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Westfalenpost: Kommentar zu Leiharbeit /Auf der Suche nach neuen Schlupflöchern/Werkverträge lösen Leiharbeit ab/Von Lorenz Redicker

Hagen (ots)

Gerade erst ist der Missbrauch der Leiharbeit durch Arbeitgeber vom Gesetzgeber begrenzt worden - da haben findige Lohndrücker schon eine neue Möglichkeit gefunden, Tarife, namentlich auch den neuen Mindestlohn in der Zeitarbeit, zu umgehen. Das Mittel der Wahl ist dabei ein altes: Werkverträge existieren bereits seit Jahrzehnten. Vergeben wurden sie für Arbeiten, die nur gelegentlich anfallen, für die also im eigenen Unternehmen gar kein Personal vorhanden war. Die plötzlich massiv ansteigende Zahl der Werkverträge ist indes ein sicheres Indiz dafür, dass es längst nicht mehr um diesen klassischen Einsatz geht. Jetzt sollen Tariflöhne und -bedingungen umgangen werden. Dass es für die Werkvertragler einen Tarifvertrag gibt, hilft wenig, wird doch dieses mit der dubiosen Gewerkschaft DHV geschlossene Vertragswerk oft umgangen. Abgesehen davon, dass der Lohn selbstredend noch einmal deutlich unter dem Mindestlohn der Zeitarbeit liegt. Das Problem für Gewerkschaften wie Betroffene: die Nutzung von Werkverträgen ist legal, es gibt bislang keine Handhabe gegen deren Missbrauch. Die Bundesarbeitsministerin hat vor wenigen Tagen verlauten lassen, dass es mehr Transparenz bedürfe und mehr Kontrolle. Ob das reicht? Gesetzlichen Handlungsbedarf jedenfalls sieht Ursula von der Leyen nicht. Immerhin gibt das Ministerium inzwischen zu, dass ein Problem mit Werkverträgen bestehen könnte - bis vor wenigen Wochen war man im Hause von der Leyen so weit noch nicht. Für Arbeitgeber ist die Nutzung von Werkverträgen eine Möglichkeit, (Lohn-)Kosten zu drücken. Im wachsenden Wettbewerb ist das sicherlich nicht zu unterschätzen. Ob ein Unternehmer damit aber mittel- oder langfristig gut damit fährt, ist noch die Frage: motivierte Mitarbeiter lassen sich mit Hilfe von Werkverträgen wohl kaum gewinnen. Fakt ist: Mit Hilfe von Werkverträgen könnte letztlich praktisch jede Arbeit, die in einem Unternehmen anfällt, ausgelagert werden. Der Problemdruck wird also wohl noch steigen. Und die Bundesregierung irgendwann reagieren. Sicher ist: Findige Lohndrücker werden dann andere Schlupflöcher finden.

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Westfalenpost Hagen
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