Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Google Street View

Bielefeld (ots)

Die wortreichen Beteuerungen von Google waren also nicht viel wert. Die Pixelung der Fotos von Menschen, Autos und Gebäuden wurde mit untauglichen technischen Mitteln oder einfach schlampig ausgeführt. Viele Details sind zu erkennen, wie erste Stichproben nach dem gestrigen Start des 3D-Kartendienstes in Deutschland ergaben. Ist das eine Überraschung? Nein, das ist es nicht. Googles Geschäftsidee ist Daten sammeln, nicht Daten schützen. Wer ernsthaft eine funktionierende Unkenntlichmachung erwartet hatte, der glaubt vielleicht auch an den Weihnachtsmann. Die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt, dass Google Datenschutzauflagen überall nur schwerfällig nachkommt. Ist der Protest von Bürgern und Politik nicht laut und deutlich genug, so schafft Google erst einmal Fakten. Und was einmal im Netz ist, diese Erfahrung hat jeder Nutzer schon gemacht, das ist nur schwerlich wieder herauszubekommen. Es ist Googles übliche Verdrehung von Unternehmenspflichten und Unternehmensrechten, wenn sich der Europachef Philipp Schindler hinstellt und betont, man habe für das Street View in Deutschland »so viele Zugeständnisse gemacht wie in keinem anderen Land«. Was denn für Zugeständnisse? Sollen die Bürger, die ungefragt selbst zu Google-Inhalten werden, jetzt auch noch dankbar sein, wenn sich die Herumfotografierer mit ihren Mini-Auflagen zumindest mal auseinandersetzen? Halbherzig genug ist es ja offenbar geschehen. Da haben die angeblich für die Bearbeitung von Einsprüchen eingestellten 200 Mitarbeiter wohl nicht gereicht. Mangelhaft ist nicht nur Googles Datenschutz. Versagt haben in diesem Zusammenhang auch die Datenschützer der Länder, die viel zu weich an die Sache herangegangen sind. Angesichts des Profits, den sich Google von seinem neuen Angebot verspricht, wäre da leicht die Pflicht zu größerer Sorgfalt herauszuholen gewesen. Bei entsprechend deutlicher Ansprache hätte Google schon nachgegeben - bevor ein Projekt platzt, bei dem man Geschäftspartner wie die Lufthansa, das Immobilienportal Immobilienscout 24 und den Hotel-Reservierungsdienst HRS im Boot hat. »Ein Problem melden«, mit dieser Online-Benachrichtigungsmöglichkeit soll jetzt repariert werden, was schief gegangen ist. Der Reparaturklick wäre nicht nötig gewesen, hätten die Datenschutzbeauftragten den bereits seit drei Jahren existierenden 3D-Straßenatlas nicht so vertrauensselig auf sich zukommen lassen. Zum Street-View-Start verlangt die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) plötzlich eine Datenschutz-Selbstverpflichtung der IT-Branche, droht andernfalls mit einem Geodatendienstegesetz. Das bringt ihr zwar eine Schlagzeile, ist aber wenig zielgerichtet - und einfach reichlich spät.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt
  • 18.11.2010 – 20:55

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Börsengang von General Motors

    Bielefeld (ots) - Totgesagte leben länger. Man kann General Motors verstehen, wenn es die Wiederauferstehung an der Börse mit Saus und Braus feiern möchte. Schließlich war von einem steilen Anstieg noch vor einem Jahr nichts zu sehen. Damals stand der einst weltgrößte Automobilhersteller vor dem Abgrund. Genau dies hinterlässt außerhalb der USA allerdings auch ...

  • 17.11.2010 – 20:45

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu: Deutsch ins Grundgesetz

    Bielefeld (ots) - Mit derselben Regelmäßigkeit, mit der das Ungeheuer von Loch Ness auftaucht, steigt die Forderung, Deutsch gehöre ins Grundgesetz, an die Oberfläche. Die Klausel »Die Sprache in der Bundesrepublik ist Deutsch« allerdings, jener jetzt erneut von einigen CDU-Politikern gewünschte Zusatz zum Artikel 22 des Grundgesetzes, ist ebenso unscharf wie ...

  • 17.11.2010 – 20:30

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Terror-Warnung in Deutschland

    Bielefeld (ots) - Deutschland als Ziel eines islamistischen Terroranschlags: Diese Gefahr war und ist real. Seit dem misslungenen Angriff mit Benzinbomben auf zwei Regionalzüge in Nordrhein-Westfalen und den vereitelten Anschlägen der Sauerland-Gruppe ist diese Erkenntnis lange genug verdrängt worden. Die Paketbomben aus dem Jemen, von denen eine per Luftfracht ...