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Kölner Stadt-Anzeiger

Kölner Stadt-Anzeiger: Ärztekammerchef: Mediziner werden zum Vollzugsorgan der Gesundheitsbürokratie

Köln (ots)

Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich
Hoppe, hat
der deutschen Gesundheitspolitik ein vernichtendes Zeugnis 
ausgestellt. Die "übertriebene Standardisierung" zur Behandlung von 
Erkrankungen führe dazu, dass "nicht mehr der kranke Mensch" gesehen 
werde, sondern nur noch die Diagnose, sagte Hoppe dem Kölner 
Stadt-Anzeiger" in einem Interview (Montags-Ausgabe). "Ich halte 
diesen Ansatz insgesamt für menschenfeindlich" fügte Hoppe hinzu. 
Durch zahllose Regulierungen und Vorschriften würden Ärztinnen und 
Ärzte "zum Vollzugsorgan der Gesundheitsbürokratie."
Die Bürokratisierung des Arztberufs sei eine der Ursachen für den
absehbaren Ärztemangel in Deutschland, der bereits heute in 
ländlichen Gebieten spürbar sei: "Frauenärzte, Chirurgen, Augenärzte 
und Pathologen werden rar. Der Facharzt um die Ecke ist bald 
Vergangenheit." In naher Zukunft werde auch die hausärztliche 
Versorgung auf dem Land "empfindliche Lücken" aufweisen. Schlechte 
Arbeitsbedingungen und Unterbezahlung zu Beginn der Berufslaufbahn 
trügen dazu bei, dass immer mehr Absolventen des Medizinstudiums ins 
Ausland abwanderten oder Tätigkeiten außerhalb der ärztlichen Praxis 
wahrnähmen.
Die Politik müsse dafür sorgen, dass junge Mediziner in 
Krankenhäusern wieder "in Ruhe unter Anleitung älterer Kollegen 
Berufserfahrung sammeln" könnten. "Der Arztberuf muss wieder 
attraktiver werden", sagte Hoppe mit Blick auf die drohende 
Unterversorgung. Dazu sei auch eine Reform der Ausbildung notwendig, 
die die Abschaffung des Numerus Klausus beinhalte. "Das Einser-Abitur
ist als Zugangsvoraussetzung für ein Medizinstudium ungeeignet", 
sagte Hoppe. Viele junge Menschen mit schlechteren Noten verstünden 
"den Arztberuf als Berufung". Bei ihnen
spiele der "Idealismus eine größere Rolle als bei manchem 
Einserkandidaten".

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