Alle Storys
Folgen
Keine Story von PwC Deutschland mehr verpassen.

PwC Deutschland

Deutsche Reeder zwischen Piraten und Wirtschaftskrise

Frankfurt am Main (ots)

PwC-Umfrage: Piraterie belastet Reedereien zusätzlich / Mit Bordkanonen und Stacheldraht gegen Seeräuber / Mehrheit der Branche befürchtet fortgesetzte Konjunkturflaute

Die fortgesetzten Piratenüberfälle am Horn von Afrika und auf anderen wichtigen Schifffahrtsrouten belasten die deutschen Reedereien stark. Einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zufolge wurde bislang jede fünfte Reederei Opfer mindestens eines Angriffs. "Hinzu kommen die indirekten Folgekosten der Piraterie, die in der ohnehin schwierigen Wirtschaftslage zusätzlich belasten. Nur zwei von zehn Reedern sind der Ansicht, dass sie ihre Mehrausgaben durch Preiserhöhungen wenigstens teilweise ausgleichen können", kommentiert Claus Brandt, Partner und Leiter des maritimen Kompetenzcenters bei PwC.

Die Schifffahrtsunternehmen zahlen wegen des gestiegenen Risikos höhere Versicherungsprämien. Einige Reedereien schließen auch zusätzliche Lösegeld-Policen ab, um auf Entführungen vorbereitet zu sein. Hinzu kommen höhere operative Kosten. So fährt gut jeder fünfte Reeder längere und damit teurere Ausweichrouten, um Piratenangriffen zu entgehen. Ebenfalls jedes fünfte Unternehmen hat Probleme, Seeleute für gefährliche Passagen zu finden.

Kostspielig sind auch die Vorkehrungen gegen Überfälle auf den Schiffen. Bei jeder achten Reederei sind in Risikogebieten Sicherheitskräfte mit an Bord, jedes fünfte Unternehmen hat weitere Abwehrmaßnahmen getroffen. "Das Spektrum der Sicherheitsvorkehrungen ist breit und reicht von allgemeinen Verhaltensregeln für die Mannschaft bis hin zur Installation von Bordkanonen und der Einrichtung eines abgeschotteten 'Panic Rooms', der im Fall einer Kaperung als sichere Zuflucht dienen soll", so Brandt. Einige Reedereien umbauen die Bordwände ihrer Schiffe auch mit Stacheldraht, um Seeräuber abzuwehren.

Allerdings sind sich 98 Prozent der befragten Reedereien einig, dass weder diese Maßnahmen noch der Schutz durch die Marinen einzelner Länder das Piraterie-Problem aus der Welt schaffen können. Sie fordern vielmehr ein abgestimmtes Vorgehen der internationalen Staatengemeinschaft.

An der Umfrage beteiligten sich 101 Reedereien. Sie decken mit zusammen rund 3.000 Hochseeschiffen und ca. 70.000 Mitarbeitern an Land und an See einen großen Teil des deutschen Schifffahrtsmarktes ab.

Finanzkrise verteuert Schiffskredite

Nicht so spektakulär wie die Piratenangriffe, aber wirtschaftlich mindestens ebenso gravierend sind die Folgen der Wirtschaftskrise für die Branche. Zwei von drei Reedereien sind nach eigener Aussage von der weltweiten Rezession betroffen, knapp 40 Prozent spüren die Folgen sogar "ausgesprochen stark". Gut jedes dritte Unternehmen hat wegen der Krise Schiffe aufgelegt, also vorübergehend außer Dienst gestellt. 30 Prozent der Unternehmen haben Aufträge für den Bau neuer Frachter oder Passagierschiffe verschoben oder ganz storniert, und fast jedes fünfte (18 Prozent) musste Mitarbeiter entlassen.

Deutlich bemerkbar macht sich auch die Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe. Über 80 Prozent der Reedereien mussten ihr Finanzierungskonzept insgesamt ändern. Für Schiffsfinanzierungen zahlen 41 Prozent der Unternehmen höhere Zinsen als vor Beginn der Krise, und von jeder fünften Reederei verlangten Kreditinstitute nachträglich zusätzliche Sicherheiten. Bei 15 Prozent der Befragten haben Banken ihre Kreditzusage zurückgezogen.

