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Neue OZ: Kommentar zu Robert Enke

Osnabrück (ots)

Eine Überdosis Trauer?
Darf man in diesen Tagen Unbehagen empfinden über die 
allgegenwärtige Trauer um Robert Enke? Unbehagen über eine 
Gedenkfeier im vollen Stadion, übertragen von fünf TV-Sendern? Man 
darf, denn die Dimension der öffentlichen Trauer und der 
Berichterstattung war nicht immer angemessen.
Eine Frage bleibt: Warum nehmen so viele Menschen Anteil an Tod 
und Leben eines Fußballers? Bestimmt auch, weil Enke als fairer 
Sportler und ehrlicher, bescheidener Mensch wahrgenommen wurde.
Doch das reicht nicht als Erklärung für eine Idolisierung, die an 
die Trauer-Hysterie um Lady Di oder Michael Jackson erinnert. Der 
Vergleich ist nicht zufällig, denn auch sie waren berühmte, aber 
gebrochene Persönlichkeiten; Menschen, die bei aller Popularität und 
allem Erfolg mehr als nur ein kleines Päckchen zu tragen hatten. 
Solche Idole sind uns näher als die perfekten, unantastbaren 
Superstars.
Aber die Anteilnahme für Enke und seine Familie hat auch mit 
seiner Krankheit zu tun, mit seinen Versagensängsten und dem 
Erfolgsdruck, unter dem er stand. Das Gefühl der Überforderung und 
der Zwang zum Funktionieren sind vielen von uns vertraut aus einem 
Alltag, in dem für Schwächen wenig Platz ist.
Erst recht nicht in dem knallharten Erfolgssystem Spitzensport, 
insbesondere im Millionengeschäft Fußball. Alle, die an diesem Rad 
mitdrehen, hielten inne, fassungslos und betroffen. Wir glauben allen
die Reinheit ihrer Gefühle.
Aber wir wünschen uns von jedem Einzelnen, dass er etwas von dieser 
Betroffenheit in den Alltag mitnimmt. Trainer und Spieler, Manager 
und Funktionäre, Fans und Journalisten können dafür sorgen, dass von 
der Trauer um Robert Enke mehr bleibt als die Erinnerung an ein 
perfekt inszeniertes Event der Tränen.
Die Hoffnung darauf ist da, denn Teresa Enke hat uns gelehrt, was 
Hoffnung ist: etwas, das Sinn hat - egal, wie es ausgeht.

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207

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