Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Hessischer Staatspreis:

Bielefeld (ots)

Die Vorgänge um die Verleihung des Hessischen
Staatspreises werfen die Frage auf, wie ernst es die offene 
Gesellschaft mit der interreligiösen Verständigung meint. Vier 
namhafte Vertreter der drei großen monotheistischen Religionen 
sollten für ihre herausragende Rolle in der religiösen Verständigung 
ausgezeichnet werden. Die Preisvergabe sollte zugleich die 
gesellschaftliche Bedeutung dieses Bemühens würdigen. Das Ganze 
endete in einem Eklat. Die beiden christlichen Vertreter, Kardinal 
Karl Lehmann und der ehemalige Präsident der Kirche von 
Hessen-Nassau, Peter Steinacker, weigerten sich, zusammen mit dem 
Muslimen Navid Kermani ausgezeichnet zu werden.
Was war geschehen? Der in Iran geborene und heute im Köln lebende 
Schriftsteller hatte in einem Artikel einer renommierten Tageszeitung
einleitend den Gedanken geäußert, dass er beim Anblick eines Kreuzes 
Gotteslästerung und Götzendienst empfinde. Diese Äußerung wurde als 
inakzeptabel zurückgewiesen, da sie den interreligiösen Dialog nicht 
fördere.
Dabei ist diese Sicht des Kreuzes von Seiten eines Muslimen nicht 
verwunderlich. Interessant ist nun, dass Kardinal Lehmann und Herr 
Steinacker den Artikel nicht bis zum Ende gelesen zu haben scheinen. 
Denn Kermani fährt fort, dass die Betrachtung einer Kreuzigungsszene 
des Barockmalers Reni in einer römischen Kirche folgendes bewusst 
machte: »Ich - nicht nur man -, könnte an ein Kreuz glauben.«
 Und diese Aussage ist für einen Muslim nicht ohne Gefahr, da 
ketzerisch. Wie sehr wünschte man sich als Christ, dass in so 
präziser, knapper Form die Bedeutung des christlichen Symbols zur 
Sprache kommt.
Der Glaube an das Kreuz beharrt nicht in einem anonymen »Man«, 
sondern setzt das »Ich« in eine Beziehung zu Gott und der Welt. 
Nichts anderes will ein ernst gemeinter Dialog, der von 
Verbindlichkeit und Offenheit zugleich lebt, so schmerzhaft das 
Angesprochene empfunden wird. Dies qualifiziert ihn erst. Er hilft 
zur Bildung einer eigenen Meinung.
Der Philosoph Spaemann hat darauf hingewiesen: »In der Bildung 
festigt sich Selbstbewusstsein und Selbstrelativierung.« Dies ist 
kein Widerspruch. Das Selbstbewusstsein des Glaubenden erinnert 
daran, dass Gott zu mir in Jesus Christus »Ja« sagt. Die 
Selbstrelativierung ermutigt mich, dieses Ja gegenüber meinem 
Nächsten zu bekennen.
Paulus wusste um diese Erkenntnis, als er schrieb, dass es in dieser 
Frage weder Juden, Heiden, Freie noch Sklaven gäbe. Er war nüchtern 
genug, um die Bedeutung dieser Botschaft für seine Zeit - und somit 
auch für unsere Zeit - als Torheit und Ärgernis aus der Sicht der 
Philosophie und Theologie zu beschreiben. Der Dialog lebt vom 
leidenschaftlichen Selbstbewusstsein sowie leidenschaftsloser 
Selbstrelativierung. Der Glaube lebt aus der Gewissheit, dass Gott 
durch sein Wort (dia - logus) mich ansprechen wird.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt
  • 20.05.2009 – 19:13

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Holzklotz-Prozess:

    Bielefeld (ots) - Lebenslange Haft für den Holzklotz-Mörder. Ein anderes Urteil konnte es nicht geben. Die Tat ist so grauenhaft, dass wohl niemand eine mildere Strafe verstanden hätte. Das Landgericht Oldenburg sprach am Mittwoch wahrhaftig »im Namen des Volkes«. Auch wenn Nikolai H. sein Geständnis später widerrief, verhielt er sich im Prozess wie einer, ...

  • 19.05.2009 – 19:17

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Islamisten:

    Bielefeld (ots) - Die Gefahr eines islamistischen Terroranschlags in Deutschland ist so hoch wie nie. Deutlicher noch als Innenminister Wolfgang Schäuble hat gestern dessen hessischer Kollege Volker Bouffier darauf hingewiesen und Zahlen genannt. Deutschland gehört zum Zielspektrum islamistischer Terroristen, lautet die nicht zum ersten Mal gehörte Warnung. ...

  • 19.05.2009 – 18:51

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Netanjahu bei Obama:

    Bielefeld (ots) - Mit seinem Slogan »Yes we can« war Barack Obama ein erfolgreicher Wahlkämpfer, im Alltag der Politik kann er damit wenig bewirken. Das muss Obama bei der US-Visite des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erneut konstatieren. Seiner Forderung nach einem eigenen Palästinenserstaat, um die Region zu befrieden, will Netanjahu ...