Insgesamt sind neun von zehn Reedereien der Ansicht, dass die Banken bei der Bewertung von Schiffen "übertrieben vorsichtig" geworden sind. Gleichzeitig stimmen allerdings drei von vier Befragten der Aussage zu, dass die in früheren Jahren zu großzügige Kreditvergabe der Banken einen maßgeblichen Anteil an der gegenwärtigen Schifffahrtskrise hat.

Mehrheit befürchtet längere Flaute

Die Mehrheit (55 Prozent) der befragten Reeder geht nicht davon aus, dass die Schifffahrtsbranche in naher Zukunft wieder Fahrt aufnimmt. Daher rechnen 19 Prozent mit weiteren Stellenkürzungen auf Sicht der kommenden zwölf Monate. "Ein Silberstreif am Horizont ist allerdings die erwartete Erholung der Fracht- und Charterraten. Möglicherweise hat die Branche den stärksten Nachfrageeinbruch hinter sich", kommentiert Brandt.

So rechnen 37 Prozent der Unternehmen mit steigenden Charterraten, während nur 21 Prozent von eher sinkenden Tagesmieten für Schiffe ausgehen. Bei den Frachtraten gehen 42 Prozent der Befragten von einem Anstieg aus, 20 Prozent befürchten einen weiteren Preisverfall. Im Passagiergeschäft dürfte sich die Lage allerdings weiter verschlechtern. Von neun befragten Reedereien, die Passagierschiffe oder Fähren betreiben, rechnet keine mit einem Anstieg der Preise, zwei erwarten eher sinkende Erlöse.

Pressekontakt:

Karim Schäfer
PricewaterhouseCoopers AG WPG
Corporate Communications / Presse
Tel.: (069) 95 85 - 5435
E-Mail: karim.schaefer@de.pwc.com


Redaktionshinweis:

Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in
Deutschland mit 8.870 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund
1,47 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für
nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet
Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und
prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie
in den Bereichen Deals und Consulting (Advisory).

Original-Content von: PwC Deutschland, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: PwC Deutschland
Weitere Storys: PwC Deutschland
  • 07.07.2009 – 00:01

    Finanzkrise hat IPO-Markt weiterhin fest im Griff

    Frankfurt am Main (ots) - PwC-IPO-Watch: Emissionsvolumen liegt auch im zweiten Quartal 2009 weit unter Vorjahreswert / Drei Börsengänge in Frankfurt / London "erobert" europäische Führungsrolle zurück Das Emissionsgeschehen an den europäischen Aktienmärkten ist auch im zweiten Quartal 2009 enttäuschend verlaufen. Zwar stiegen die Erlöse aus Börsengängen (Initial Public Offerings, kurz: IPOs) nach lediglich ...

  • 29.06.2009 – 09:40

    Unternehmen verstoßen bei Investitionen in Schwellenländern häufig gegen Standards

    Frankfurt am Main (ots) - Analyse von PwC und oekom research: Kontrolle von ökologischen und sozialen Standards im Ausland wird oft vernachlässigt / Über 60 Prozent der Hersteller von Unterhaltungselektronik verstoßen in der Lieferkette gegen arbeitsrechtliche Anforderungen / Menschenrechtsverletzungen bei jedem dritten Unternehmen im Bergbau Immer mehr ...

  • 16.06.2009 – 00:01

    Tristesse in der Unterhaltungsindustrie - Nur bei Downloads spielt die Musik

    Frankfurt am Main (ots) - Global Entertainment and Media Outlook von PwC: Umsatz der globalen Medienbranche fällt 2009 um knapp vier Prozent / Werbeerlöse sinken nachhaltig / Digitalisierung bringt traditionelle Medien in Zugzwang Die weltweite Rezession lässt die globale Medien- und Unterhaltungsindustrie erstmals seit Beginn der Internet-Revolution schrumpfen. Im ...