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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Reinhard Zweigler zu Klimagipfel/Durban

Regensburg (ots)

Weniger als notwendig wäre, doch immerhin mehr, als vorher befürchtet worden war: Die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz von Durban sind zwiespältig. Es gibt einige Lichtblicke und viel Schatten. So wurde das Fundament erweitert, auf dem in den nächsten Jahren ein wirklich verbindliches, weltweites Abkommen zur Reduzierung von Treibhausgasen aufbauen könnte. In den nächsten vier Jahren soll ein wirkliches Klimaschutzabkommen erarbeitet werden, auf das sich alle Staaten verpflichtend einlassen sollen. Es wäre das allererste seiner Art und ginge weit über den bisherigen Kyoto-Prozess der Gutwilligen hinaus. Allein dies ist schon ein Erfolg. Durban scheiterte nicht, obwohl es durch die hartleibige Haltung vor allen der Unterhändler aus Washington und Peking oft kurz vor einem Desaster stand. Europäer, viele Schwellenländer und Inselstaaten, denen das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht, haben die Chance zur Verhinderung dramatischer Klimaveränderungen erhalten. Vielleicht wird Durban aus historischem Abstand einmal als jener UN-Klimakongress bewertet werden, bei dem die Türen zur Minderung der Klimaveränderungen weit aufgestoßen wurden. Allerdings ist der Weg zu verbindlichem, weltweitem Klimaschutz mit so vielen Wenn und Aber, mit so vielen Unwägbarkeiten und Untiefen gespickt, dass es noch vieler Marathonsitzungen bedarf, bis sich klimapolitische Vernunft vielleicht doch noch Bahn bricht. Ein Durchbruch im Kampf gegen die Erderwärmung war Durban leider nicht. Vielleicht sind der Leidensdruck und schlicht das Problembewusstsein für die gigantischen Herausforderungen noch nicht groß genug. Vor allem bei politischen Eliten und Wirtschaftsbossen in den USA, die klimapolitisch weiterhin ein ziemlicher Ausfall sind, in China, wo allerdings kräftig in umweltschonendere Technologien investiert wird, oder anderswo, ist das Hemd des ungebremsten Wirtschaftswachstums näher als der Rock des Klimaschutzes. Dabei sind rauchende Schlote und ungebremster Ressourcen- und Energieverbrauch schon lange kein Sinnbild mehr für Wirtschaftskraft und Wohlstand. Denn die Bringschuld zur Rettung des Klimas liegt eindeutig bei den Industrieländern, die seit über 150 Jahren wie selbstverständlich die Atmosphäre als gigantische Müllkippe nutzen. Freilich ohne dafür Müllgebühren zu zahlen. Dass Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien für sich erst einmal das in Anspruch nehmen, was die westlichen Länder bereits in Anspruch nahmen, ist nachvollziehbar. Für das Klima ist es freilich verhängnisvoll. Der Atmosphäre ist es schlicht egal, woher die Treibhausgase stammen, die sie aufheizen. Die Wissenschaft ist sich nahezu einig, dass das Zeitfenster zum Umsteuern in der Klimapolitik, beim Umbau der Volkswirtschaften weg von den fossilen, hin zu den erneuerbaren Energien und hin zu wesentlich mehr Effizienz, gerade mal zehn Jahre beträgt. Mit den vagen Beschlüssen von Durban soll jedoch genau diese kostbare Zeit vertan werden. Das ist verantwortungslos. Wahrscheinlich kann der lahme Marsch zur Abmilderung der Erderwärmung auf halbwegs verträgliche zwei Grad bis zur Jahrhundertwende nur durch ein Vorangehen Europas beschleunigt werden. Trotz Finanzkrise verfügt der alte Kontinent, und dabei vor allem Deutschland, über die technologischen und finanziellen Mittel. Die Krux ist, jetzt müssen die Schalter weltweit umgelegt werden. Später kann man nur noch die Folgen des Klimawandels abmildern.

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