt dabei nicht nur ihre Gedanken, sondern spricht auch einzelne Probleme und Konflikte an, die gerade im Bild zu sehen waren. So fühlen sich gerade die jüngsten Zuschauer an die Hand genommen und bekommen auch ganz aktuelle Themen vermittelt, wie etwa der Lebensalltag illegal in Deutschland lebender Immigranten oder die Probleme von Scheidungskindern. Als am Ende dann alle zusammenkommen, um Lolas Geburtstag zu feiern, kann Lola auch wieder lächeln. Denn sie hat einen neuen besten Freund gefunden und wieder Spaß am Leben. LOLA AUF DER ERBSE ist der beste Beweis für kreatives und liebevoll gemachtes deutsches Kinderkino, das seine jungen Zuschauer ernst nimmt und mit viel Spaß ganz ohne erhobenen Zeigefinger seine Geschichte erzählt. Unsere neue Heldin heißt Lola!

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/lola_auf_der_erbse

Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit

Spielfilm, Tragikomödie. Großbritannien, Italien 2013.

Als "Kundenberater" kümmert sich Mr. May bei der Londoner Stadtverwaltung um Verstorbene, die keine Verwandten haben und deren Bestattung in die Verantwortung der Stadt fällt. Doch für den zurückhaltenden und unauffällig wirkenden Mann ist dieser Job mehr als nur tägliche Pflicht. Und so versucht er immer wieder, doch noch Hinterbliebene aufzuspüren, bewahrt persönliche Habseligkeiten auf und schreibt sogar Trauerreden für Beerdigungen, bei denen er oft der einzige Trauernde ist. Als er erfährt, dass sein Job wegrationalisiert werden soll, beschließt er, seinen letzten "Fall" unbedingt erfolgreich zu Ende zu bringen. Und je eifriger er sich auf Spurensuche in der Vergangenheit des Verstorbenen begibt, desto mehr beginnt Mr. May zu begreifen, dass das Leben auch für ihn kleine Überraschungen bereit hält. Der Held in Uberto Pasolinis Film könnte nicht unauffälliger sein. Und doch ist das, was er leistet, etwas ganz Großes. Noch in den kleinsten Details, Blicken und Handlungen zeigt sich sein Respekt gegenüber allen Menschen, ob tot oder lebendig, auch wenn er damit ziemlich alleine dasteht. Und so ist der Film auch eine Zustandsbeschreibung unserer Gesellschaft, die in ihrer kalten Anonymität keinen Blick mehr für die Menschen in unserer nächsten Umgebung zulässt. In seiner Bildsprache und den Szenen, die oft mit wenig Dialog auskommen entwickelt der Film seinen ganz eigenen langsamen Erzählrhythmus, zeigt Mr. Mays Alltag als etwas klar Durchstrukturiertes. Nur in kleinen Schritten erfolgt die Verwandlung, als Mr. May seine "Wohlfühlzone" verlässt und auf ungewohnten Pfaden wandert, den Kontakt mit anderen Menschen sucht. Da leuchtet sein Gesicht plötzlich und es wirkt, als würde das Leben in ihn eindringen. Dies glaubhaft und anrührend zu verkörpern, ist die großartige Leistung von Hauptdarsteller Eddie Marsan. Sein Mr. May ist ein tragischer Held, in dessen Gesicht so viel Güte und zurückgenommene Traurigkeit zu spüren ist, dass der Zuschauer ihn sofort ins Herz schließt. Rachel Portmans Musik spiegelt die Sanftheit des Charakters, dazu liefert die Kamera Bilder, die in ihrer klaren Struktur auch immer ein Stück Sehnsucht zeigen, aus dieser Struktur ausbrechen zu wollen. Uberto Pasolini ist ein wunderbar zarter Film gelungen über die Traurigkeit des Todes und die Schönheit des Lebens. Ein Filmjuwel!

