Alle Storys
Folgen
Keine Story von Neue Osnabrücker Zeitung mehr verpassen.

Neue Osnabrücker Zeitung

Neue OZ: Kommentar zu Türkei
Innenpolitik
Demonstrationen

Osnabrück (ots)

Der schwache Mann am Bosporus

Die Demonstrationen auf dem Taksim-Platz in Istanbul sind für den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Chance, doch er vermasselt sie gerade gründlich. Statt die Möglichkeit wahrzunehmen, im Umgang mit den Protestlern Besonnenheit zu zeigen und Überzeugungsarbeit zu leisten, poltert er herum, erdichtet abwegige Verschwörungstheorien und lässt die Polizei brutal gegen Aktivisten vorgehen. Erdogan will sich als starker Mann profilieren. In Wirklichkeit entlarvt er seine Schwäche.

Denn dadurch, dass er Widerständler niederknüppeln lässt und ein Ende der Toleranz verkündet, verrät der Premier seinen Unwillen zu einer politischen Lösung. Auch wenn er Gespräche mit Vertretern der Demonstranten angekündigt hat: Zu einem echten Dialog scheint Erdogan nicht bereit. Viel zu offensichtlich versucht er durch die harte Polizeioffensive auf dem Taksim, seine Gegner einzuschüchtern.

Sein Verhalten diskreditiert ihn als verlässlichen Partner des Westens am Tor zur islamischen Welt. Diese Rolle kann niemand glaubwürdig einnehmen, der kritische Bürger gewaltsam bekämpft. Die Protestler auf dem Taksim bilden keine homogene Gruppe, doch in erster Linie handelt es sich um westlich orientierte, gebildete, urbane Türken, die sich ihre Lebensweise nicht von der islamisch-konservativen Regierung vorschreiben lassen wollen. Erdogan stellt sie als Kriminelle dar, dabei sind sie die Hoffnungsträger auf dem türkischen Weg nach Europa.

Franziska Kückmann

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Neue Osnabrücker Zeitung
Weitere Storys: Neue Osnabrücker Zeitung
  • 11.06.2013 – 22:00

    Neue OZ: Kommentar zu Iran / Wahlen

    Osnabrück (ots) - Spannung nimmt zu Die heiße Phase des Präsidentschaftswahlkampfs im Iran ist geprägt von Nervosität, Agitation und Taktik. Keine Frage: Der Urnengang am Freitag wird spannend. Zwar gibt es Anzeichen dafür, dass Revolutionsführer Ali Khamenei auch vor Wahlmanipulation nicht zurückschreckt, um seinen persönlichen Berater, den erzkonservativen Kandidaten Ali Akbar Welajati, zum Nachfolger von ...

  • 10.06.2013 – 22:00

    Neue OZ: Kommentar zu USA / Regierung / Geheimdienste

    Osnabrück (ots) - Viel Hysterie Die USA sind kein Überwachungsstaat. Die US-Geheimdienste haben aber ein Überwachungsproblem. Das zeigen die Enthüllungen über das Internet-Spähprogramm Prism und die Veröffentlichung unzähliger Geheimdossiers durch Wikileaks auf spektakuläre Weise. In beiden Fällen konnten Mitarbeiter unterer Dienstränge ohne großen Aufwand in den Besitz hochbrisanter Informationen in Hülle ...

  • 10.06.2013 – 22:00

    Neue OZ: Kommentar zu Wahlen / Bundestag / Gesellschaft

    Osnabrück (ots) - Zufriedene Nichtwähler Es muss offenbar nicht beunruhigen, dass immer weniger Wahlberechtigte über die Abgeordneten des nächsten Bundestages mitentscheiden wollen. So paradox es zunächst erscheint: Man kann dem sogar etwas Positives abgewinnen. Denn weil es den Deutschen vergleichsweise gut geht, halten es viele für unnötig, sich an der politischen Willensbildung zu beteiligen. Frust, Protest und ...