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Kölnische Rundschau: Schutzlos in der S-Bahn RAIMUND NEUSSzum Münchner Mordfall

Köln (ots)

Zorn mischt sich in das tiefe Entsetzen über die
mörderische S-Bahn-Schlägerei von München-Solln. Zorn zum Beispiel 
über die billige Reaktion der bayerischen Justizministerin: 
18-jährige Gewalttäter sollten nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt 
werden, fordert
sie - als ob so eine Drohung Prügelattacken wie jetzt am Bahnhof 
Solln, vorher in Köln-Ostheim oder in der Münchner U-Bahn verhindern 
könnte.
Vielmehr muss sich die Justizministerin fragen lassen, was denn im
Vorfeld dieser Tat mit den beiden jungen Leuten passiert ist, von 
denen einer ja als Mehrfachtäter bekannt war. Sind die gesetzlich 
möglichen Straf- und Erziehungsmaßnahmen, einschließlich
Heimunterbringung, angewandt worden? Wenn ja, reichen diese 
Möglichkeiten vielleicht nicht aus, und was wäre zusätzlich sinnvoll?
Das kann man erst beurteilen, wenn mehr über die Biographie der Täter
bekannt ist.
Für das Opfer von Solln kommen diese Fragen zu spät. Der Mann 
starb, weil er bedrohten Kindern half. Das ist zwei Jahre nach der 
U-Bahn-Schlägerei ein fatales Signal: Verkehrsmittel als rechtsfreie 
Zone, ein Umsteigebahnhof von S- und Regionalbahn als No-Go-Area 
schon
am Samstagnachmittag. Da werden der auf seine Sicherheitspolitik so 
stolze Freistaat Bayern, aber auch Stadt, Bahn und Verkehrsverbund 
einiges erläutern müssen. Wie kann ein Überfall auf Kinder in einem 
Zug passieren, ohne dass irgendeine Aufsichtsperson das - im Zug 
selbst oder per Video - mitbekommt? Zwischen den Haltestellen 
Donnersbergerbrücke und Solln liegen elf Minuten Fahrzeit. Wo blieb 
die vom späteren Opfer alarmierte Polizei? War der Bahnhof nicht 
überwacht? Ist es nicht eine fatale Fehlentscheidung, Züge ohne 
Schaffner und selbst größere Bahnhöfe ohne Aufsicht zu lassen?
Wenn der Staatsanwalt über den Toten sagt, er habe getan, was alle
tun sollten, dann ist dieses Lob unfreiwillig zynisch. Der Staat, der
beim Schutz seiner Bürger versagt, appelliert an deren Zivilcourage. 
Die grausame Botschaft von Solln lautet doch: Wer hilft, dem wird 
nicht geholfen.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Engelbert Greis
print@kr-redaktion.de

Original-Content von: Kölnische Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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