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Neues Deutschland: Karawane zieht

Berlin (ots)

Wenn die deutsche Öffentlichkeit, eingeschlossen die deutsche Politik, die Türkei vornehmlich als Bettler an der Tür nach Europa, als Hort tausendundeiner Gefahr für die Zivilisation und als frauen- und christkirchenfeindliches Staatsgebilde diskutiert, dann hat das auf die Türkei so viel Einfluss wie der sprichwörtlich bellende Hund auf die Karawane. Sie zieht weiter. Das Land am Bosporus hat mit dem Osmanischen Reich so viel zu tun wie Deutschland mit Wilhelm II, die Wirtschaft boomt, die türkische Innenpolitik ist so vielschichtig wie die anderer Länder auch. Dass der deutsche Präsident in dieser Woche ein Stück mitreiten darf, wird ihm sicher guttun. Ob es zu Erkenntnissen in Deutschland beiträgt, ist zu hoffen.

Bei der ersten Gelegenheit, die ein deutscher Präsident zum Wort an das Parlament in Ankara erhielt, achtete Wulff jedenfalls vor allem auf die eigene Wirkung. In rhetorischer Umkehr seines Satzes vom Islam in Deutschland teilte er mit, dass das Christentum zweifelsfrei zur Türkei gehöre. Damit wäre das Gleichgewicht an präsidialer Mahnung wohl hergestellt zwischen Deutschland und Türkei. Freilich mittels einer eher peinlichen, weil erneut auf Glaubenssachen verengten Botschaft, auch wenn sie sich als Integrationsbeitrag gibt. Denn man darf vermuten, dass dieser Satz eher der Besänftigung der Kritiker zu Hause diente als dass er zur Mahnung Ankaras taugt. Das Bellen in der Karawanserei Deutschland dürfte damit neu angefacht werden.

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