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Neue Westfälische (Bielefeld)

Neue Westfälische (Bielefeld): 25 Jahre deutsche Einheit Silberhochzeit Thomas Seim

Bielefeld (ots)

Sie kennen sicher alle das Gefühl noch nach 25 Jahren: War's das? Oder kommt noch was? Wir feiern Silberhochzeit der neuen Bundesländer - ehemals: DDR - mit der guten alten Bundesrepublik. Was kommt noch? Was für eine rauschende Ballnacht haben wir 1990 hingelegt. Sicher, es war damals nicht mehr so ein nervöses, aufgeregtes Kribbeln wie bei der ersten Begegnung mit der Geliebten in Freiheit im Jahr zuvor. Da tanzten wir noch auf der Mauer - so lautete übrigens auch meine Schlagzeile auf der Titelseite der Zeitung. Endlich schien alles erreicht. Es konnte nur aufwärts gehen. Ein knappes Jahr später waren wir differenzierter unterwegs, es kribbelte weniger. Der Vertrag 2+4 mit den Siegermächten war verhandelt, auch der innerdeutsche Vertrag geschlossen; der Beitritt ersetzte die Wiedervereinigung; dann wuchs der 100-DM-Begrüßungsschein für die neuen Mitbürger zu Länderfinanzausgleich und Aufbau Ost an; die Treuhand vermarktete DDR-Vermögen. Indes: Es brach viel westliches Kapital, ausgestattet mit westdeutschen Betriebswirten, Beamten, Rechtsanwälten und Richtern nach Osten auf - und viele junge Leute aus dem Osten zogen nach Westen. Bundesbürger erhielten ihr - ihnen einst nach dem Krieg genommenes - Eigentum zurück; viele Neubürger verloren ihr sicher geglaubtes Umfeld. Da war's vorbei mit den Flitterwochen. Seither sind viele neue Häuser und vor allem breite Straßen im Osten neu gebaut worden, im Westen müssen inzwischen Brücken eilig saniert werden, weil dafür jahrelang kein Geld da war und sie nun einzustürzen drohen. Schließlich schaut man heute etwas ungläubig auf den Pegida-Aufmarsch in Dresden gegen Flüchtlinge, obwohl es dort doch kaum welche gibt, während uns die Bürger im Westen mit einer so genannten Willkommenskultur überraschen - bislang. So sind Rosen-, Petersilien-, Kristall- und Porzellanhochzeit an uns vorbeigezogen. Wir haben wenig zerschlagen, aber vieles aufgebaut. Es war nicht immer leicht und nicht alle haben ihr Glück finden können oder dürfen. Insbesondere im Blick auf sozialen Ausgleich, junge Familien und Verteilungsgerechtigkeit bleibt noch einiges zu tun. Nun also Silberhochzeit. Ausgerechnet zu diesem Fest stehen an den Grenzen viele Menschen, die mitmachen wollen. Wir haben das große Ganze nicht für so viele geplant, aber wir wissen schon, dass wir uns öffnen müssen - irgendwie. Es wäre ja auch ein Aberwitz der Geschichte, wenn Deutschland, das erfolgreiche und vereinigte Land, plötzlich den Geist der Freiheit hinter neuen Mauern einzusperren versuchte. Mauern - die wollen wir Deutsche nie wieder. Mitten durch unser Land nicht. Und nicht mitten durch Europa. Auf geht's also! Zur Goldhochzeit. Es kommt noch was.

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Telefon: 0521 555 271
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