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Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner:"Jetzt erst recht!"

Berlin (ots)

Global Forum for Food and Agriculture setzt Akzente
im Kampf gegen Klimawandel und Welthunger
Berlin, 19. Januar 2010 - Mit ihrem hochkarätig besetzten "Global 
Forum for Food and Agriculture Berlin 2010" vom 14. bis 16. Januar 
hat sich die Internationale Grüne Woche einmal mehr als Impulsgeberin
für die globale Agrar- und Ernährungspolitik erwiesen: Politiker, 
Wissenschaftler und Wirtschaftsexperten aus der ganzen Welt haben 
sich auf den zahlreichen Fachveranstaltungen des dreitägigen Forums 
zum Thema "Landwirtschaft und Klimawandel - neue Konzepte von Politik
und Wirtschaft" ausgetauscht. Zum Abschluss des Forums standen am 
Samstag gleich drei Top-Veranstaltungen auf dem Programm: Das 
Internationale Agrarministerpodium im ICC Berlin, das Internationale 
Wirtschaftspodium in der Akademie der Künste und der Berliner 
Agrarministergipfel 2010 in der DZ Bank.
Agrarministergipfel: Startschuss für weltweite 
Klimaschutz-Initiative
Rund 50 Agrarministerinnen und -minister und damit doppelt so viele 
wie im Vorjahr waren am Samstagnachmittag der Einladung von 
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner gefolgt, um auf dem 
Berliner Agrarministergipfel 2010 den Startschuss für eine 
internationale Klimaschutz-Initiative zu setzen. Mit ihrer Hilfe soll
die Landwirtschaft weltweit so umgestaltet werden, dass sie 
klimafreundlich und gleichzeitig produktiv genug ist, um die 
wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. "Wir sollten Kopenhagen zum 
Anlass nehmen für ein "Jetzt erst recht!", sagte die Ministerin bei 
der Vorstellung des Abschlussdo-kuments, dessen Unterzeichner rund 
die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren. Die Teilnehmer des 
Agrarministergipfels, den Aigner im Rahmen der Internationalen Grünen
Woche 2009 ins Leben gerufen hatte, verpflichten sich darin, ihren 
Beitrag zur Minderung der Treibhausgasemissionen und zur Anpassung 
der Landwirtschaft an den Klimawandel zu leisten. Jedes Land soll 
seinen Agrarsektor analysieren und alle klimarelevanten Prozesse auf 
den Prüfstand stellen. Gefördert werden sollen unter anderem der 
Einsatz erneuerbarer Energien, die Kohlenstoffspeicherung in den 
Böden, die Vernetzung der internatio-nalen Agrarforschung, die 
Ausbildung und Beratung für Landwirte und der internationale 
Technologietransfer. Die Ministerinnen und Minister verständigten 
sich darauf, ein globales Netzwerk zu schaffen, in das jedes Land 
seine Erkenntnisse und Erfahrungen zum Klimaschutz einbringen kann. 
Aigner will das High Level Panel for Experts des FAO-Ausschusses für 
Ernährungssicherheit davon überzeugen, noch in diesem Jahr eine 
Studie aufzulegen, die klärt, wie die Landwirtschaft zur 
Ernährungssicherheit und gleichzeitig zur Bekämpfung des Klimawandels
beitragen kann. Auch bei anderen internationalen Prozessen wollen die
Minister die Themen Welternährung und Klimaschutz weiter 
vorantreiben, etwa bei der Agrarministerkonferenz der Organisation 
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Februar 
2010 in Paris.
Wie wichtig der gegenseitige Austausch bei der Bekämpfung dieser 
globalen Herausforderung ist, hob Chinas Vize-Landwirtschaftsminister
Dun Niu hervor: "Wir konnten aus den Gesprächen hier in Berlin 
zahlreiche Informationen mitnehmen und sind sehr zufrieden; dieser 
Austausch ist für uns eine seltene Gelegenheit, und wir werden 
unseren Kabinettskollegen alle Erkenntnisse sowie die Ergebnisse des 
Gipfels vortragen," so der Vertreter Chinas. Auch Burkina Fasos 
Agrarminister Laurent Sédogo betonte die Bedeutung der 
Internationalen Grünen Woche als Plattform zum Erfahrungsaustausch: 
"Unseren Landwirten hat die Messe sehr gut gefallen; sie konnten hier
über viele Themen diskutieren und sehen, wie es möglich ist, die 
Qualität ihrer Produkte zu verbessern." Beide Minister hatten - wie 
auch ihre Kollegen aus der Ukraine, Russland und den Niederlanden - 
bereits am Morgen als Diskussionsteilnehmer am Internationalen 
Agrarministerpodium teilgenommen, zu dem über 1.000 Expertinnen und 
Experten aus der ganzen Welt ins Berliner ICC gekommen waren.
