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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEBN-BLATT (Bielefeld) zum Kartoffel-Kartell

Bielefeld (ots)

Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln, heißt es in einem Sprichwort. Will sagen: Kartoffelanbau ist Glückssache. Natürlich ist das eine Mär. Und doch gibt es einen Dummen, der sich bisher allerdings nicht in dieser Rolle gesehen hat: Es ist der Verbraucher. Er hat - sofern sich der Anfangsverdacht erhärtet - über Jahre die Zeche dafür gezahlt, dass Zwischenhändler die Preise für Kartoffeln, die sie an den Handel liefern, abgesprochen haben. Wieder einmal ein Lebensmittelskandal. Einer, der zwar nicht unserer Gesundheit schadet, dafür aber unseren Geldbeutel schädigt. Dabei ist es unerheblich, ob der Gesamtschaden nun 100 Millionen Euro oder eine Milliarde Euro beträgt. Ein Kartell widerspricht den Grundsätzen einer freien Marktwirtschaft. In ihm verschaffen sich einige wenige Geschäftsführer oder Firmenchefs auf Kosten der Allgemeinheit einen ungerechtfertigten finanziellen Vorteil. Beispiele für derart kriminelle Energie gibt es mehr als uns lieb sein dürfte. Allein in der Lebensmittelbranche zuletzt unter anderem bei Kaffee sowie Schokolade. Namhafte Hersteller wie Kraft Foods, Tchibo, Dallmayr, Haribo und Nestlé waren betroffen. Sie mussten Millionenstrafen zahlen. Aber auch bei Bier, Waschmitteln, Aufzügen und Bahnschienen gab es unerlaubte Preisabsprachen. Beim Kartoffel-Kartell stecken die Ermittlungen in den Anfängen. Daher gilt für die Verantwortlichen der bisher neun durchsuchten Firmen die Unschuldsvermutung. Wenn sich allerdings der Verdacht gegen sie erhärtet, sind auch hier saftige Bußgelder unabdingbar. Der aktuelle Fall scheint eine Besonderheit zu sein: Waren es bisher zumeist Großkonzerne, die die Preise untereinander zum Schaden der Verbraucher vereinbart haben, so versuchten sich beim Kartoffel-Kartell eine Reihe von größeren und auch kleineren Zwischenhändlern gegenüber dem mächtigen Handel - der am Ende die Preise diktiert - einen Vorteil zu verschaffen. Die Frage ist: Kommen jene Zwischenhändler durch die Allmacht einer Handvoll Handelskonzerne so sehr in Bedrängnis, dass sie tricksen müssen? Wehren sie sich etwa, um nicht gegeneinander ausgespielt zu werden? Man denke nur an die Milchbauern, die aus Verzweiflung über niedrige Preise Tausende Liter Milch vor Supermärkten auskippten. Ihr Unmut war gerechtfertigt. Wenn die Milch für einen niedrigeren Preis im Laden steht als sie von den Landwirten produziert werden kann, passt etwas nicht. Im aktuellen Fall aber fehlt der Aufschrei der Bauern. Bisher jedenfalls. Natürlich sind Kartelle nicht zu rechtfertigen, aber mehr denn je sollten die Wettbewerbshüter auch die Ursachen möglicher unerwünschter Entwicklungen im Blick haben. Unternehmen, die zu mächtig werden, stören ebenfalls das Marktgleichgewicht. Steigende Lebensmittelpreise sind für viele Menschen ein Ärgernis. Auch wenn es - wie bei den so beliebten Kartoffeln - nur wenige Cent sind. Der Verbraucher bleibt eben der Dumme.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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