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Westfalenpost: Kommentar zu Justiz
Am Rande der Barbarei /Das Internet und der Fall Lena /Von Martin Korte

Hagen (ots)

Vorverurteilungen, Hassparolen, gar Aufrufe zur Lynchjustiz - die Vorfälle im Zusammenhang mit dem Mord an der elfjährigen Lena in Emden grenzen an Barbarei. Im Schutz der Anonymität spielen Anstand und Moral für viele Menschen offenbar keine Rolle mehr. Nachdem die (unter Erfolgsdruck stehende) Polizei einen 17-Jährigen als Verdächtigen präsentiert hatte, stürzte sich die virtuelle Öffentlichkeit auf den vorgeblichen Täter. Mit ganz realen Folgen: Aufgebrachte Bürger belagerten stundenlang das Polizeigebäude in Emden und forderten die Herausgabe des "Mörders". Im Internet prallen zwei Rechtsgüter aufeinander: die freie Meinungsäußerung auf der einen und der Schutz der Persönlichkeit vor Eingriffen in den individuellen Lebens- und Freiheitsbereich auf der anderen Seite. Viele fordern das erste und vergessen das zweite. Es mangelt an moralischen Instanzen. Das Internet entwickelt sich mehr und mehr zu einem rechtsfreien Raum. Die Politik steht machtlos da; sie kennt auf viele offene Fragen keine Antworten und wird vom Tempo der Entwicklungen überrollt, zumal im "www" auch international unterschiedliche Rechtsauffassungen aufeinandertreffen. Die Polizei ist schon allein angesichts der Masse der Meinungsäußerungen im Netz überfordert. Es wäre auch die Aufgabe der etablierten Medien, Ordnung in dieses Meinungs-Chaos zu bringen und zur Mäßigung aufzufordern. Im Fall Lena sind einige Organe leider an dieser Herausforderung gescheitert. Sie ließen sich treiben - vom Internet.

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Westfalenpost Hagen
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