Internationales Agrarministerpodium: Landwirtschaft ist Teil der 
Lösung
Auf den Zusammenhang von Klimawandel, Landwirtschaft und 
Welt-ernährung wies Alexander Müller, stellvertretender 
Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der 
Vereinten Nationen - FAO -, in seiner Eingangsrede hin: "Wir können 
die Welternährung nicht sichern, wenn wir den Klimawandel nicht in 
den Griff bekommen; und wir werden den Klimawandel nicht in den Griff
bekommen, wenn die Landwirtschaft dabei nicht eine zentrale Rolle 
spielt." Bereits heute hungern mehr als eine Milliarde Menschen; bis 
2050 wird die Weltbevölkerung um 3 Milliarden auf über 9 Milliarden 
Menschen anwachsen. Um diese zu ernähren, müsste die weltweite 
Nahrungsmittelproduktion laut FAO um 70 Prozent gesteigert werden. 
Doch sorge die globale Erwärmung in zahlreichen Ländern für sinkende 
landwirtschaftliche Erträge und die Ausbreitung von Tierkrankheiten. 
Aufgabe der Politik sei es, die Landwirtschaft auf den Klimawandel 
vorzubereiten, so Müller - durch neue Finanzierungsinstrumente und 
geeignete Anpassungsstrategien, die eine Steigerung der Produktion 
ermöglichen.
Hier scheint Russland bereits auf einem guten Weg zu sein: "Wir 
haben ein Programm aufgelegt, um die Produktivität unserer 
Landwirtschaft bis 2020 um 40 Prozent zu steigern", sagte die 
russische Agrarministerin Jelena Skrinnik. Dabei setze man auf 
ressourcenschonende und energieeffiziente Technologien. Auch habe ihr
Land eine nationale Doktrin zum Klimawandel aufgelegt, durch deren 
Hilfe es bereits gelungen sei, die Treibhausgas-Emissionen im Land 
innerhalb der vergangenen 17 Jahre um 30 Prozent zu senken.
Statt gegenseitige Schuldzuweisungen auszusprechen, sollten 
Industrie- und Entwicklungsländer den Klimawandel gemeinsam angehen -
allerdings in unterschiedlichem Ausmaß und mit unterschiedlicher 
Ver-antwortung, meinte Vizeminister Dun Niu. Die entwickelten Länder 
seien in der Pflicht, den Entwicklungsländern hierbei technische und 
finanzielle Unterstützung zu gewähren. Jedes Land solle dennoch 
versuchen, selbst passende Lösungen zu finden und die eigene 
Agrarproduktion zu sichern. In Afrika sei dies zurzeit noch nicht 
möglich, deshalb unterstütze sein Land die dortige Landwirtschaft - 
durch die Einrichtung von Demonstrationszentren, die Entsendung von 
Fachleuten und die Lieferung verbesserten Saatguts. Auch wenn China 
über 22 Prozent der Weltbevölkerung, aber nur sechs Prozent der 
weltweiten Landwirtschaftsfläche verfüge und für seine Bevölkerung 
jährlich eine Getreidemenge von 500 Millionen Tonnen benötige, habe 
die Volksrepublik nicht vor, Ackerland in Afrika zu kaufen, sagte 
Niu.
Wie sehr die afrikanischen Landwirte die Auswirkungen des 
Klimawandels bereits heute spüren, zeigte der Agrarminister aus 
Burkina Faso auf: "Unsere traditionellen Getreidesorten brauchen vier
bis fünf Monate zum Reifen; die Regenzeit dauert jetzt aber meist nur
noch zweieinhalb Monate". Eine nachhaltige Landwirtschaftspolitik für
Afrika, die den Klimawandel nicht berücksichtigt, sei deshalb 
utopisch, so Laurent Sédogo. Zwar habe Afrika nichts zum Problem 
beigetragen, doch sei man bereit, die Lösung mitzugestalten. Die 
Anwendung traditioneller Produktionsmethoden, die den Schutz der 
Böden berücksichtigen, könne zur Verminderung der 
Treibhausgas-Emissionen beitragen. Dennoch sei der Transfer moderner 
Technologien und Fertigkeiten nötig, damit auch sein Kontinent die 
Anpassung an den Klimawandel bewältigen könne.
