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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Der Papst vor dem Bundestag Wenig Signale BERNHARD HÄNEL

Bielefeld (ots)

Das Programm ist gigantisch: 17 Ansprachen, fünf große Gottesdienste, hunderttausende Gläubige und viele tausend Protestler: Der Papst hat sich etwas vorgenommen bei seiner Reise durch das Land seiner Herkunft. Es allen Recht zu machen, ist seine Sache nicht. Niemand hätte es von Josef Ratzinger erwarten dürfen. Bei seinem bis zuletzt umstrittenen Auftritt vor der Volksvertretung der laizistischen Bundesrepublik hielt das katholische Kirchenoberhaupt eine sehr theoretische Rede über Recht und Gerechtigkeit; des Staates, nicht aber seiner Kirche. So konnte man etwa im Verweis auf den heiligen Augustinus eine Absage an Regellosigkeit erkennen, die der Staat nicht tolerieren dürfe. Wer selbstkritische Worte erwartet hatte, wurde enttäuscht. Der Missbrauchsskandal, die Rolle der Frau in der Kirche, der Umgang mit Geschiedenen und Homosexuellen, der Zölibat, die Ökumene; diese Themen fanden nicht statt. Eine vertane Chance, wurde diese Rede doch an einem ganz besonderen Ort, der Volksvertretung aller Deutschen gehalten. Mag sein, dass das Hohe Haus nicht zur Selbstkritik ermutigt, wird sie doch auch im Alltag des Parlamentarismus schmerzlich vermisst. Doch ein Missionar, als der sich der Papst auf seiner Reise durch Deutschland sieht, würde glaubwürdiger wirken, vielleicht auch gewinnender, wenn er eigene Fehler bekennt. Schließlich sind sie für Christen Verstöße gegen Gebote einer höheren, ewiges Recht setzenden Gewalt. Für den Bundestag mag der Besuch des Papstes ein historisches Ereignis gewesen sein. Ob dies auch für seine Reise durch Deutschland gilt, bleibt offen. Wer Nähe zum Papst empfindet, wird sie erleben. Wer distanziert ist, dürfte es weiter bleiben. Dazu hätte es deutlicherer Signale bedurft, und sei es nur zur Überwindung der schmerzenden Kirchenspaltung.

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