Westfalenpost: Unterwegs Integrationsgipfel ist wichtiger Schritt
Hagen (ots)
Von Nina Grunsky
Schön, dass sie darüber geredet haben. Dass sie miteinander geredet haben - nicht übereinander. Selbst wenn, um ein altes Kanzlerbonmot aufzugreifen, nichts Entscheidendes hinten rausgekommen ist. Konnte es auch gar nicht: Wenn 86 Teilnehmer drei Stunden miteinander sprechen (darunter viele wortgewandte Politiker), bleibt jedem einzelnen nicht viel zu sagen. Immerhin gibt es kleine Versprechen: Das Angebot an Integrationskursen will man ausweiten, mehr Sprachförderung für Kinder anbieten. In erster Linie jedoch ist der Gipfel ein Symbol. Und die Wirkung solcher Symbole in der Politik darf man nicht unterschätzen. Mehr als 40 Jahre nachdem die Bundesrepublik ausländische Arbeitskräfte angeworben hat, haben sich Politiker, Kirchen, Verbände und Einwanderer zusammen an einen Tisch gesetzt. Zugegeben, der Platz war ungleich verteilt: Man darf sich zumindest wundern, dass die Kanzlerin acht Ministerpräsidenten und Landesminister eingeladen hat, acht weitere Mitglieder der Bundesregierung - aber nur sechs Vertreter von Einwanderergruppen. Ein Jahr lang wollen sie einen nationalen Integrationsplan ausarbeiten. Die Praktiker an der Basis mögen sich die Haare raufen, weil dabei kaum noch viel Neues herauskommen kann. Worauf es ankommt, ist bei denen, die sich täglich um Einwanderer bemühen, bekannt. In Ländern und Kommunen haben sich Neu- und Altbürger schon lange zusammengesetzt, um zueinander zu finden. Dennoch ist es gut, dass diese Debatte zusätzlich im Bund geführt wird, wo ein Gutteil der richtunggebenden Gesetze verabschiedet wird. Doch per Gesetz und Mehrheitsbeschluss allein lässt sich Integration nicht verordnen. Zwar müssen klare Regeln gelten, an die sich alle halten, die hier leben wollen. Zwar muss, wer in dieser Gesellschaft klar kommen möchte, ihre Sprache können. Doch Integration heißt auch, aufeinander zuzugehen. Der Gipfel kann beiden Seiten diesen Weg ebnen. Die Einwanderer müssen naturgemäß das größere Stück der Strecke zurücklegen. Die Mehrheitsgesellschaft jedoch sollte sich auch bewegen. Es wäre schön, wenn wir nach diesem Gipfel auf Neubürger so fröhlich zugingen wie auf die WM-Gäste.
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