Internationales Wirtschaftspodium: Klimapolitik ist auch 
Friedenspolitik
Wie solche Anpassungsmaßnahmen gestaltet werden könnten, diskutierten
Expertinnen und Experten auf dem sich anschließenden Internationalen 
Wirtschaftspodium mit dem Titel "Begrenzte Ressourcen und Klimawandel
- eine turbulente Zukunft gestalten", das von der Bundesvereinigung 
der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), dem Deutschen Bauernverband 
(DBV), der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DBV), der 
Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und dem 
Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft (OA) veranstaltet wurde.
Dr. Thomas Blunck, Vorstandsmitglied der 
Rückversicherungsgesellschaft Munich Re, fokussierte in seiner Rede 
einen weiteren zentralen Aspekt, der für die Ernährungssicherung der 
Weltbevölkerung ausschlaggebend ist: Die finanzielle Absicherung der 
Landwirte. Dabei hob er die Vorzüge einer Öffentlich-Privaten 
Partnerschaft (ÖPP) hervor. Nur das koordinierte Zusammenspiel aus 
Landwirten, Versicherern und der öffentlichen Hand habe die Chance, 
diese Ansprüche sicherzustellen, so Blunck.
Vor dem Hintergrund der enormen Herausforderungen, vor denen die 
Landwirtschaft stehe, werde weltweit viel zu wenig in die 
Agrarforschung investiert, bemängelte Friedrich Berschauer, 
Vorstandsvorsitzender der Bayer CropScience AG. Sein Unternehmen 
investiere zehn Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. 
Berschauer sprach sich für eine neue "Grüne Revolution" aus, bei der 
auch die Biotechnologie eine wichtige Rolle spielen müsse. Als global
agierendes Unternehmen sei der Standort dabei von untergeordneter 
Bedeutung - sei die Gentechnik-Forschung beispielsweise in Europa 
eingeschränkt, können man auf Standorte wie die USA ausweichen.
Cathrina Claas-Mühlhäuser, stellvertretende Vorsitzende des 
Gesellschafter-Ausschusses der Claas KGaA mbH, betonte die Bedeutung 
von individuellen Lösungen beim Technologie-Transfer. So habe ihr 
Unternehmen beispielsweise für den indischen Markt den Mähdrescher 
Crop Tiger 60 konzipiert, der genau an die Bedingungen im Land 
angepasst ist und vor Ort hergestellt wird. Für die Erschließung 
neuer Märkte sei eine genaue Analyse von Bedarf und Nachfrage 
wichtig, um passgenaue Technologien anbieten zu können.
Wie auch Kleinbauern von neuen Technologien profitieren können, 
zeigte Shri S. Sivakumar, Geschäftsführer der Agrarsparte des 
indischen Unternehmens ITC Limited, auf: Sein Unternehmen hat die 
Online-Plattform E-Choupal entwickelt, über die Landwirte Marktpreise
überprüfen, Düngemittel bestellen und ihre Produkte verkaufen können.
Durch die Bündelung des Informationsangebots, an dem ein ganzes 
Netzwerk von Organisationen beteiligt ist, haben Millionen 
Kleinbauern auch in abgelegenen Regionen des Landes Zugang zu 
umfassenden Lösungen, so Sivakumar.
Der ehemalige deutsche Umweltminister und langjährige Leiter des 
Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, erweiterte der 
Diskussion um eine zusätzliche Dimension: Den Kopenhagener 
Klimagipfel im Dezember 2009 bezeichnete er als "verpasste 
Friedenskonferenz". Die Sicherheit in der Welt werde durch den Umgang
mit den lebenswichtigen Ressourcen Wasser und Boden mitbestimmt. 
Diese werden durch den Klimawandel und die wachsende Weltbevölkerung 
knapper, was zu Verteilungskämpfen führen könne. Investitionen in 
Wassereffizienz, in Wasserrecycling und -speicherung seien deshalb 
ebenso nötig wie der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und die Nutzung 
der Böden als Kohlenstoff-Senke. "Ohne eine Entwicklung der jetzt 
nicht entwickelten Länder wird eine friedliche Welt nicht möglich 
sein", zeigte sich Töpfer überzeugt.

Pressekontakt:

Wolfgang Rogall
Tel. +49(0)30 3038-2218
Fax +49(0)30 3038-89713
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