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Günter Grass im Interview: "Ich werde mich auch weiterhin als Schriftsteller wie auch als Bürger äußern"

Hamburg (ots)

Zitate der Meldung frei bei Nennung NDR Kultur
Seit seinem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" in
der vergangenen Woche, in dem er zugab, mit 17 Jahren in die 
Waffen-SS eingetreten zu sein, ist eine Diskussion um Glaubwürdigkeit
des Schriftstellers Günter Grass entbrannt. In einem Gespräch mit NDR
Kultur nimmt der Literaturnobelpreisträger Stellung.
Auf den Hauptvorwurf, er hätte seine Mitgliedschaft in der 
Waffen-SS schon viel früher veröffentlichen sollen, entgegnet Grass 
wörtlich: "Diese Kritik muss ich wahrnehmen und es ist eine, die ich 
mir selber stelle. [...] Ich kann nur, nicht entschuldigend, aber 
erklärend sagen, dass es bestimmte Themen gab, die bei mir lange 
lagerten. [...] Ich war nicht in der Lage, das einfach isoliert in 
der Öffentlichkeit so mitzuteilen; ich hab das mit mir herumgetragen.
Es war mit Pausen präsent, und erst als ich für mich die Form des 
autobiografischen Schreibens gefunden habe, war ich in der Lage, das 
mitzuteilen. Das Bedürfnis war da, es zu tun."
Kritiker bemängeln, Günter Grass habe durch seine lange 
verheimlichte Vergangenheit seine Glaubwürdigkeit als moralische 
Instanz verloren. Gegenüber NDR Kultur betonte Grass, mit diesem 
Vorwurf müsse er leben. Seine politischen Einschätzungen und 
Ansichten werde er aber jetzt nicht zurücknehmen. Das gelte 
beispielsweise auch für seine Kritik an Ex-Bundeskanzler Kurt-Georg 
Kiesinger. Grass wörtlich: "Das sind Einschätzungen, die ich auch 
aufgrund meiner Erfahrungen gemacht habe. Ich gehöre zu dieser 
gebrannten Generation und habe daraus sehr früh dann nach und nach 
mit dem Wachsen meiner politischen Einsichten und Kenntnisse meine 
Konsequenzen daraus gezogen. [...] Ich werde mich auch weiterhin als 
Schriftsteller wie auch als Bürger äußern."
Viele Zeitungen veröffentlichen heute das Faksimile der 
Entlassungspapiere von Günter Grass aus der Kriegsgefangenschaft. 
Darin ist seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS vermerkt. Der 
Vorwurf, der Schriftsteller habe mit seinem Bekenntnis einer 
Veröffentlichung der Akten zuvorkommen wollen, weist Grass als 
"abenteuerlich und reine Spekulation" zurück. Er habe bereits vor 
drei Jahren angefangen, an dem Buch zu arbeiten und habe sich "unter 
keinerlei Druck durch Veröffentlichung bei Behörden gesehen. Der 
Zwang, den ich ausgeübt habe, der kam von mir. Ich habe mich 
gezwungen, darüber zu schreiben."
Hinweis für Journalisten: Das vollständige Interview mit Günter 
Grass können Sie heute ab 19 Uhr auf NDR Kultur hören.
16. August 2006

Rückfragen bitte an:

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NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199

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