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WAZ: Viele neue Schüleranmeldungen: Die Gesamtschule lebt! - Leitartikel von Birgitta Stauber-Klein

Essen (ots)

Mal vorausgesetzt, das Thema Schulsystem in NRW wird
frei von jeglicher Weltanschauung diskutiert; und zwar 
wissenschaftlich, gesellschaftlich und politisch. Dann müssen wir - 
ganz wertfrei - feststellen: Das Nebeneinander von fünf 
weiterführenden Schulformen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium, 
Gesamtschule, Förderschule) in NRW hat ausgedient.
1. wissenschaftlich: In keinem anderen OECD-Land entscheidet die 
Herkunft des Kindes so sehr über den Bildungserfolg wie in der 
Bundesrepublik. Überproportional viele Kinder aus armen Verhältnissen
und aus Migrantenfamilien bekommen nur eine Hauptschulempfehlung. Die
Bildung von Hauptschülern reicht aber nicht aus, um auf dem 
Arbeitsmarkt bestehen zu können.
2. gesellschaftlich: Die Gesamtschule ist bei Eltern und Schülern 
etabliert, wird nachgefragt, ebenso wie das Gymnasium. Auf die 
Hauptschule will niemand mehr, sie ist zur Restschule verkommen.
3. politisch: Die schwarz-gelbe NRW-Regierung kann am Elternwillen, 
am Abstimmen mit den Füßen, nicht vorbeiregieren. Zumal die Träger 
und damit die Kommunen über Schulgründungen und -schließungen 
entscheiden. Mit der Folge, dass sich im westfälischen Emsdetten 
selbst die CDU für die Gründung einer Gesamtschule einsetzt.
Diese Entwicklung zeigt: Es wäre vernünftig, die offensichtlich 
gescheiterten Hauptschulen und auch Realschulen als merkwürdige 
Mischform abzuschaffen. Weil die Gesamtschule - oder nennen wir sie 
lieber Gemeinschaftsschule (der Begriff Gesamtschule ist auf Grund 
einer jahrzehntelangen, völlig ideologisierten Diskussion negativ 
besetzt) auch Kindern Chancen bieten, die noch einen 
Entwicklungsschub vor sich haben - ob sie nun Abitur machen wollen 
oder lieber eine ordentliche Berufsausbildung nach der 10. Klasse.
Wenn die Landesregierung nun erklärt, der Boom der Gesamtschulen 
erklärt sich durch den geburtenstarken Jahrgang der künftigen 
Fünftklässler, dann müssten die Anmeldezahlen auch an den 
Hauptschulen steigen. Tun sie aber nicht, im Gegenteil. Die 
Umwandlung der Hauptschulen in Ganztagsschulen ist wohl nur als 
verzweifelter Versuch zu werten, diese Schulform irgendwie zu retten.
Abgesehen davon ist der Gesamtschulboom sogar von Schwarz-Gelb 
beflügelt worden: Durch das Turbo-Abi. Das geht eben vielen Eltern zu
schnell.
 Die Gesamtschule lebt, weil sie allen Kindern Chancen bietet. Das 
Gymnasium, weil es die besten Chancen bietet. Was brauchen wir mehr?

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Thomas Kloß
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de

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