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WAZ: Koalitionsfrage offen: Bremer Signale - Leitartikel von Rolf Potthoff

Essen (ots)

Steht Bremen vor dem politischen Wechsel? Es wäre
für den Stadtstaat ein Clou: Seit zwölf Jahren hatten sich SPD und 
CDU dort kommod eingerichtet. Dass Große Koalitionen 
Übergangslösungen sind, schienen SPD und Union beharrlich widerlegen 
zu wollen. Der Sonntag hat sie ernüchtert: Sozial- und 
Christdemokraten haben schmerzhafte Blessuren erlitten. Die Sieger 
heißen Grüne und Linkspartei.
Diese Wahl, deren Themen ebenso wenig prickelnd waren wie die 
Spitzenkandidaten, sendet Signale bis nach Berlin. Denn ungeachtet 
der eigennützigen Nibelungentreue der CDU gegenüber der SPD (ihre 
einzige Chance der Machtteilhabe an der Weser) behält sich die SPD 
auffällig deutlich die Möglichkeit des Koalitionswechsels vor.
Sie hat es in der Hand, die seit 2005 bundesweit verschwundenen 
rot-grünen Bündnisse zu reaktivieren. Ob das Bremen hilft, ist nicht 
gewiss. Bremen steckt in einer fatalen Finanzkrise, die zu beheben 
eher die gebündelte Kraft großer Parteien benötigt. Doch ein 
rot-grünes Bündnis entspräche nicht nur einem wachsenden 
Wählerbedürfnis in Bremen. Ein - oft totgesagtes - Rot-Grün wäre ein 
Zeichen für die Wahlen in 2008 und gäbe den verunsicherten 
Sozialdemokraten in Bund und Ländern perspektivisch Spielraum zurück.
Auch in Merkels Koalition, die klar Verschleißstellen zeigt. Und - es
ist in Bremen wie im Bund der kleinere Partner, der sich schlechter 
profiliert und an Wähler-Wahrnehmung einbüßt.
Eine noch weitreichendere Bedeutung aber kommt dem erstmaligen 
Einzug der Linkspartei in ein West-Parlament zu. Liberale, 
Bürgerliche, Konservative mögen erschrocken zur Kenntnis genommen 
haben: Da deutet sich - bei aller Vorsicht gegenüber solchen 
Prognosen - der Anfang an für eine dereinst mögliche Mehrheit links 
der Mitte in den Parlamenten. Dass die Linke sagt, sie wolle 
Opposition sein, wolle die etablierten Parteien treiben, hat nicht 
viel zu bedeuten: Im Berliner Senat hat die Linkspartei trotz all 
ihrer radikal-sozialer Lippenbekenntnisse knallharte Sparpolitik 
mitgemacht. Und dass es in West-Ländern (womöglich in Zukunft trotz 
bisher kategorischer Ablehnung durch die SPD auch im Bund) keine 
rot-rot-grünen Bündnisse geben wird - wer will darauf schwören?
Auf ganz kurze Sicht aber profitiert nicht zuletzt jemand von 
Bremen, der derzeit Erfolge braucht: Parteichef Beck wird sich das 
Abschneiden der SPD, die ja stärkste Kraft bleibt, auch an die eigene
Brust heften. Hoffend, dass die Zweifel in eigenen Reihen an ihm 
wenigstens vorerst verebben.

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Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

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