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/mr_may_und_das_fluestern_der_ewigkeit Mit ganzer Kraft Spielfilm, Drama. Frankreich 2013 Filmstart: 28.08.2014

Schon seit langem möchte der 17jährige Julien am französischen Ironman-Triathlon teilnehmen. Doch Julien sitzt im Rollstuhl und ist von der Teilnahme ausgeschlossen. Er überredet jedoch seinen Vater Paul, mit ihm gemeinsam im Wettbewerb zu starten. Doch Paul, der sich in den vergangenen Jahren nicht wirklich um seinen Sohn gekümmert hat, zögert. Und auch Juliens Mutter Claire macht sich große Sorgen um ihren Jungen. Aber Julien lässt sich die Chance nicht nehmen, der Welt zu beweisen, dass er alles schaffen kann, was er sich vornimmt. Und Paul begreift, dass nichts auf der Welt wichtiger ist als sein Sohn. Regisseur Nils Tavernier, der auch das Drehbuch schrieb, erzählt die Geschichte zweier entschlossener Figuren, die jeder für sich einen Kampf ausfechten müssen und doch als Vater und Sohn emotional zusammenrücken. Julien auf der einen Seite, der nicht mehr akzeptieren kann, dass seine Behinderung ihn davon abhält, seine Träume leben zu können. Und Paul auf der anderen Seite, der durch das Training nicht nur endlich eine Verbindung zu seinem Sohn knüpfen kann. Er lernt vielmehr, Verantwortung zu übernehmen, und nicht aufzugeben, wenn es schwierig wird. Sämtliche Darsteller, ob in Haupt- oder Nebenrollen, überzeugen. Keine Figur wird negativ gezeichnet, für jeden Aspekt findet der Film Verständnis. Er thematisiert Inklusion, blickt aber nicht mitleidig oder glorifizierend auf Juliens Situation. Als junger Mann mit ganz normalen Wünschen und Träumen wird er ebenso ernst genommen wie der Vater, der durch den gemeinsamen Wettkampf erst lernt, ein guter Vater und ein besserer Ehemann zu werden. Das Training der beiden sowie der Wettkampf als inszenatorisches Herzstück des Films sind brillant gefilmt, die Kamera bleibt nah bei den Sportlern, gekonnt dominieren hier Tempo und Spannung. MIT GANZER KRAFT ist ein berührendes Drama über Vater und Sohn, die gemeinsam einen Traum verwirklichen. Und das deutlich zeigt, dass Inklusion nicht mehr diskutiert werden muss. Sie muss einfach geschehen.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/mit_ganzer_kraft

A most wanted man

Thriller. Deutschland, Großbritannien 2014.

Der junge Muslim Issa flüchtet ohne Papiere nach Deutschland. Er findet Unterschlupf in der Islamischen Gemeinde, wo man ihm die junge, engagierte Menschenrechtsanwältin Annabel vorstellt. Mit ihrer Hilfe versucht er an sein Erbe, das "unreine" Mafiavermögen seines Vaters, zu gelangen. Als Moslem gerät er ins Visier der Geheimdienste und bietet das perfekte Feindbild. Der idealistische Agent Günther Bachmann, grandios gespielt von Philip Seymour Hoffmann, will Issa helfen und ihn aus der Schusslinie ziehen. Doch auch die CIA hat die Spur aufgenommen. Ein Kampf der Mächte um den angeblichen Terroristen beginnt. Der niederländische Regisseur Anton Corbiijn erzählt ruhig und unaufgeregt und entpricht damit ganz dem Stil der Vorlage des berühmten Autors John Le Carré. Auch ohne große Actionszenen gelingt es ihm, immer mehr Spannung aufzubauen, wobei insbesondere durch die Szenerei der Hamburger Hinterhöfen eine eigentümlich mysteriöse Atmosphäre geschaffen wird. Das internationale Schauspieler-Ensemble - neben Philipp Seymour Hoffman in einer seiner letzten Rollen, Robin Wright und Willem Dafoe ist auch Nina Hoss lobenswert hervorzuheben - überzeugt mit minimalistischem Minenspiel und durchweg stimmigen Figuren. Bis zum Schluss lässt die deutsch-britische Koproduktion den Zuschauer im Unklaren und fordert hohe Aufmerksamkeit für seine verrätselte und komplexe Geschichte. Ein weiterer kluger Spionagethriller nach einer Vorlage John Le Carrés, der alle Genreerwartungen vollends erfüllt.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/a_most_wanted_man

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