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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Zum Muttertag Rosen für die Alltagshürden KATY HACKEL

Bielefeld (ots)

Trösten, schlichten, Brechschüsseln halten - Mütter haben es manchmal schwer. Aber dafür haben sie keinen Feiertag verdient. Sie wussten, was auf sie zukommt, und werden für ihre Sorgen, Mühen und grauen Haare täglich mit kindlichen Kleinigkeiten belohnt. Ein "Ich hab dich lieb", ein zugeworfener Handkuss, ein Lachen - all das ist mehr wert als eine Rose zum Muttertag. Eine Fuhre von Rosen hätten Mütter jedoch aus anderen Gründen verdient. Aus Gründen, mit denen nicht zu rechnen war, als die Mamas voller Vorfreude ihren Bauch streichelten. Emanzipierten, arbeitswilligen Müttern wird es schwergemacht. Das fängt bei den Arbeitgebern an, die beim Vorstellungsgespräch die Unterlagen überfliegen und fast vom Stuhl fallen, wenn sie völlig unvorbereitet unter "ledig" die Worte "ein Kind" lesen. Einige beginnen dann zu stottern: "Tut uns leid, dass Sie sich umsonst hierher bemüht haben." Warum Arbeitgeber so handeln? Flexibilität ist wichtig und die Angst vor Fehltagen groß, vor allem aber wissen sie, dass die Welt immer noch nicht für arbeitende Mütter gemacht ist. Kinderärzte öffnen um 9 Uhr, die Nachmittagsbetreuung der Offenen-Ganztags-Schule schließt um 16 Uhr, genauso wie viele Kindergärten. Und die Schule lädt um 13 Uhr zum Elternsprechtag oder um 15.30 Uhr zum Spielnachmittag ein. Zusätzlich muss das Kind zur Physiotherapie: "Da hab ich noch einen 12-Uhr-Termin." Oder zur Ergotherapie: "Wie passt es Ihnen um 14 Uhr?" Das alles ist nicht machbar für eine berufstätige Frau oder für Chefs. Daran ändert die Politik nichts. Wozu auch? Laut Arbeitsministerin von der Leyen funktioniert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Woran denken Mütter, wenn sie das hören? An die Brechschüssel. Nicht weil sie nebenbei verräterische Geräusche aus dem Kinderzimmer vernehmen, sondern weil die Politikerin - wie viele Politiker - weit weg ist von der Realität. Es gibt keine Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zumindest nicht für "normale" Frauen, denen das Geld fehlt, ihre Kinder betreuen zu lassen. Und das auch gar nicht möchten, weil sie nun mal Mütter sind und das auch leben wollen. Was bleibt ihnen also? Das tägliche Gefühl, entweder Rabenmutter oder faule Arbeitnehmerin zu sein. Mütter müssen telefonieren, organisieren und manchmal betteln. Sie müssen genervte Blicke oder Stöhner von Kollegen ertragen, wenn der Sohn zum vierten Mal anruft, weil er Fragen zu den Hausaufgaben hat. Vor allem aber müssen Mütter mit ihrem schlechten Gewissen leben - gegenüber der eigenen Mutter, bei der sich der komplette Tagesablauf nur um den Enkel dreht, oder dem Partner, der wäscht, putzt und verkleidet beim 16-Uhr-Karnevalsfest in der Schule sitzt. Und gegenüber dem Kind, das sich vom Weihnachtsmann "mehr Zeit mit Mama" wünscht. Das muss sich ändern. Im Sinne der Mütter - und der Kinder, Papas und Omas. Aber auch im Interesse der Wirtschaft. In vielen Müttern stecken verantwortungs- und pflichtbewusste Mitarbeiterinnen. Potenzial, das die Wirtschaft braucht.

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